Hallo Indie,
vielen Dank für das immer wieder interessante Thema Wolf-Hund !
Hundehalter stellen sich oftmals die Frage, in welchem Verhältnis Wolf-Hund zueinander stehen.
Möglicherweise steht hinter dieser Frage, das Wesen des Hundes, bestimmte Eigenheiten,
besser verstehen zu wollen.
Leider existieren in den Köpfen der Menschen bezogen auf diese Themen auch Konstrukte,
die jedweden brauchbaren Gehalt entbehren.
Ein Konstrukt, was sich wie ein Zeck in die Köpfe der HH scheinbar eingenistet hat,
ist die vemeintliche "Hackordnungtheorie" bezogen auf die Sozialstruktur von Wölfen und Hunden.
Zum Leidwesen vieler Hunde hält sich dementsprechend auch die AlphaWurfTheorie.
Genauso wenig, wie obiges Klischee auf Caniden anzuwenden ist
( denn Sozialstrukturen von Hühnern lassen sich kaum auf Wölfe und Hunde übertragen),
kann rein von einem dem Menschen ähnlichen komplexen Sozialgebilde,
welches auf demokratischen Grundlagen basiert, ausgegangen werden.
In diesem Zusammenhang möchte ich das Buch von Günter Bloch "Der Wolf im Hundepelz" hervorheben.
Günter Bloch macht darauf aufmerksam, dass der
"Verhaltensvergleich zwischen Wolf und Hund nicht gleichbedeutend sein darf mit der modehaften Gleichsetzung"
Er versucht aufzuräumen mit dem Klischee:
"Der Alphawolf bestimmt das Tagesgeschehen" ( er frisst immer zuerst, er führt das Rudel jederzeit an)
Bloch geht weiterhin auf die gemeinsamen biologischen Wurzeln, wie auch auf Verhaltensunterschiede ein.
Er greift Begriffe wie Dominanz und Rudel auf.
Er definiert und hinterfragt Zusammenhänge und stellt beispeilsweise bezogen auf den Begriff RUDEL heraus,
dass "Wolf wie Hund familienorientierte Sozialwesen sind, die nicht streng hierarchisch organisiert sind".
Er beschreibt anschaulich das komplexe FÜHRUNGSVERHALTEN der Wolfseltern, die nach Bloch eben NICHT in allen Lebenslagen Führungsansprüche haben und trotzdem den Verbund "führen".
Bloch geht in einem gesonderten Kapitel in seinem Buch darauf ein, mit verschiedenen Klischees aufzuräumen.
Folgende Themen werden dabei beleuchtet:
Futterrangordnung
Futterzusammensetzung
Begrüßungssituation
Führung autoritär-antiautoritär
Markierverhalten als Dominanzproblem
Einheitliches Hundeerziehungssystem
Leittierverhalten in Bezug auf Kontaktliegen
Bloch resümiert unter anderem, dass Wolf und Hund keine unterschiedlichen Arten sind,
sondern ihr Verhalten an die unterschiedlichen Lebensräume angepasst haben.
Zudem stellt er erneut heraus, dass Wolf und Hund keine Rudeltiere im Sinne der hierarschisch strikten Hackordnung sind. Bloch spricht von Wolf und Hund als "gesellige und familienorientierte Rudeltiere" mit "vergleichbaren Sinnesleistungen".
Des Weiteren ist Bloch der Meinung, dass das Argument von D. Tortora ( 1979), dass die Beobachtung von Wölfen uns viel über das Verhalten der Haushunde lehren kann, zutreffend ist.
Diese Beobachtungen erschließen uns nach Bloch wichtige Erkenntnisse über unsere Haushunde:
Die Erkenntnis über den "Geselligkeitsdrang des Hundes zu Artgenossen und Menschen"
Die Erkenntnis über unsere Hunde als "jagdfreudige Caniden"
Bloch stellt somit die These auf, dass WÖLFE und HUNDE durchaus VERGLEICHBAR sind, insbesondere bezogen auf ihre gemeinsame JAGDAMBITION.
Viele Grüße
Rosemarie
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