Hallo Malte,
dass Du Dir vor der Anschaffung eines Hundes Gedanken machst, finde ich sehr gut. Viele Leute schaffen sich aus einer Laune heraus einen Hund an, und wenn dann die ersten Komplikationen auftreten, wird dumm aus der Wäsche geschaut.
Du musst Dir im Klaren sein, dass Du Dir mit einem Hund einen Begleiter für die nächsten 10 bis 15 Jahre anschaffst. Bist Du bereit, Diesem Begleiter täglich ca. 2-3 Stunden zu widmen?
Meinen ersten Hund bekam ich im Sommer 1989, damals war ich noch Studentin und wohnte zu Hause bei meiner Mutter. Den Hund (ein Schäferhund-Dobermann-Mix, damals 6 Monate alt) bekam ich von meinem damaligen Freund. Meine Mutter war total dagegen, aber wir haben sie überredet... Das wäre doch alles kein Problem, wir haben doch genug Zeit, und wenn ich fertig studiert habe, verdienen wir so viel Geld, dass wir uns eine Wohnung mit Garten leisten können... hahahaha... selten so gelacht...
Meinen Hund konnte ich definitiv nicht mit in die Vorlesungen nehmen, das wurde nur in Ausnahmefällen gestattet. Andere Kommilitonen ließen ihre Hunde während der Vorlesung im Auto, das fand ich nicht wirklich gut! Da mein Hund schon stubenrein war, konnte ich ihn tagsüber bei meiner Mutter lassen, bei meinem Nebenjob Abends konnte ich ihn mitnehmen. Die Mittagsrunde übernahm mehr schlecht als recht meine Mutter, sie kam mit dem Hund nicht zurecht, er machte mit ihr an der Leine, was er wollte...
Im Frühjahr 1990 war dann mein BWL-Studium beendet und ich fand direkt einen Job. Natürlich durfte man dort den Hund nicht mit hinnehmen!! Außerdem fuhr ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln, wer schonmal morgens in einer übervollen S-Bahn gestanden hat, weiß, wovon ich spreche. Keine Rede, da einen Hund mit zu nehmen.
Mein damaliger Freund studierte noch. Dann zogen wir zusammen. Nicht, dass Ihr denkt, wir hätten eine Wohnung mit Garten gefunden, die konnten wir uns nämlich mitnichten leisten... Es fand sich noch nicht mal was mit Balkon...
Und mein Exfreund hatte zwecks Finanzierung des Studiums auch noch einen Job, also wurde die Zeit immer weniger für meinen Hund. Er war tagsüber mehrere Stunden alleine.
Dann wechselte ich die Stelle, jetzt war das Leben mit einem geregelten Arbeitstag vorbei, Überstunden waren die Regel, ich kam Abends immer spät nach Hause. Mein Hund war täglich ca. 8 Stunden allein zu Hause. Und dann ging die Beziehung zu meinem Exfreund in die Brüche.
Das Ende vom Lied war, dass wir den Hund schweren Herzens abgegeben haben. Weder ich noch mein Exfreund bekamen eine Wohnung, in der Hundehaltung erlaubt war. Weder mein Exfreund noch ich konnten den Hund mit zur Arbeit nehmen. Auch fanden wir niemanden aus unserem Umfeld, der bereit war, sich tagsüber um den Hund zu kümmern.
Ich kann Dir sagen, es war schlimmer für mich, meinen Hund abzugeben, als mich von meinem Freund zu trennen!
Mein Mann und ich haben uns erst dann wieder Hunde angeschafft, als er im Rahmen seiner Selbstständigkeit von Zuhause aus arbeiten konnte.
Von daher mein Tipp: Überleg wirklich ganz genau vorher die möglichen Risiken und schaffe Vorsorge, dann kann das mit einer guten Organisation schon klappen! Es gibt ja genügend Beispiele, bei denen es wunderbar funktioniert.
Aber es kann auch ganz gehörig in die Hose gehen!
Eine gute Idee ist vielleicht das "Üben" mit einem Ferienhund? Vielleicht hat Du jemanden in der Bekanntschaft/Familie, der Dir mal für 2 Wochen seinen Hund ausleiht, wenn der das mitmacht?
Meine Schwester wollte auch mal unbedingt einen Hund für ihre Kinder. Nach einem Wochenende bei uns ist jetzt plötzlich auch für die Kinder ein Hund kein Thema mehr, weil sie gemerkt haben, welche Ansprüche so ein Tier stellt und dass man selber nicht mehr so flexibel ist, wie in der Zeit ohne Hund.
Viele Grüße
Angela