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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vorsicht, bissiger Hund!



SaBine
12.02.2014, 14:21
Ihr Lieben,

ich bewege mich nun schon sehr lange im RR-Umfeld, und engagiere mich im Rahmen meiner Möglichkeiten für die Nothilfe von Hunden allgemein, aber auch RR.

Zur Zeit fällt mir etwas auf, das mir große Sorgen macht, denn ich habe subjektiv das Empfinden, dass wir es hier mit einer neuen Entwicklung zu tun haben - es gibt immer mehr Nothunde, so scheint es mir zumindest, in deren bekannter Geschichte Beiss-Vorfälle erscheinen.

Nun frage ich mich natürlich, wo die Ursachen liegen.

Liegt es daran, dass zunehmend Vermehrer und Pseudo-Züchter den schnellen Euro suchen, und bei der Verpaarung auf wichtige Eckpunkte nicht achten oder mangels Wissen und Erfahrung nicht achten können?

Liegt es daran, dass immer mehr wenig geeignete Menschen sich einen RR in ihr Leben holen, und diesen dann "verkorksen"?

Ist es eine Kombi aus beiden Faktoren?

Müssen wir zukünftig immer häufiger damit rechnen?

Wie ist Eurer Ansicht nach die Prognose für solche Hunde?

Vielleicht fällt es mir aber auch einfach nur stärker als früher auf, oder es gibt eine "zufällige" Häufung bei den Vermittlungs-Hunden?

Nach_denkliche Grüße
Sabine

chilli09
12.02.2014, 14:29
Sabine,

ja, das scheint zunächst einmal so. Was man nicht vergessen sollte ist folgendes....
viele Abgeber;) suchen einfach nach Gründen, die keiner in Frage stellt.
Allergie war ja nun schon mal lange Trend, mittlerweile vielleicht ein Beißvorfall. Das vermute ich zumindest. RR, aus dubiosen Aufzuchten tragen sicherlich auch dazu bei.

Lg Heidi

JC2007
12.02.2014, 14:34
Sabine,

ja, das scheint zunächst einmal so. Was man nicht vergessen sollte ist folgendes....
viele Abgeber;) suchen einfach nach Gründen, die keiner in Frage stellt.
Allergie war ja nun schon mal lange Trend, mittlerweile vielleicht ein Beißvorfall. Das vermute ich zumindest. RR, aus dubiosen Aufzuchten tragen sicherlich auch dazu bei.

Lg Heidi


Wenn das der Trend wäre, wäre das die denkbar dümmste Idee um einen Hund schnell zu vermitteln:(. Die Vermittlungschancen sinken nach einem Beißvorfall rapide!

Gruss Cathy

Es gibt diverse Gründe, warum es mehr und mehr "auffällige" RRs gibt. Das fängt bei der unüberlegten Zucht und Anschaffung an, führt über falsche Umstände, Krankheiten in der Rasse bis zu mangelndem Wissen und einfach wirklich schlechten Anleitungen durch sog. Hundefachleute und Trainer.

Ach ja, nicht zu vergessen, dass es heute auch einfach weitaus mehr RRs gibt als vor 10 Jahren...

chilli09
12.02.2014, 14:50
Die Vermittlungschancen sinken vermutlich. Nicht jedoch die Absolution fürs Tierheim ....

Phineas
12.02.2014, 17:23
Wenn das der Trend wäre, wäre das die denkbar dümmste Idee um einen Hund schnell zu vermitteln:(. Die Vermittlungschancen sinken nach einem Beißvorfall rapide!

Gruss Cathy

Es gibt diverse Gründe, warum es mehr und mehr "auffällige" RRs gibt. Das fängt bei der unüberlegten Zucht und Anschaffung an, führt über falsche Umstände, Krankheiten in der Rasse bis zu mangelndem Wissen und einfach wirklich schlechten Anleitungen durch sog. Hundefachleute und Trainer.

Ach ja, nicht zu vergessen, dass es heute auch einfach weitaus mehr RRs gibt als vor 10 Jahren...

Alles was rot markiert ist kann ich voll unterstreichen ...

