Moin,

zunächst muß ich sagen, dass ich hier im Forum neu registriert bin, aber das ganze bereits seit 2,5 Jahren verfolge.
Wir halten selber seit dem oben genannten Zeitpunkt eine Ridgebackhündin, zu der sich im April des Jahres 2008 ein Rüde aus der Notvermittlung gesellt hat.
Die Fazination Ridgeback hält mich bereits seit 15 Jahren gefangen, seit dem mir die Rasse zum ersten Mal aufgefallen ist.
Ich war zu dem Zeitpunkt glücklicherweise noch nicht in der finanziellen Lage, mir einen solchen Hund anzuschaffen.
Ich sage bewusst glücklicherweise, da ich für einen solchen Hund, was dessen Ansprüche anbelangt, noch nicht reif war.
Wir haben 13 Jahre eine völlig andere Rasse gehalten, bei der wir in der Erziehung sicherlich viele Fehler gemacht haben.
Es waren Fehler, welche die von mir gehaltene Rasse sicherlich besser verziehen hat, als dies ein Ridgeback tun würde.
Wir haben über all die Jahre die Rasse Ridgeback nie aus den Augen verloren, uns mit dieser auseinandergesetzt und sie stets als unsere Traumrasse deklariert.
Ich bin, wie die meisten Ridgebackhalter sicherlich auch, zunächst der optischen Faszination,unbestreitlichen Schönheit und Eleganz der Rasse erlegen.
Heute weiß ich, dass dies zwar angenehme Begleiterscheinungen der Rasse sind, aber nicht zum Kauf einen solchen Hundes führen sollten.
Der Ridgeback fordert aus meiner Sicht eine große Portion Einfühlungsvermögen und Verstand seines Besitzers, um dessen Ansprüchen gerecht zu werden.
Aus meinen heutigen Erfahrungen heraus behaupte ich, dass die Rasse für Einsteiger in die Hundehaltung völlig ungeeignet ist.
Was mich zu diesem Thread führt, ist folgendes :
In der letzten Woche wurden wir telefonisch von unserer Tierärztin Kontaktiert, weil ein Ehepaar in ihrer Praxis auflief, welches ihren knapp 10 Monate alten RR Rüden einschläfern lassen wollte.
Hintergrund war, dass der Rüde die Besitzerin nach Schilderung der Halter angefallen haben sollte.
Der Anruf ging an uns, da unsere TÄ darüber informiert war, dass unser Rüde von Ridgeback in Not übernommen wurde und sie die Kontaktdaten erfragen wollte.
Im Laufe des Telefonats stellte sich heraus, dass Carlos, so heißt der "Kleine", einfach falsch gehalten wurde.
Im fehlten soziale Kontakte zu Artgenossen, Auslauf und eine ridgebackgemäße Erziehung.
Er wurde stets mit lauter Stimme angewiesen, zu tun, was man von ihm erwartet.
Fehlende Geduld schlugen sich hier in anschreien des Hundes nieder.
Wie ich aus eigener Efahrung weiß, ist zwar konsequente Erziehung gefordert, das anbrüllen des Hundes läuft allerdings aus meiner Sicht ins Leere.
Der Hund schaltet auf stur, ist verunsichert und wird mit Sicherheit nicht das tun, was der Halter erwartet.
Der "Angriff" des Hundes geschah nach Schilderung meiner TÄ aus folgender Situation heraus :
Carlos befand sich im Garten der Halter und sollte ins Haus kommen.
Etliche Versuche, dies auf vebalen Wege zu erreichen, waren nicht von Erfog gekrönt, worauf hin die Halterin den Hund mittels lautstarken Äußerungen und wild gestikulierend an die Leine nehmen wollte.
Carlos fasste diese Gesten und das ihm gewohnte Geschrei wohl als Aufforderung zum Spiel auf und sprang die Halterin an.
Der Hund wiegt bereits 40kg und ist mit seinen Ridgebackkrallen einmal der Länge nach den Oberkörper der Frau hinabgerutscht.
Ich denke, wir alle wissen, welche Spuren diese hinterlassen können.
