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Also er wurde für die Großwildjagd gezüchtet, aber wird er auch noch heute, bzw hier in Europa zur Jagd geführt? Wenn nein, wieso nicht? Wie stark ist der Jagdtrieb noch vorhanden verglichen mit anderen Jagdhunden, Vizsla, Retriever, etc.?
Die RR AG kann dir dazu einiges sagen. Der Jagdtrieb ist bei den meisten vorhanden. Ich kenne bislang keinen, der nicht zumindest die Ohren spitzt und überlegt, wenn mal Wild den Weg kreuzt. Ob er es dann durchstartet, hängt vom Trainingsstand und der Umsicht des Halters ab.

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Dann der Charakter, mir ist schon klar, dass jeder Hund anders ist usw. usf. aber inwiefern unterscheidet er sich jetzt z.B. von einem Labrador Retriever? (das würde mich besonders interessieren)
Ich kann jetzt nur von unserem Vergleich ausgehen (wir hatten früher eine Labradorhündin und einen Labbirüden, beide unkastriert). Die Welpenzeit mit unserem RR fand ich im Vergleich zu unseren beiden Labbi-Welpen schon sehr gewöhnungsbedürftig. Dieses Schnappen und Beißen des Welpen in alles, was sich bewegt (oder auch nicht), war zu Beginn sehr anstrengend. Nach zweieinhalb Wochen hatten wir das aber im Griff. Ridgeback-Welpen werden auch gerne mal mit Terrorzelle betitelt, das hat schon seinen Grund.

Wir wollten einen sehr selbstbewussten, temperamentvollen und bewegungsfreudigen Hund haben und den haben wir bekommen. Du kannst auf unserer Website ein Tagebuch anschauen, das jede Woche seines Lebens mit vielen Bildern beschreibt. Leider gibt es kein Vergleichstagebuch für das Leben mit den Labbis.

Von seinem Einzug bei uns bis ca. zum 18. Lebensmonat haben wir sehr intensiv an der Kontrolle des Jagdtriebes gearbeitet. Den haben wir gut im Griff. BamBam läuft - sofern wir uns nicht an einer Straße befinden - frei. Sein Interesse an Wild hat im letzten halben Jahr noch einmal zugenommen. Daher bin ich froh, dass wir einen derart guten Grundstein gelegt haben. Er ist jetzt übrigens drei jahre alt.

Im Haus sehen wir zwischen den beiden Rassen im Prinzip bei uns keinen Unterschied. Bei entsprechender Auslastung sind beide im Haus ruhig und schlafen viel. Das mag auch mit Erziehungssache sein und ist sicherlich auch altersabhängig.

Der allergrößte Unterschied besteht für mich im Wach- und Schutztrieb. Situationen, in die ich mit BamBam gehe (nachts spazierengehen beispielsweise), bewerte ich jetzt anders. Ich muss mein Umfeld besser im Auge behalten, damit ich Situationen, die er für uns als bedrohlich einstufen könnte, schon im Vorfeld entschärfe. Indem ich ihn beispielsweise unter Kommando nehme und ihm ganz klar signalisiere, dass er jetzt keinen Wachauftrag hat, wenn uns Leute im Dunkeln entgegen kommen, jemand plötzlich aus einem Hauseingang auf mich zutritt o.ä. In manchen Situationen verlasse ich mich auch auf seine Sinne und Einschätzung. Auf anderen Grundstücken möchte er mehr aufpassen als bei uns zu hause. Besuch, insbesondere Kinder, sind bei uns grundsätzlich gerne gesehen. Damit will ich nicht ausschließen, dass nicht irgendwann mal jemand zu uns kommen könnte, den er scharf beobachten würde. Aber, und das ist für uns wichtig, bei uns treffen wir die Entscheidungen, nicht BamBam.

Im täglichen Umgang hat er eine wunderbare Gelassenheit und eine sehr hohe Reizschwelle. So lange er nicht direkt angegriffen wird, zeigt er anderen Rüden gegenüber nur Imponierverhalten. Das finde ich sehr angenehm. Und letztendlich liegt für mich auch ein Unterschied in der Entschlossenheit, in der Willensstärke. Das kann aber auch eine individuelle Geschichte sein.