Wir haben ne NotNase von RRIN, auch er wurde abgeben wegen einem (Ungeklärten) Beißvorfalls.
Wie wir später erfahren haben war es nicht der erste bei seiner Ursprungsfamilie!
Bei seinen Geschwistern gab es keine Auffälligkeiten ....

Aus unserer Sicht können wir heute sagen, es lag an der Familie die nicht für einen RR geeignet war.
Da ist vieles schief gelaufen, und das hat den Hund versaut. Heute ist er nahe zu ok, fast alles ist gut,
Fremde Menschen draußen oder im Haus sind kein Problem mehr. Er ist total verschmusst, sucht die Nähe
zu uns und lässt auch super Enge Situationen ohne wenn und aber zu. Es war Arbeit und dauerte fast 1 Jahr ...

Aber wir haben in bestimmten Situationen immer noch ein wachsames Auge auf den Ridgie.

In wie weit die Zucht ne Rolle spielt - keine Ahnung, aber ich denke kein Hund ist von Grund auf "Böse".
Meistens ist der Mensch schuld!!

Thomas R
12.02.2014, 18:02
Gründe zu suchen ist ohne Fakten immer schwierig.

Wir wissen das es sehr viel mehr RR gibt, daher sicher auch mehr Vorfälle.

Das der RR gewisse Rasseeigenschaften hat, die anscheinend nur sehr ungenüge bekannt sind, steigert dann in der gestiegenen Anzahl der Hunde sicher auch die Vorfälle.

Im, anderen Thema habe ich auf den Beitrag von Ute B-B verwiesen.

Das steht genau beschrieben wo das Problem liegt.

Nichts neues würde ich sagen.

LG

Thomas

JC2007
12.02.2014, 19:07
Die Vermittlungschancen sinken vermutlich. Nicht jedoch die Absolution fürs Tierheim ....

Tja, aber nur mit der Absolution ist er dort noch lange nicht. Immer mehr Tierheime lehnen Hunde ab. Wir hatten gerade einen konkreten Fall: RR, 8 Jahre, Beißvorfall mit anderem Hund und Athrosen in den Ellenbogen. TH sagt: Einschläfern, den nehmen wir nicht - kein Witz und kein Einzelfall.

Der Hund ist nun bei RR in Not.



In wie weit die Zucht ne Rolle spielt - keine Ahnung, aber ich denke kein Hund ist von Grund auf "Böse".
Meistens ist der Mensch schuld!!

Nein, das wollte ich damit auch nicht sagen, aber es wird leider immer mehr vermehrt und nicht auf Schäden z.B. an der Schilddrüse geachtet. Eine SDU kann, so sie denn nicht erkannt und behandelt wird das Verhalten stark beeinflussen. Zudem wird ja auch gerne mal mit "jung und hübsch" vermehrt, ob das immer die sozialsten Hunde sind, weiß man nicht.

Wie oft hört man, "Ich will einen mit afrikanischen Linien, schön kernig und urtypisch!" Was immer damit gemeint ist, klar ist jedoch, das zwischen einen "kernigen Hund toll finden" und ihn "verantwortungsvoll führen können" manchmal leider Abgründe liegen:(.


Gruss Cathy, bissl drin im Thema

Phineas
12.02.2014, 20:13
Das der RR gewisse Rasseeigenschaften hat, die anscheinend nur sehr ungenüge bekannt sind, steigert dann in der gestiegenen Anzahl der Hunde sicher auch die Vorfälle.

LG
Thomas

Was heißen denn die Rasseeigenschaften im Umkehrschluß?

Wenn man zwischen den Zeilen lesen kann wird man auch die andere Seite der RR verstehen!!

Aber daran denke die wenigsten ...





Wie oft hört man, "Ich will einen mit afrikanischen Linien, schön kernig und urtypisch!" Was immer damit gemeint ist, klar ist jedoch, das zwischen einen "kernigen Hund toll finden" und ihn "verantwortungsvoll führen können" manchmal leider Abgründe liegen:(.

Gruss Cathy, bissl drin im Thema

Aber das ja genau der Grund warum der RR nicht in falsche Hände gehört!

