Es gibt das auch hier wieder angebrachte wunderbare Pro-Argument, dass der arme Hund ja unter sexuellem Stress steht und seinem Trieb sowieso nicht nachgehen kann. Eier ab macht dann alles leichter. Supi.
Nun hat der Hund ja unter Umständen auch noch andere Triebe als den sexuellen. Ich hörte schon vereinzelt hinter vorgehaltener Hand munkeln, dass es bei RR so etwas wie einen Jagdtrieb geben soll. Dem sollte er auch nicht nach gusto nachgehen, weil da statt irgendeiner Allimentenklage noch Schlimmeres entgegenstehen könnte. Z. B. Tod durch Jäger oder Tod durch Straße. Aber was kann man denn da abschneiden? Jagdeierle? Wildgemächt? Hypothalamus-Entfernung? Da kann man nichts anderes tun, als entweder seine Vorstellungen vom entspannten unangeleinten Abendspaziergang oder seine Bequemlichkeit zu beschneiden - man muss entweder unbequem mit Leine laufen oder den Hund erziehen.
Ich habe einen Kastraten. Ich hab damals vor 6 Jahren erziehungstechnisch nicht durchgehalten. Das Kastrieren hat übrigens damals nicht arg viel mehr gebracht als die Unfähigkeit, Nachkommen in die Welt zu setzen. Ansonsten steht da immer noch ein kompletter Kerl. Mein Kastrat ist so nett und hält nicht jeden Morgen ein "Du bist schuld!"-Schild hoch. Ich behaupte mal, der lebt ohne Eierchen durchaus auch ganz gut. Ich musste dann aber mit dem Jagdtrieb durchhalten. Das war in den Griff zu bekommen, hat aber echt gedauert. Und da konnte nicht dagegen angeschnippelt werden. Heute würde ich so vieles so anders machen - und mir und dem Hund die Kastration sparen...
Es mag unterschiedlich veranlagte Hunde geben. Aber es gibt auch unterschiedlich veranlagte Halter. In meinem Hundebekanntenkreis hab ich eine nicht ganz uninteressante Erfahrung gemacht: Wer sich bewusst und ohne zu kneifen mit den hormonellen Trieben seines Hundes auseinandersetzt, daran arbeitet und nicht schnippelt, hat auch weniger Probleme, die nicht schnippelbaren Triebe in den Griff zu bekommen.
Ich bin nicht fundamentalistisch gegen Kastration, aber sie gehört einfach wirklich einzelfallangepasst hinterfragt. Und ein Argument sollte immer hinten anstehen: die eigene Bequemlichkeit und Ungeduld.
LG
Susanne
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