Hallo Tina,
in Bezug direkt auf den Ridgeback kann ich nun keinen Wissenschaftler
aufzählen. Interessant ist aber, dass Ray und Lorna Coppinger in ihrem Buch
"Hunde" expilizit einen Zusammenhang zwischen "Wesen und Aussehen"
herstellen.
ein paar Auszüge:
„Die Hypothese von der Selbst-Domestikation der Hunde durch natürliche
Selektion beruht auf diesem einen Merkmal, der Fluchtdistanz. Der Wolf, canis
lupus, zerfiel zunehmend in zwei Populationstypen – jenen, die es schafften, ihren
Lebensunterhalt von den Abfallhaufen zu beziehen, und jenen, die das nicht
konnten. In dem einen Populationstyp stieg die Häufigkeit der genetischen
Veranlagung zur Zahmheit und diese Population entwickelte sich vermutlich zu
einer neuen Spezies weiter.“ (Coppinger, 2001,62)
Die intensive Selektion auf ein Merkmal hin führt dazu, dass andere spontan und
sprunghaft zu einer neuen Ausprägung gelangen. So könnten Schlappohren, zwei
Läufigkeiten pro Jahr und verschieden farbiges und scheckiges Fell solche
sprunghaften Veränderungen sein. Die intensive Selektion auf die Fähigkeit zum
Stöbern im Müllhaufen könnte unbeabsichtigt zu einer Veränderung dieser
anderen Merkmale geführt haben. (vgl. Coppinger 2001,65)
Ein Beispiel für diese sprunghaften Veränderungen zeigt das Experiment von
Dimitri Belyaev (1979) einem russischen Genetiker, der für eine riesige
Fuchspelzfarm in Novosibirsk verantwortlich war.
Er produzierte, ohne es zu wollen, Füchse mit hundeähnlichen Merkmalen und
zeigte damit einen äußerst wahrscheinlichen Mechanismus der Selbstselektion
von Wölfen zu Hunden. Er selektierte Füchse ausschließlich auf Grund ihres
zahmeren Verhaltens.
Belyaev nahm dieses Experiment in Angriff, weil wilde Füchse auf Pelztierfarmen
sehr schwierig zu halten sind. Selbst nachdem diese wilden Füchse 80 Jahre lang
in Gefangenschaft gezüchtet, aufgezogen und von Menschen versorgt (also
gezähmt) worden waren, machten sie Probleme. Füchse sind in Gefangenschaft
schwer zu halten, genauso wie Wölfe oder andere Wildtiere. Sie sind scheu,
laufen vor den Tierpflegern weg, verletzen sich, wenn sie blindlings gegen Wände
laufen, oder sterben an Überhitzung oder Ersticken, wenn sie sich panisch auf
einen Haufen zusammendrängen. Belyaev und seine Kollegin Ludmilla N. Trut
hatten eine gewisse Variabilität im Defensivverhalten der Füchse in
Gefangenschaft beobachtet, welches sie für angeboren hielten. Wenn das
stimmte, dann konnten sie auch danach selektieren. Die Versuchspopulation
bestand anfänglich aus 465 Füchsen, die willkürlich aus Tausenden von Füchsen
ausgewählt worden waren und unterschiedlich auf Menschen reagierten: 40 %
waren ängstlich-aggressiv, 30 % waren extrem aggressiv, 20 % waren ängstlich
und 10 % zeigten ruhiges Erkundungsverhalten ohne Angst und Aggression.
Allerdings konnten auch die nicht aggressiven Füchse nicht ohne entsprechende
Vorsichtsmaßnahmen versorgt werden, wollte man nicht gebissen werden; es
waren also auch sie wilde Tiere.
Der Unterschied, nach dem Belyaev die in Gefangenschaft gehaltenen Füchse
auswählte, war ihre Fluchtdistanz. Flucht ist ein gefahrenvermeidendes Verhalten
und ein wesentliches Element für das Überleben eines Wildtieres. Die
Fluchtdistanz weist zwei messbare Komponenten auf, nämlich wie nah man an
ein Tier herankommen kann, bevor es versucht zu fliehen bzw. wie weit weg das
Tier läuft.
Belyaev wählte die Erkundungsverhalten zeigenden, ruhigeren Tiere seiner
Fuchspopulation aus und züchtete mit ihnen eine zweite Generation. Für weitere
Generationen setzte er noch strengere Selektionsmaßstäbe an, bis er schließlich
nur noch mit Tieren züchtete, die sich ihm „freiwillig“ annäherten (Umkehr des
Fluchtverhaltens).
Nach der 18. Generation hatte er es auf natürlich zahme Tiere gebracht, die viele
Verhaltensmerkmale der domestizierten Hunde zeigten. Sie unterschieden sich in
einigen Punkten wesentlich von ihren nicht selektierten Zwingergenossen. Sie
reagierten auf Menschen positiv und aktiv. Sie suchten aktiv die Nähe zu ihren
Pflegern und kletterten auf ihnen herum, sie nahmen Futter aus ihrer Hand, sie
saßen auf dem Fensterbrett und warteten, dass jemand kam; sie rollten sich auf
den Rücken, damit man ihnen den Bauch kraulen konnte; sie ließen es zu, dass
Menschen sie herumtrugen und ihnen Spritzen gaben. Sie kamen, wenn man sie
rief.
Sie benahmen sich wie Hunde. Was vielleicht noch überraschender war – sie
sahen auch aus wie Hunde. Ihre Schwanzspitzen wanderten in die Höhe, wie
beim Hund. Sie hatten häufig scheckiges Fell und hängende Ohren, und die
Weibchen wurden nicht mehr einmal, sondern zweimal pro Jahr läufig. Belyaev
notierte: „Sie hören sich sogar an wie Hunde.“
Wichtig ist, dass Belyaev auf keines dieser Merkmale hin gezüchtet hatte.
Verringerte Körpergröße, kleinere Schädel, Gehirne und Zähne sind das Ergebnis
natürlicher Selektion und nicht sprunghafter Veränderungen. Im
Entwicklungssprung bei Belyaev vom Fuchs zum Hund hatten diese Merkmale
keine Veränderung erfahren.
Dieses Experiment liefert daher Beweise, wie die Entwicklung vom Wolf zum
und durch natürliche Selektion vonstatten ging. Beweise die mit nachweislichen
Fakten übereinstimmen. (vgl. Coppinger 2001, 66-68)
Internetquelle: http://www.lovely-workaholics.at/Glaser_Hausarbeit.pdf
Diese Ergebnisse legen dann doch recht nahe, das Aussehen und Wesen/Verhalten
aneinander gekoppelt sind und sich das eine mit dem anderen verändert bzw.
das eine das andere zumindest beeinflusst.
LG
Andy
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