Zitat Zitat von kangoookup
Ich habe an euch einige Fragen zu diesem Buch: Hat jemand von euch dieses Buch auch schon gelesen? Habt ihr auch positive Erfahrungen mit dieser Mehtohde gemacht? Negative womöglich?
hallo Gerit,
ich hatte dieses Buch geschenkt bekommen auch mit dem Hinweis, das ist eine gute Methode, den Hund richtig zu erziehen. Ich selbst halte aber gar nichts von dem Buch. Ich will es nicht in jeder kleinen Einzelheit verwerfen, aber mal an einigen Stellen zeigen, was mir nicht gefällt.
Als allererstes widersprechen die meisten Aussagen zum Verhalten im Wolfsrudel allen neueren Forschungsergebnissen. Dennoch baut Jan Fennel darauf ihre Erziehungsmaßnahmen auf.

Ich selber beobachte sehr gern die erwachsenen Hunde, wie sie mit Welpen und Junghunden umgehen und ihnen dabei etwas beibringen. Die Hunde selber sind meine besten Lehrherren.

Ich versuche einmal Jan Fennel'`s Methode kurz zu zitieren, wie sie dem Hund beibringen will, zuverlässig zu kommen. (Im Buch ab Seite 82)
"Und bitte, denken Sie daran, dass Sie im weiteren Verlauf des Trainings immer Blickkontakt mit Ihrem Hund suchen und ihn stets mit seinem Namen rufen. Ganz wichtig ist natürlich auch, die Belohnung nicht zu vergessen..."
(Bei der Belohnung geht es dann um was Fressbares, Käsestückchen usw.)
"und dazu lobende Worte wie "braver Hund!"..." "Außerdem empfehle ich, ihm sanft über Kopf und Nacken zu streicheln."

Hunde müssten sich laut Jan Fennel nun folgendermaßen verhalten, wenn ihre Methode der Hundesprache entspricht:
Der ältere Hund starrt den Junghund an, bellt seinen jeweiligen Namen. Er hat dabei ein Fleischstück im Maul, das er dem Junghund gibt, wenn dieser zu ihm kommt. Gleichzeitig legt er, wenn der Junghund bei ihm ist, seine Schnauze auf den Kopf und beißt ihn liebevoll zärtlich in den Nacken, bzw.leckt ihn dort ab.

Nun mal ganz ehrlich, wer hat sowas schon mal gesehen?

Wie aber bringt ein gut sozialisierter älterer Hund einen jungen dazu, ihm zu folgen?
Er sucht sich ein Stöckchen, spielt damit herum, immer wieder dicht an der Schnauze des Junghundes vorbei. Dieser will das Stöckchen haben, der ältere rennt ihm mit dem Stöckchen voraus aber immer so, dass der junge Hund ihm folgen kann. Währenddessen blickt der ältere Hund bewusst vom jüngeren weg. Er überlässt ihm das Stöckchen, jagt es ihm wieder ab, usw...
Irgendwann bestimmt der ältere Hund das Spielende, indem er dem jungen Hund den Stock überlässt und sich anderem interessanten zuwendet, zum Beispiel "die Hundezeitung zu lesen". Spielaufforderungen des Junghundes ignoriert er einfach. Schließlich lässt der Junghund den Stock fallen und begleitet den älteren. Ist es jedoch so ein richtiger Ridgiejunghund, wird er kurze Zeit später den älteren Hund wieder auffordern zu spielen und mit sehr großer Wahrscheinlichkeit geht dieser, nachdem er erst noch einmal Ignoranz zeigt, dann darauf ein, indem er erst einmal wegstürmt und der kleine hinterher.

Dieses Verhalten kann man nun auf das Spiel Mensch/Hund (gutes Konditionstraining für den Menschen ) und auch auf die "Hier"übung übertragen. Bei letzterer wird der Hund von einer Hilfsperson an der Leine festgehalten. Der Besitzer rennt ohne Blickkontakt zum Hund so schnell er kann vom Hund weg. Der Hund wird schon ganz aufgeregt, zieht an der Leine (hierbei darf er das), jault vielleicht sogar, schließlich wird die Leine losgelassen. Der Hund flitzt wie ein Blitz zu seinem Besitzer, der ausgelassen mit ihm spielt (Ball, Zerrspiel). Diese Übung kann man später mit dem begeistert gerufenen "hier" (genau in dem Moment, in dem der Hund mit der Leine losgelassen wird) verbinden. Auch kann man Leckerchen zur Belohnung einsetzen, ist aber nur ein Ersatz.

Diese Übung war bei uns die Grundlage für das freudige Herankommen von Ayla.

Das Streicheln über Kopf und Nacken als "Belohnung" dagegen hat so manchem Hund schon die Freude am Kommen verdorben, für den Hund ist diese Geste mehr eine bestrafende. Kurz mit hoher Stimme loben lernt der Hund da schon eher zu akzeptieren. Schließlich ist er nicht dumm und bekommt mit, was die Menschensprache ist. ;)

Lieber Gerit, so könnte ich dir noch hundert weitere Stellen auseinandernehmen und es ist meiner Meinung nach nicht von ungefähr, dass in dem Buch Fotos fehlen.
Sieh mal in "Hedis Galerie" nach, wie da Vater Simba mit seiner Tochter Ayla spielt. Das Bild sagt mehr als alle Worte.

Bitte richtet Eure Erziehung nicht nach diesem Buch aus.
Liebe Grüße Hedi