Die Hündin meiner Freundin musste vor ca. 2 Jahren nach kurzer, schwerer Erkrankung
im Alter von 8 Jahren eingeschläfert werden. Mein damals sechsjähriger Sohn registrierte sehr wohl die Krankheit und ihre Folgen und wir haben jedes Gespräch darüber möglichst sachlich geführt und den nahenden Tod irgendwie eingeflochten. Trotzdem blieb es irgend-
wie unbegreiflich für ihn.

Bis dahin kannte er es nicht, das Haustiere versterben, sondern nur das würdige Beerdigen
von Amselküken oder altersschwacher Tauben., die wir im Garten fanden.

An dem Tag als Kira starb, habe ich zuerst allein meine Freundin besucht. Sie hatte
Kiras Leichnam an ihrem Lieblingsplatz im Garten auf eine Decke gelegt. Wir haben uns
zu ihr gesetzt und unsere gemeinsamen Jahre Revue passieren lassen.

Dann habe ich meinen Sohn und meine Hündin nachgeholt, habe ihm allerdings schon
zuhause erzählt, was passiert war und ihn entscheiden lassen, ob er mit uns Abschied
nehmen will oder nicht.

Ich war sehr bewegt, dass er seine Kostbarkeiten der laufenden Saison als Grabbei-
gaben mitnahm, eine Bussardfeder, einen kleinen selbstgewebten Untersetzer und
einen schönen Kieselstein.

Meine Hündin war sehr desinteressiert, sie nahm das Geschehene schon am Gartentor
wahr. Mein Sohn legte sich zu Kira, weinte, streichelte sie immer wieder und erzählte ihr erstaunlicherweise viele tröstende Worte, wie schön es sei, dass ihr nichts mehr weh täte,
dass sie andere Hundekumpel im Hundehimmel treffen würde etc.

Später half er mit, ihre letzte Ruhestätte auszuheben. Wir haben Kira feierlich beerdigt,
jeder sprach aus, warum wir sie so geliebt haben. Er half mit, das Grab zu schließen.
Danach saßen wir noch lange beisammen und haben ganz ganz viele Erinnerungen raus-
gekramt, die uns unter Tränen zum lachen brachten.

In den Tagen danach waren wir alles sehr sehr traurig, Kira war ein Teil auch unseres Lebens gewesen und insbesondere abends weinte er oft um sie. Wir haben dann immer versucht, die Erinnerung an sie bewußt anzunehmen und zu genießen.

Meine Freundin schenkte ihm Wochen später einen Stoffhund, einen Berner, wie Kira
es war. Er entschied selbst, den Hund Kira zu nennen. Seine Begründung war, so
habe er sie doch näher bei sich.

Kurz darauf kam Jonas ins Haus meiner Freundin. Ein Rabauke sondergleichen und
für meinen Sohn die herrliche Gelegenheit, einen Welpen aufwachsen zu sehen. Die
beiden waren von Anfang an ein Dream-Team, dennoch dachte und denkt er heute
noch heute gern an seine Zeiten mit Kira zurück.

Im Bekanntenkreis mit kleineren Kindern habe ich gehört, dass diese den Verlust des
eigenen Hundes zwar registriert haben, aber meistens schnell durch anderes abgelenkt
waren.

Unsere eigene Hündin ist nun elfeinhalb und trägt einige gesundheitliche Handicaps.
Zur Zeit geht es ihr ziemlich gut und wir freuen uns über die guten Tage. Allerdings
sah es auch schonmal schlecher aus und wir haben uns in langen Gesprächen über
das unterhalten, was kommen wird.

Ich wollte mich nicht dazu verleiten lassen, einen Nachfolge-Hund ins Gespräch zu bringen
und so haben wir uns darauf geeinigt, dass unser Herz ein Haus mit vielen Zimmern ist.
Viele Zimmer sind fest bezogen, auch wenn wir die Bewohner nicht mehr alle mit eigenen
Augen sehen können. Sie sind da, unverrückbar. So wie Kira. Und sollte ein neuer Bewohner einziehen, dann bekommt er auch ein neues Zimmer.

ara