
Zitat von
SaBine
Ich muss sagen, dass sich mir bei manchen Beiträgen die Fussnägel rollen.
Ich hätte Djambo also, da wir nicht züchten wollen und wollten, kastrieren lassen sollen, damit Besitzer von Hündinnen entspannt ihre Damen in der Hitze laufen lassen können?!
Kastration als Mittel der Wahl, um hündische Interaktion zu entspannen?
Ja nee, iss klar.
Wenn ich mir einen Rüden aussuche, muss mir klar sein, dass er erwachsen wird, und dass damit gewisse Verhaltensveränderungen verbunden sind. Er bleibt nicht der niedliche, zu allen freundliche Welpe, er wird gross, muskulös, kräftig, und Sex ist für ihn ein starker Motivator.
Damit lässt sich arbeiten. Aber zur Arbeit muss ich eben bereit sein und mir klar machen, dass diese Arbeit nie aufhört. Ich kann vieles abmildern, indem ich für eine gute Sozialisation sorge, meinem Hund immer und immer wieder Kontakte auch zu anderen Rüden ermögliche. Ich kann lernen, vorausschauend zu agieren und so viele Probleme gar nicht erst aufkommen lassen. Ich kann mich bei Rüdenbegegnungen "richtig" im Sinne von entschärfend verhalten. Ich kann auch mal die Nerven behalten und aushalten, wenn zwei Rüden die Hackordnung innerhalb von 30 Sekunden klar machen, und zwar meist völlig ohne Verletzungen.
Begegnen mir andere Menschen, die ihre Hunde an der Leine führen, ist es selbstverständlich, dass mein Hund ebenfalls an die Leine kommt.
Für die Hitze von Hündinnen bin ich aber NICHT verantwortlich - darum sollen sich die Menschen kümmern, die sich entschieden haben, ihr Leben mit einer Hündin zu teilen. Ich sorge dafür, dass mein Rüde auf Abstand bleibt, der Rest ist nicht mein Thema.
Ja, Rüden verändern sich. Ja, es kann Probleme geben, wenn unkastrierter Rüde auf unkastrierten Rüden trifft. Aber man kann damit umgehen lernen - es erfordert Mitdenken, vorausschauendes Handeln, viel Geduld, Konsequenz, Liebe, Fürsorge und manchmal auch jedes Quäntchen Muskelkraft, das man aufbieten kann. Wir leben so mit unserem Dicken seit fast sieben Jahren, und während dieser Zeit hat es nicht eine einzige böse Beisserei gegeben. Djambo begegnet regelmässig anderen Rüden, auch unkastrierten, wir haben in der Nachbarschaft einen, mit dem er in freundlicher Coextistenz spazieren geht, und den er sogar auf unserem Hof und in unserem Haus duldet. Die Hackordnung ist klar - dennoch gibt es bei jeder Begegnung erst einmal ungefähr 15 Sekunden lang ein ordentliches Getöse, das auf manche verstörend wirken kann. Die beiden Jungs stürzen sich aufeinander, sie knurren, sie brummen, sie raufen - und dann ists gut.
Für mich (merke: Ich spreche von mir, nicht für andere!) könnte normales Rüdenverhalten niemals Grund sein, einen Hund zu kastrieren. Da müssten schon andere Begründungen her. Ich kann verstehen, dass Menschen eine Kastration aus Angst vornehmen, ihr Hund könne an Krebs erkranken. Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn jemand entscheidet, dass für ihn die Kastration das Mittel der Wahl ist - aber ich finde es absurd, die Verantwortung für die Läufigkeit von Hündinnen an Rüdenbesitzer delegieren zu wollen, oder davon auszugehen, dass Kastrationen Verhaltensprobleme lösen könnten.
Grüssle
Sabine
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