Der RR ist ein Charakterhund, vielleicht auch noch ein "richtiger" Hund (wenn man es so sagen darf) und
da sind sehr viele Mensch mit überfordert und schätzen viele Situationen mit Ihren Hunden falsch ein.
Ein weiterer Grund (aus meiner Sicht) ist das der RR ein Spätentwickler ist, das heißt der Halter muss in den
ersten Jahren den Hund führen und prägen. Das heißt im Umkehrschluss - man muss viel Zeit, Geduld aufbringen
und einen langem Atem haben ....

Das ist dann etwas anderes als mit einem "schicken und repräsentativen großen Hund" zu flanieren ...

LG
Volker

Marion18
12.02.2014, 20:53
Wie genau definiert Ihr eigentlich beissen? Klingt jetzt vielleicht blöd, aber mich würde wirklich interessieren, ob da Blut fließt.

Mir sind in meiner Tierschutzkarriere einige Hunde begegnet, denen Beißerei vorgeworfen wurde und die deshalb abgegeben wurden. Meistens waren es Warnschnapper, die man hätte verhindern können, wenn man den Hund richtig gelesen hätte.

Dieses Thema ist unter anderem der Grund, warum ich nicht erst als Pflegestelle für einen Nothund Erfahrung mit dieser Rasse sammeln möchte. Ich möchte nicht alle Alltagssituationen mit einem Hund austesten, der gleich massiv zupackt. :o

Gruß, Marion

JC2007
12.02.2014, 21:01
Huhu Marion,

also bei RR in Not differenzieren wir in den Beschreibungen. Wenn da steht "gebissen" war es normalerweise Beißgrad 2-3. Die meisten Hunde haben wirklich "nur" geschnappt, dann steht das da auch so.

Wir versuchen auch die Umstände, wie es dazu kam genauer zu betrachten. Die meisten Hunde, die wir mit einer Beiß oder angeblichen Beißhistorie aufnehmen werden vor der Vermittlung in Pflegestellen trainiert oder durch ausgewählte Trainer betreut.

Wie andere das handhaben kann ich leider nicht sagen. Ich persönlich stufe so ziemlich nach James O'Heare's Beschreibung ein.

Grad 1:
Knurren, Zähne zeigen, Bellen, Fixieren, Schnappen, kein Beißkontakt.
(Entsprechendes menschliches Verhalten: Streiten, Drohen)

Grad 2:
Einzelner leichter Biss, kein Blut, Hund speichelt.
(Entsprechendes menschliches Verhalten: körperlicher Angriff, Schlag)

Grad 3:
Einzelner Biss mit 1 bis 4 Verletzungen, die höchstens halb so tief gehen wie ein Hundezahn lang ist.
(Entsprechendes menschliches Verhalten: körperlicher Angriff, Schlag)

Grad 4:
Einzelner Biss mit 1-4 Verletzungen, die tiefer gehen als ein halber Hundezahn, Beuteschütteln, bei sehr festem Biss gibt es innerhalb von zwei Tagen einen blauen Fleck.
(Entsprechendes menschliches Verhalten: Angriff mit Körperverletzung)

Grad 5:
Mehrere Bisse, die tiefer gehen als die Hälfte der Länge eines Hundezahns, Beuteschütteln, schwere Verletzungen.
(Entsprechendes menschliches Verhalten: Angriff mit schwerer Körperverletzung)

Grad 6:
Todesfall.
(Entsprechendes menschliches Verhalten: Angriff mit schwerer Körperverletzung und Todesfolge)

LG Cathy

Marion18
12.02.2014, 21:16
Na, das ist aber eine konkrete Antwort! Danke! :)

Scheint ein sehr durchdachter Verein zu sein. Macht einen guten Eindruck!

Gruß, Marion

Asani Hekima
12.02.2014, 21:46
ich denke, dass es sehr nahe liegend ist, das wenn ein hund erst mal gebissen hat, aus ihm ein nothund wird.

abgesehen von der rasse bin ich überzeugt, dass die meisten beissunfälle hätten vermieden werden können, wenn das verständnis für das wesen hund ein wenig grösser wäre und man warnsignale oder konfliktsignale deuten könnte und diese auch ernst nehmen würde. leidtragend ist immer der hund, ganz egal wie beschixxen sich der mensch benommen hat. die wenigsten bisse geschehen aus dem vermeintlichen "nichts".

das es immer mehr rr sind, liegt bestimmt daran, dass es immer mehr dieser rasse gibt und hinz und kunz unbedingt so einen haben muss.

