Was ich - wie schon andere vorher - wirklich nur empfehlen kann, ist der Anschluss an einen oder mehrere RR-Spaziergänge, weil man da oft eine ganz gute Bandbreite der Oszillationen um den Mittelwert erleben kann. Ich weiß noch sehr gut, was ich für Rassevorstellungen hatte, als ich vor über 10 Jahren meinen Rüden abgeholt habe. Live gab es die RRs hier in Bayern damals nur seltenst mal zu sehen, aber man kann die ja nach zweimal Sehen toll finden (schön sind sie nun mal) und Rassebeschreibungen lesen. Die treffen auf meinen Rüden auch voll zu. Ich würde nach den 10 Jahren allerdings manches etwas anders betonen, als es sich oft in den Rassebeschreibungen liest. In einer Reihe von Eigenschaften lasen sich manche eher als höchste Priorität, andere erschienen wie nebensächliche Dreingaben. Im Echtleben war es manchmal genau umgekehrt. Beizeiten kam mir auch die linguistische Erleuchtung, dass so manches geschriebene Adjektiv nicht zwangsläufig und immer nur positiv besetzt sein muss...
Nach 5 Jahren mit einem Rüden, der zwar wunderbar, aber dennoch sehr individuell in die Rassebeschreibung passt, kam dann ein Mädel dazu (ich war ja nun schon der Oberchecker und bereit für die Mehrhundehaltung ). Das Mädel passt irgendwie auch in die Rassebeschreibung. Rein optisch sind die beiden Welten auseinander - und charakterlich auch. Und trotzdem sind beide RRs mit den typischen Rasseeigenschaften. Sie legen die scheinbar nur völlig unterschiedlich aus. Ich nehme nur mal als eines von vielen Beispielen die "Spätreife": Bei Buki hatte ich so ungefähr um den 4. Geburtstag herum das Gefühl, dass wir langsam ankommen - zwar nicht in der Perfektion, aber immerhin mal da, wo alles dann mal stabiler wird. Der Kerl war manchmal superfrustrierend... Gestern lief alles soooo toll, und heute war wieder Katastrophe angesagt. Bei Rose hab ich im Rückblick oft das Gefühl, dass ich sie damals mit 8 Wochen eigentlich schon reif von ihrer Züchterin abgeholt habe. Da hat sich im Grundsätzlichen nix verändert, mit ihr hatte ich z. B. nie diese phasenweisen Total-Rückschläge in der Erziehung wie mit Buki. Sie hat sich natürlich im Laufe der Jahre schon verändert, aber das war eher ein Feintuning und ich seh diese über die Zeit stattfindenden Veränderung zum großen Teil als das ganz natürliche Ausreifen einer Physis und einer Psyche, wie es halt bei einer hormonell intakten Hündin ablaufen sollte. Trotzdem ist auch sie auf ihre Art "spätreif". Sie ist jetzt 5 Jahre alt - und seit einem Jahr auch im Feintuning "bei sich" angekommen. Und halt ein echter RR. Easy going ist sie trotzdem nicht, aber da wären wir dann bei vielen anderen Eigenschaften, bei denen der Buki eher easy ist.
Ich finde es sehr gut, im Voraus mal live zu erleben, wie groß die Bandbreite einer Rassebeschreibung sein kann und wie die Hunde dieser Rasse mit ihrem ganz persönlichen Wesen diese Beschreibungen betonen oder auch mal was ganz nebensächlich lassen sein können. Ich finde es wichtig, dass man - egal, wie sich die Rassebeschreibung dann im Hund ausprägt - den Hund "trotzdem" liebt. Und einen gemeinsamen Weg geht. Dass man sich nicht an Vorstellungen orientiert, sondern sich auf das Individuum einlässt.
Familiensituationen mag ich eigentlich nimmer bewerten - ich kenne RRs, die bei unbelasteten "Einzeleltern" mit mehr als nur Zeit als Quasi-Kindersatz eine Katastrophe sind und RRs, die mal locker und auch supererzogen und ausgeglichen mit drei kleinen Kindern mitlaufen... Andererseits kenn ich das auch andersherum und mit gegenteiligen Beispielen.
Liebe Grüße
Susanne mit Buki und Rose
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