Ich hatte 4 RR-Welpen und empfand Box oder Gitterkennel schlichtweg nur als Zeichen des Versagens, den Welpen "frei" hinzukriegen. Dann kam 2019 unser Patenwelpimädel mit 8 Wochen übergangsweise zu uns. Für ihren Transport hatte ich mir einen Flugkennel besorgt, den sie sofort klasse fand. Der war dann nach Transport auch wieder weggeräumt. Jetzt war sie ja im kennellosen Raum der Liebe, da braucht man so was nicht. Oooooh, doch, sie hat ihn gebraucht und ich hab den auch schnell wieder rausgeräumt. Die Box war ihre Ruheinsel, in die ist man freiwillig mit einem kleinen Knabber verschwunden und mit freiwilligem Überschreiten der Schwelle war Welpi nicht eingeschränkt, sondern einfach nur happy, entspannt - und den wichtigen Welpenschlaf in der Höhle schlafend. Die von mir immer verhasste Armutszeugnis-Box wurde zu Gold für den Welpen und für mich als Mensch in manchen Situationen zugegebenermaßen auch sehr pflegeleicht. Röschen hatte damals vor 10 Jahren keinen Kennel (Herrgott, gute Halter haben so was nicht ), aber die hatte dafür immer Kisten und Pappkartons zum Reinkuscheln und Runterfahren gebraucht, so viel anders war das auch nicht.

Das Kennelpositive unseres Hütebabys wollte ich dann für unser nachfolgendes Rüdenbaby übernehmen. Vergiss es... Er ist kein Boxen-/Kennel-Hund. Der fiel schon immer lieber mit viel Platz um sich rum auf meinen Füßen ins Koma. Ihm war auch wurscht, ob ich da nun an der offenen Box hocke oder nicht. Körperkontakt ja, aber das Einschränken per Box war für ihn keine Sicherheit wie für unsere Patenpüppi.

Ich hab positive und weniger positive Erfahrungen gemacht und enthebe mich da jeglicher allgemeiner Moralvorstellungen. Es muss für den Hund passen. Für die einen ist es toll und für die anderen halt so gar nicht. Und genau da liegt unsere Verantwortung: Zu erkennen, was für den jeweiligen Hund passt.

Zu der Beißerei noch was: Die hängt viel mit dem Umgang von Impulsen zusammen, die meisten Welpen legen das recht früh wieder ab, weil sie adäquat mit Impulsen umzugehen lernen. Dabei müssen wir - finde ich - sie auch begleiten. Impulskontrolle ist nicht auf Knopfdruck herstellbar. Die ist erlernbar und auch reifeabhängig. Gerade die Beisserei ist ein ganz wichtiger Zeitpunkt, Grundsteine zu legen und seinen Hund ganz bewusst zu beobachten und die Mischung zwischen Umlenken und Restriktieren zu finden. Was ist eigentlich hilfloses Überschäumen/Übersprung und was ist einfach nur ein "Ichichich muss jetzt aber die Schwungscheibe des Universums sein!"? Gerade mit dem 5. RR, der da sehr extrem ist, hab ich da nochmal gaaaaanz viel gelernt. Der wird GANZ klar und straight und auch mal unfreundlich begrenzt (nicht nur von mir, sondern auch von meinem anderen Rüden), wenn es um die Schwungscheibe geht. Da gibt es nur vier Buchstaben. NEIN. Nö. Für den Übersprung hat er positiv unterstützt gelernt, sich ein "Freui" (irgendwas maulfreundliches, unsere Wohnung ist damit gepflastert) zu schnappen. Ohne das Freui hätte er seine Freude nicht in das Freui, sondern in Mensch reingebissen. Und das hat bei uns nach der gängigen Schnappschildkrötenzeit auch nicht aufgehört, das hätte ohne Gegensteuern nicht aufgehört, sondern wäre irgendwann eskaliert. Und das nicht, weil er ein agressiver Problemhund wäre. Unser Kleinster hat mich wahnsinnig viel über Impulse und deren Kontrolle (die wir Menschen ja auch eher suboptimal draufhaben, Hund soll es aber möglichst schon als Welpe können ) gelehrt.

Ich weiß nicht, ob das jetzt für dich hilfreich war, aber vielleicht hat es einfach nur als Anstupser zum Finden der eigenen Lösung angestupst - und mehr sollte es auch nicht. Alles Liebe wünscht euch

Susanne mit Inigo Montoya und Dadaab - und Buko, Rose und Jazeem al Bakir auf der anderen Seite des Weges