Desweiteren hat Carlos dann noch den kleinen Finger der Frau mit seinen Zähnen erwischt.
Es war aber wohl, laut Aussage der TÄ, kein Biss sondern eine spielerische Handlung.
Diese Aktion war wohl der Tropfen, welcher das Fass zum Überlaufen brachte.
Dieser Hund sollte weg und wurde aufgrund dieses Vorfalls nun, seitens der Halter, als gefährlich für Kinder eingestuft.
Da die TÄ sich glücklicherweise weigerte, das Tier einzuschläfern, einigten wir uns dahingehend, den Hund unseren beiden RR's vorzustellen.
Das ganze fand auf neutralem Boden bei meiner TÄ statt, die diesen Hund seit dem Welpenalter betreut.
Ich begenete Carlos zunächst ohne meine Hunde und er kam völlig aufgeschlossen auf mich zugelaufen und ließ sich nach kurzen beschnuppern an jeder Stelle anfassen.
Wir ließen ihm noch etwa eine halbe Stunde Zeit, sich an meine Anwesenheit zu gewöhnen und führten dann zunächst meine angeleinten Rüden in den Garten.
Carlos war sofort im siebten Himmel und wollte spielen.
Mein Rüde, ja nun deutlich älter, sah die ganze Sache zunächst etwas distanzierter aber ohne jede Spur von aggression.
Nachdem die Leinen entfernt waren, begann der Hundetanz, in dessen Verlauf Carlos versuchte, meinen Rüden zu besteigen.
Ich kann es nicht anders beschreiben, aber mein Rüde schaute mich mindesten 5 Sekunden fragend an, bevor er Carlos kurz und bündig zeigte, dass er dies nicht dulden würde.
Carlos Verstand schnell, war kurzfristig schwer beeindruckt und näherte sich dann wieder mit Gesten der Unterwürfigkeit.
Die Fronten schienen geklärt.
Als meine Hündin hinzu kam war Action pur, ein wunderschönes Spiel dreier Ridbacks war zu beobachten, in dem mein Rüde definitiv das Sagen hatte.
Agressivität war nicht vorhanden.
Da es über Pfingsten schwer war, Carlos über Ridgeback in Not unterzubringen, riskierten wir es, nach Absprache mit der TÄ, Carlos bei uns Asyl zu gewähren.
Nach kurzem klären der Machtverhältnisse in unserem Garten herrscht seltsamerweise völlige Harmonie.
Carlos ist weit von dem Entfernt, was die Halter beschrieben, er ist nun wohl zum ersten mal ausgelastet und gefordert.
Er ist lammfromm, anschmiegsam und reagiert auf die Grundbefehle, wenn man sie mit ruhiger Stimme spricht.
Was mich am meisten Erstaunt, ist, dass er das Nachtlager der anderen Beiden ohne jeglichen Streß teilen darf.

Hier war definitiv der falsche Hund seitens der Halter gewählt worden, dessen Anspüchen man in keinster Weise nachkommen konnte.
So wie wir wissen, war Carlos bis zum heutigen Tag noch nicht von der Leine.
Die Ersthalter befinden sich im Rentenalter und es ist nicht meine Absicht, diese hier öffentlich anzuklagen.
Es sollte vielmehr ein Apell an die Züchter sein, bei der Vergabe der Welpen genaustens zu selektieren und alles daran zu setzten,un zu verhindern, dass der Ridgeback ein Modehund wird.

Wir gehen des Öfteren mit unseren Hunden in die Innenstadt von Leer, um die Hunde an größere Menschenmengen zu gewöhnen.
Im Verlauf dieser Spaziergänge werden wir sehr häufig auf die Beiden Angesprochen und gefragt, was das für Hunde seien.
Ich bin mittlerweile geneigt, zu sagen, es seien einfach braune Hunde, um zu verhindern, dass die Rasse sich ausbreitet und die Seiten von Ridgeback in Not weiter füllt.

Zu guter letzt sei erwähnt, dass Carlos bei uns ein neues zu hause gefunden hat.


Freundliche Grüße


cockroach