Phineas
12.02.2014, 22:02
ich denke, dass es sehr nahe liegend ist, das wenn ein hund erst mal gebissen hat, aus ihm ein nothund wird.
Bei uns war es an der Grenze, aber das Verantwortungsbewusstsein meiner Partnerin war größer als die Angst - es hat sich gelohnt. Es ist kein Einfacher Hund, aber er ist ein toller Begleiter geworden - wir könnten Ihn auch Jackel&Hyde nennen. Ein liebenswerter Hund mit "Sprengstoff" in sich .... und was wäre sonst aus Ihm geworden. Andere Familie und dann wieder von vorne ..... ne das wollten wir nicht!

das es immer mehr rr sind, liegt bestimmt daran, dass es immer mehr dieser rasse gibt und hinz und kunz unbedingt so einen haben muss.
Ja, so ist es - und da liegt auch die Verantwortung der Züchter (aber das wird sicherlich anders gesehen)


..............
LG
Volker

wuppi109
12.02.2014, 22:14
Was ist denn bitte schön beim RR ein rassespezifisches begründetes Beißen? Worin ist es anders als bei anderen Rassen?

Gruß Andreas

JC2007
12.02.2014, 22:18
Was ist denn bitte schön beim RR ein rassespezifisches begründetes Beißen? Worin ist es anders als bei anderen Rassen?

Gruß Andreas


Worauf beziehst du dich? Hab ich was überlesen?

Marion18
12.02.2014, 22:50
Vielleicht, weil ich mich so explizit auf die Rasse bezogen habe? :scept:

Ich hatte ein paar Beschreibungen der Nothunde Ridgeback in Not gelesen und da Cathy gerade geantwortet hatte und es einigermaßen ins Thema paßte, habe ich gefragt.

Gruß, Marion

wuppi109
12.02.2014, 23:09
In Post 6 wurden RR Rasseeigenschaften beschrieben die die Vorfälle begünstigen sollen.

Gruß Andreas

Eva57
12.02.2014, 23:35
Die Menge machts!
Ich denke, es liegt daran, dass es immer mehr RR's gibt.

Wenns viele von einer Rasse gibt, kommen entsprechend viele in die falschen Hände und dementsprechend zu vermehrten Vorfällen, bis es halt auffällt.....

Alles andere wie schlechte Zuchtselektion, unüberlegter Hundekauf/Rassewahl, verrohende/vernachlässigte Haltung, ungenügend erzogen und nicht geführt, das gibts doch schon, solange es Hunde gibt.

Hab die Geschichte schon mit dem DSH erlebt, dann mit dem Rottweiler und nun vielleicht mit dem RR?

Was haben die nur gemeinsam :scept:..... ach ja, jetzt weiss ichs wieder

Es sind Hunde....grosse, kräftige Hunde, die (mal) für bestimmte Leistungen ganz gezielt gezüchtet wurden.

Und in diesem Wissen läge die Aufgabe und die Verantwortung aller Beteiligten rund um diese Tiere.

Gruss Eva

berki
13.02.2014, 00:30
Hallo Volker,

das ist leider wirklich ein Trugschluss, dass die Züchter (und damit meine ich VDH-Züchter) die Verantwortung dafür tragen, dass immer mehr Menschen einen repräsentativen Hund besitzen möchten und ihn sich dann anschaffen.
Dabei bestreite ich überhaupt nicht, dass auch VDH-Züchter den Geldaspekt bei der Hundezucht durchaus zu schätzen wissen.

Wenn ordentliche Züchter sich wegen einer Marktüberflutung mit der Rasse aus der Zucht zurückzögen, überließen sie die komplette Versorgung der kaufwilligen RR-Interessenten den Vermehrern. Wenn sie gezielt auf Probleme der Rasse verwiesen und diese öffentlich machten, würden sie selbst zwar weniger Hunde an den Mann/die Frau bringen aber trotzdem nicht die "Idioten" erreichen, die den blumigen Ausführungen eines Vermehrers lauschen, der Ihnen genau das erzählt, was sie hören wollen. Dann würden prozentual noch weniger geeignete Personen mit RR`s rumlaufen. Du bürdest da den ordentlichen Züchtern eine Verantwortung auf, die sie überhaupt nicht stemmen können und für die sie auch nicht zuständig sind.

