Hallo Sylvia,
ich glaube Du hast mein Posting falsch verstanden. Ich habe weder Tonka als Maß aller Dinge genommen (wobei ich nicht glaube, dass Tonka ein Einzelfall unter den RR ist) noch habe ich irgendwie behauptet dass es keinen RR gibt der jagt bzw. nicht abrufbar ist.
Selbstverständlich kenne ich RR die abrufbar sind. Was nützt aber ein abrufbarer Hund, der aus der Sicht ist und somit nicht abgerufen werden kann, wenn er beschlossen hat ein Eichhörnchen zu verfolgen? Die Gefahr dabei ist doch, dass der Hund lernt wie viel Spaß man auch ohne Herrchen und Frauchen haben kann. Wenn sich das erst verfestigt, hat der Hundeführer ein echtes Problem. Natürlich kommt der Hund auch dann irgendwann von selbst zurück, aber der Hund sagt im Eifer des Gefechts sicher nicht – „hups da ist eine Straße, da laufe ich nicht rüber“ oder „oh, da sitzt ein Jäger auf dem Ansitz, ich unterbreche schnell meine Jagd und gehe auf den Weg zurück“.
Ich kenne sogar 3 RR die überhaupt nicht jagen und trotzdem würden die Halter ihre Hunde (vor allem in jungen Jahren) sie nicht unbeaufsichtigt auf einem uneingezäunten Grundstück laufen lassen. Da sie mit großer Wahrscheinlichkeit anfangen würden die Gegend zu erkunden – sie würden auch wieder kommen – aber was kann alles in dieser Zeit passieren? Ich bin auch davon überzeugt, dass man einem RR beibringen kann ein uneingezäuntes Grundstück auf gar keinen Fall zu verlassen, nur ist das ein sehr anstrengender und langer Weg.
Ich habe schon RR kennen gelernt für die der Hundeführer „der Held der Welt“ war – bis zur Pubertät. Auf einmal haben diese armen Hunde an Gedächtnisschwund gelitten und sogar vergessen wie sie heißen. Alles war interessant, aber bestimmt nicht Herrchen, Frauchen oder das Lieblingsspielzeug. Kommandos wie Sitz, Platz oder bei Fuß haben diese armen Tiere noch nie zuvor gehört und zu allem Überfluss stellten Sie dann auch noch fest, dass andere Rüden/Hündinnen ja Konkurrenten sind. Klar diese Phasen gehen wieder vorbei, aber die Gefahr in dieser Zeit ist doch, dass der Hund sich verselbstständigt und seinem Jagdtrieb nachgeht (denn einen RR ohne Jagdtrieb zu finden ist wohl nicht möglich)bzw. einfach lernt Dinge zu tun die ihm Spaß machen. Das alles ist selbstbelohnend und der Hund wird daran richtigen Spaß finden, wenn dem Hundehalter die Zeit in so einer Phase fehlt dem entgegenzulenken.
Denn wenn diese Hunde auch sonst bei den leichtesten Kommandos so tun, als würde man sie komplett überfordern, so lernen sie doch in einer rasenden Geschwindigkeit wie man Herrchen und Frauchen austricksen kann um so das zu tun wozu man wirklich Lust hat.
Ich denke einfach, dass einem dies vor der Anschaffung eines RR einfach klar sein sollte, damit es nicht nach 2-3 Jahren heißt: „Guten Tag Frau Linnerth, ich glaube der RR passt gar nicht zu mir“.
@ Lenapi:
RR sind super tolle Hunde, die mit Sicherheit alles lernen können, nur sollte man wissen, dass man wahrscheinlich 3-4 Schäferhunde in der gleichen Zeit ausbilden könnte wie einen RR.
Ich glaube schon, dass auch RR sich an älteren Hunden orientieren, wobei man einem Hund niemals die Erziehung eines anderen Hundes überlassen kann (ich weiß, dass Dir das klar ist).
Meiner Erfahrung nach, sollte man so früh wie möglich einem RR spielerisch aber natürlich konsequent zu erziehen. Ein RR braucht sehr viel Beschäftigung, womit ich nicht nur Auslauf sondern auch die Kopfarbeit meine. RR haben wunderbare Nasen und diese sollte man auch auslasten. Das heißt viele Suchspiele (Ball, Quietschtiere, was auch immer). Hierbei ist viel Geduld gefordert, denn der RR muss ja ersteinmal begreifen was er tun soll bzw. dass das auch Spaß macht.
Es gibt nichts Schöneres für mich als einem freudig „arbeitenden“ RR zuzusehen. Da hält einfach kein anderer Hund mit.
Tipps zur Auslastung eines Jagdhundes kannst Du bestimmt auch von Sabrina (Lia Josie) hier aus dem Forum bekommen. Oder such mal in alten Threads unter Jagdtrieb oder auch Zaunhöhen. Ich denke dann kannst Du noch eine breitere Meinung zu Deiner Ausgangsfrage erhalten.
Und ich gebe Fenris absolut recht, dass ein RR letztlich auch nur ein Hund ist – aber bestimmt kein einfacher Hund (im Sinne der allgemeinen Gebrauchshunde im Vergleich mit Windhunden oder nordischen Hunden ist ein RR garantiert super einfach).
Viel Spaß bei Deiner Entscheidung.
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