Damals, anno 2005 in der Hundeschule - Buki war gerade 9 Monate alt und ich eine komplett verunsicherte RR-Neuhalterin:

"Der Hund ist extrem dominant und provokativ! Der muss schnellstens kastriert werden - so kommt der mir nicht mehr auf den Platz! Ich kenne nur einen einzigen unkastrierten RR-Rüden, und der funktioniert nur deshalb, weil der Halter ein richtig gestandener Mann ist. SIE können sicher keinen unkastrierten Rüden händeln..." Okay. Ich bin nur 1,60 groß und hab kein Gemächt, die Logik erschloss sich mir trotzdem nicht ganz. Der Kommentar kam übrigens in einer (einmaligen) Situation zustande, als Buki meinte, an einem deutlich älteren Rüden mal auszutesten, wo denn der seine Toleranzschwelle haben könnte. Die Toleranzschwelle des anderen Herrn war superschnell erreicht - Buki kuschte sofort und ebenfalls superschnell. Ich fand das eigentlich gut...

Nachdem mir mein Bauch sagte, dass mein Hund nix falsch gemacht hatte und Kastration für mich nicht vertretbar war (und schon gleich gar nicht in dem Alter), wechselte ich die Hundeschule. Wie es der Teufel will, stand man in der anderen HuSchu auf intakte Bömmelträger - also fühlte ich mich da wesentlich besser aufgehoben. Blöd war nur, dass das pubertäre Gebömmel auch gerne mit Alphawurf und ähnlichem in geordnete Bahnen gelenkt werden sollte... Der Schuß ging in nullkommanix nach hinten los und aus einem jungen Wildfang wurde eine Aggro-Bombe. Ich war damals so bescheuert - überkritisch da, wo ich besser cool geblieben wäre und unkritisch da, wo Kritik angebracht gewesen wäre...

Buki war gute 18 Monate alt, als wir dann einen Kastrationstermin hatten. Obwohl ich die Bombe wirklich nicht mehr händeln konnte, hab ich den Termin wieder abgesagt. Mein Bauch schrie einfach zu laut auf... Ein knappes halbes Jahr später kam er dann unters Messer - und ich kurz darauf endlich an eine vernünftige Trainerin. Für Bukis Eierchen leider zu spät, aber mit viel Arbeit und viel Einfühlen kam dann wieder der Hund raus, der Buki eigentlich war.

Letztendlich bereue ich den Schritt zur Kastration vor dem damaligen Kontext nicht - ich hätte Buki sonst abgeben müssen und in die Zucht wäre er sowieso nie gegangen. Aber heute würde ich so vieles so anders machen... Mein Hund war damals nicht hormonversaut, sondern erziehungsversaut. Und die erste HuSchu hatte irgendwie schon recht: Ich war nicht in der Lage, einen unkastrierten Rüden zu händeln. Die erste HuSchu (und die zweite erst recht) war aber auch nicht in der Lage, mich vernünftig auf das Heranreifen meines Hundes vorzubereiten und den Weg mit mir zusammen zu gehen. Eine gute HuSchu sollte das leisten können.

Tja, nun ist Buki ein Rüde (und lebt immer noch glücklich und zufrieden bei mir) und hier geht es ja um Mädels. Warum schreibe ich das jetzt überhaupt?

Ich schreib das deshalb, weil Trainer und Hundeschulen (ebenso wie Tierärzte) genauestens ob ihrer Intention befragt werden sollten, wenn sie zur Kastration raten. Und ich schreib das deshalb, weil ich jetzt viel selbstbewusster auf meinen Bauch höre. Meine Hündin ist unkastriert und bleibt das auch, sofern da kein gesundheitlicher Einbruch kommt. Wir haben 3 (unkomplizierte) Läufigkeiten hinter uns und ich finde es schön, ihr Reifen mitzuerleben. Ja, so langsam wird sie bisserl mehr Frau und ist nicht mehr immer und zu allen Zeiten everybody's darling. Na und? Uns zwei verbinden die weiblichen Erfahrungen der schwankenden Hormonhaushalte und ich finde das okay.

Liebe Grüße - und hör auf deinen Bauch, Saskia.

Susanne mit Buki und Rose