Hätte nicht eine ziellose Vermehrung der Ridgebacks (egal wie das gesundheitliche und charakterliche Erbmaterial aussieht) durch unseriöse Kreise vor ca. 10 Jahren eingesetzt, gäbe es kaum ein Problem mit der Rasse. Für diese wahllose und höchst unerwünschte Explosion des RR-Bestandes sind aber in keinster Weise die seriösen Züchter verantwortlich.
Schau Dir doch mal die RR-Halter an, die Du für völlig ungeeignet hältst, und frage sie, wo sie ihren Hund erworben haben. Dann siehst Du aber recht eindeutig, wer hier im Staate die Probleme "rangezüchtet" hat.
LG Thomas

Phineas
13.02.2014, 06:38
Hallo Volker,

das ist leider wirklich ein Trugschluss, dass die Züchter (und damit meine ich VDH-Züchter) die Verantwortung dafür tragen, dass immer mehr Menschen einen repräsentativen Hund besitzen möchten und ihn sich dann anschaffen.
Dabei bestreite ich überhaupt nicht, dass auch VDH-Züchter den Geldaspekt bei der Hundezucht durchaus zu schätzen wissen. Das ist sehr nett ausgedrückt!!

Wenn ordentliche Züchter sich wegen einer Marktüberflutung mit der Rasse aus der Zucht zurückzögen, überließen sie die komplette Versorgung der kaufwilligen RR-Interessenten den Vermehrern. Wenn sie gezielt auf Probleme der Rasse verwiesen und diese öffentlich machten, würden sie selbst zwar weniger Hunde an den Mann/die Frau bringen aber trotzdem nicht die "Idioten" erreichen, die den blumigen Ausführungen eines Vermehrers lauschen, der Ihnen genau das erzählt, was sie hören wollen. Dann würden prozentual noch weniger geeignete Personen mit RR`s rumlaufen. Du bürdest da den ordentlichen Züchtern eine Verantwortung auf, die sie überhaupt nicht stemmen können und für die sie auch nicht zuständig sind. Das ist totaler Blödsinn - ich bürde niemanden etwas auf, ich versuche dieses nur kritisch zu hinter fragen, was nicht allen gefällt

Hätte nicht eine ziellose Vermehrung der Ridgebacks (egal wie das gesundheitliche und charakterliche Erbmaterial aussieht) durch unseriöse Kreise vor ca. 10 Jahren eingesetzt, gäbe es kaum ein Problem mit der Rasse. Für diese wahllose und höchst unerwünschte Explosion des RR-Bestandes sind aber in keinster Weise die seriösen Züchter verantwortlich.
Schau Dir doch mal die RR-Halter an, die Du für völlig ungeeignet hältst, und frage sie, wo sie ihren Hund erworben haben. Dann siehst Du aber recht eindeutig, wer hier im Staate die Probleme "rangezüchtet" hat.
Nun ich kann Dir mindestens 5-6 Fälle nennen wo die Hunde von "guten" VDH-Züchtern kommen, aber die Menschen
mit den Hunden überfordert sind.
LG Thomas

Lieber Thomas,

jetzt hör mal auf mir hier eine Anti-Züchterpartie anzudichten (das haste schon in einem anderen Thema gemacht).

Nochmal, ich habe nix gegen Züchter!!
Aber man kann es drehen wie man möchte, ein Markt wurde geweckt, von wem darfst Du Dir selbst beantworten.

Es wird sich wahrscheinlich erst wieder ändern wenn der RR auf der Rasseliste wie Dobbermann, Rottweiler
und Co. steht - dann sind die Hürden für die Halter groß und das wird schon abschrecken.
Will das denn wer?

Volker

Lenchen
13.02.2014, 08:31
Guten Morgen,

mir ist zu dem Thema ein noch weiterer Aspekt zu den bereits benannten ins Auge gefallen: Die menschliche Einstellung zu dem Thema, diese ist allerdings rasseunabhängig.