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Versteht mich jetzt nicht falsch, ich habe mich mMn sehr gründlich in die Materie eingelesen, aber irgendwie wird das alles sehr schwammig beschrieben, "...er braucht einen erfahrenen Hundehalter." Wieso? Was ist an ihm anders als an anderen Rassen, bei denen man diesen Zusatz seltener findet?
Du musst dir einfach im Klaren darüber sein, dass du einen Hund erwirbst, der früher oder später Jagdtrieb, Wach- und Schutztrieb und Territorialverhalten und dazu eine Menge Kraft haben wird. Jemand, der vorher noch niemals mit einem Hund gearbeitet hat, wird hiervon möglicherweise vor andere Probleme gestellt als jemand, der damit in einem früheren Hundeleben schon zu kämpfen hatte. Wenn dein Hund mit einem gewissen Alter anfängt, mal andere Rüden anzupöbeln, wirst du vielleicht als erfahrener Hundehalter schneller und anders reagieren als jemand, der sich noch niemals mit dieser Situation konfrontiert sah und es stattdessen erstmal laufen lassen. Das kann beim RR ganz schön nach hinten losgehen. Er verzeiht einfach nicht so gut Ausbildungsfehler. Ich kann nur sagen, dass die Erfahrungen, die ich bei meinem ersten Rüden gemacht habe, BamBam sehr zugute kamen. Ihm - und mir - blieb vieles erspart.

Auch ein Ersthundehalter kann einen RR gut ausbilden. Aber man braucht ein sehr klares Konzept und Auftreten, das nicht allen direkt in die Wiege gelegt wurde.

Zitat Zitat von AlexSupertramp Beitrag anzeigen
Ich bin auch auf diesen Kampfhund-Thread gestoßen, was hat es denn damit auf sich, dass der RR bis 2002 auf dieser ich nenn es jetzt einfach mal "Kampfhundliste" stand? Irgendeine Eigenschaft muss er ja haben, dass er dort gelandet ist.
Sie sind groß, kurzhaarig und stark bemuskelt.

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Außerdem ist mir aufgefallen, dass die meisten "Hilfe mein Hund etc etc"-Threads sich um Rüden drehen. Bilde ich mir das nur ein oder bin ich falls ich mir einen RR zulegen sollte mit einer Hündin besser beraten?
Dafür gibt es spezielle Freds hier. Den hier find ich gut: http://www.rhodesian-ridgeback-forum...m-huendin.html
Da sieht man, dass es oftmals persönliche Präferenz ist, ob Rüde oder Hündin. Sie sind halt grundsätzlich verschieden. Was einem mehr liegt, ist Geschmacks- und Einstellungssache.

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Die Frau Dr. Blaschke-Berthold schreibt ja unter anderem auch, dass der RR eher unverträglich mit gleichgeschlechtlichen Hunden anderer Rassen ist, stimmt das oder kann man auch das so pauschal nicht sagen?
Man sollte auf die Zeit gefasst sein, wenn der eigene Rüde nicht mehr mit jedem unbekannten, intakten Rüden spielen will. Die Form der Ausprägung ist Charakter- und Ausprägungssache. Die Ansprech- und Lenkbarkeit ist in dem Zusammenhang unheimlich wichtig.

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In einigen Rassebeschreibungen habe ich auch gelesen, dass der RR wenn man ihm nicht in den Hintern tritt(bitte nicht wörtlich nehmen, ich werde keinem Hund in den Hintern treten) quasi den Tag verpennt und nicht wie z.B. ein Vizsla hibbelig und nervös wird wenn er nicht bewegt wird. Das kann ich mir ehrlich gesagt, bei der Muskelmasse und dem Wort "Laufhund" nicht vorstellen. Liege ich da falsch?
Er kann auch mal einen Tag einfach faul rumliegen (gerade, wenn er am Vortag viel bewegt wurde). Aber bei uns ist spätestens am dritten Tag Ende im Gelände. Dann MUSS gerannt werden, sonst fängt der Hundemann an, die Aufmerksamkeit anderweitig auf sich zu ziehen (Altpapier sortieren zum Beispiel ). Das durfte er als Welpe, anstatt unsere Möbel zu zerstören und als Signal für uns hat er das beibehalten. Da wir sehr viel mit ihm unterwegs sind, kommt es dazu aber eher selten.

Schau dir RR verschiedenen Alters und Geschlecht mal live an. Eine Bessere Möglichkeit, sie kennenzulernen, gibt es nicht.

Viele Grüße,
Stefanie mit BamBam