Es gab immer schon schon Beissvorfälle, eigentlich seitdem Menschen mit Hunden zusammenleben. Aber soweit brauchen wir gar nicht zurückgehen.
Kucken wir uns die letzten 40 Jahre an..

Innerhab meiner weiträumigen Familie gab es immer Hunde, einige von ihnen würde man heute als bissig bezeichnen. Meist waren das sogenannte TS-Fälle. Der Hund meiner Tante war da ein ganz besonderes Exemplar. Eigentlich ein total netter Kerl, aber ein Ressourcenverteider vor dem Herrn. Der Hund war der Hammer! Seine Couch, sein Frauchen alles seins.. Wenn wir als Kinder dort waren, gab es ganz klare Arbeitsanweisung. Der Hund wurde in Ruhe gelassen und wenn er warnte ( dies tat er im übrigen sehr schön und ausgiebig), dann hiess es Rückzug. Ein klassisches Training fand nicht statt. War damals so..man arrangierte sich mit dem Thema und zu schweren Verletzungen kam es nicht. Mein Onkel hatte ab und an mal ein Löchlein, aber das wars. Selbstverständlich wurde penibel darauf geachtet, dass wirklich nichts schlimmmers passierte und ein Training wäre sicherlich angebracht gewesen, aber es lief auch so gut.

An ihn wurden bei weitem nicht die Ansprüche gestellt, die heute meist in den Köpfen vieler Menschen ist. Er MUSTE nicht funktionieren. Seine Warnsignale wurden nicht missachtet.

Worauf ich hinaus will... Seitdem Einführen der Rasselisten aufgrund des damaligen Beissvorfalls in Hamburg hat sich auch die Einstellung der Menschen geändert ( so ist mein Empfinden). Ein Hund hat zu funktionieren und sich alles gefallen zu lassen. Diese Einstellung gepaart mit Unkenntnis über spezifisches Hundeverhalten, mangelndem Training bzw Handling und dann auch fehlende Verantwortung gegenüber dem Hund.. also das was ich verbockt habe, auch wieder auszubügeln.. Et voila..

Das es nun auch gehäuft RR betrifft, liegt wie schon beschrieben an der Zunahme der Anzahl wie auch an den entsprechenden Haltern.

Mein Rüde Jack kam aus der vorherigen Vermittlung zurück, weil er dort zum Ressourcenverteidiger gemacht wurde. Er begann ziemlich alles zu verteidigen, was ihm wichtig schien.. Futter, Liegeplätze, sein Herrchen... Es blieb bei eindeutigen Warnungen seinerseits, die aber reichten, sein Frauchen in pure Angst zu versetzen.
Er war vorher nachweislich definitiv unauffällig und danach auch. Nicht einmal wurde dies Verhalten bei mir gezeigt, noch nicht einmal entsprechende Tendenzen.
Für mich ein gutes Beispiel, dass ein sehr netter Hund, durch falsches Handling recht schnell in bestimmte Richtungen gedrängt werden kann.
Der züchterische Anteil liegt für mich in der Sozialisation der Welpen und der Auswahl geeignter wesenfester Hunde sowie der kritischen Betrachtung von Welpenkäufern.
Aber auch ein toller Welpe kann durch entsprechenden Umgang, mangelnder Erfahrungen etc sich zu einem Hund entwickeln, der zulangt. Andersrum kann aus einem Welpen mit suboptimalen Lebensstart ebenso ein super Begleiter werden.
Just my 2 cents..
LG
Verena

SaBine
13.02.2014, 09:41
Guten Morgen!

Vielen Dank für Eure Rückmeldungen, und die angenehme Diskussion :).

Lenchen, ich denke, dass Du da einen wichtigen Punkt anschneidest - meines Erachtens hat sich die Rolle, die ein Hunde heute im Leben (s)eines Menschen spielen soll, stark gewandelt, und auch das führt zu Problemen. Hunde

--> haben heute häufig keine Aufgabe mehr, und dürfen auch in den Augen des Umfelds gar keine Aufgabe mehr wahrnehmen, obwohl sie tatsächlich Spezialisten sind.
--> ihnen begegnen auf der anderen Seite Rollenerwartungen, die sie nicht erfüllen können, und die missbräuchlich sind,
--> es wird voraus gesetzt, dass sie sich Erwartungen gemäss, die teilweise völlig am Wesen Hund vorbei gehen, verhalten,
--> gleichzeitig fehlt es an Zeit und Bereitschaft, überhaupt Lernprozesse und Entwicklungen zu ermöglichen - auf beiden Seiten.

Die Enttäuschungen und Frustrationen, die dieses Missverhältnis auslöst, können zu weiteren Misshandlungen, und letztlich dann dazu führen, dass die Dinge aus dem Ruder laufen.

Mensch soll funktionieren, insbesondere in der Arbeitswelt häufig unter eklatanter Missachtung seiner Bedürfnisse - Hund ergeht es ebenso.

Hinzu kommt oft der Statusaspekt - jeder will alles haben, es soll alles machbar sein, und möglichst toll und toller. Das Bild, das Image, die Symbolkraft sind wichtiger als die tatsächliche Auseinandersetzung, sei es nun mit einem Thema oder einem Lebewesen. Dazu passt für mich die Entwicklung, dass Leben zunehmend virtualisiert, und letztlich zu einem Leben aus der Retorte wird, zu einer mittelbaren, wenig haptischen Existenz, die sich immer mehr in Ideen statt Taten, in Gedankenwelten anstelle von aktiv und sinnlich gestaltetem Leben mit echten, unmittelbaren Interaktionen wandelt.

Tiere wie Hunde machen Mensch da sehr zügig einen Strich durch die virtuell zartrosa gefärbte Rechnung, denn denen ist virtuell ziemlich Hupe.

Phineas & berki, Zucht/Vermehrung ist mit Sicherheit ein ganz entscheidender Faktor - aber ich denke nicht, dass ich diesem Faktor gerecht werde, wenn ich mich darauf konzentriere, Schuldzuweisungen vorzunehmen. Letztlich muss es doch darum gehen, dass jeder Verantwortung übernimmt, und im Rahmen seiner Möglichkeiten andere dazu motiviert, das ebenso handzuhaben.

Cathy, Dir vielen Dank für die konkreten Beschreibungen aus der Arbeit für und mit RR in Not. Ich fände es toll, wenn Du und andere, die selbst einen "auffällig gewordenen" Hund aufgenommen haben, aus der praktischen Erfahrung heraus, und aus den Geschichten, die Ihr begleitet habt, etwas zur Prognose beitragen könntet - wie kann sich nach einem oder mehreren solcher Beissvorfälle die Sache entwickeln, wenn Mensch bereit ist, mit seinem (Not)Hund zu arbeiten?

Ich denke, dass es diesbezüglich bei vielen Menschen sehr große Ängste gibt, die zum Teil aber möglicherweise darauf beruhen, dass sie mangelhafte Vorstellungen von dem haben, was sie an "Arbeit" erwartet, und vor allem sicherlich dahingehend, welche sozial_kompetenten Anforderungen an sie gestellt werden.

Welche Hilfen bekommt ein Mensch, der sich dazu entschliesst, einen Nothund aufzunehmen? Steht er nach Übernahme "allein im Regen", oder wird er weiterhin betreut? Mit welcher Unterstützung kann er rechnen?

Nochmals vielen lieben Dank für jeden Eurer Beiträge :).

JC2007
13.02.2014, 09:49
Ich kann Verena da nur zustimmen.

Als ich klein war hatte meine Tante einen Schäferhund, netter Kerl. Irgendwann, als ich ihn entgegen der Ansage meiner Eltern einmal zu oft umarmt habe im kindlichen Überschwang, packte er sich mal kurz meinen Arm. Keine großen Verletzungen, eben eine deutliche Warnung, weil alle anderen Vorzeichen ignoriert wurden.

Kam irgendwer auf die Idee den Hund abzugeben? Nö! Warum auch? Der Hund war sehr klar lesbar und hat mir deutlich gezeigt, was ich falsch gemacht habe und den Erwachsenen, dass sie besser auf die Kinder achten müssen.

Heute werden Hunde, die ein Kind nur anknurren, also deutlich und sauber warnen bereits abgegeben, weil bei so vielen Menschen einfach Verständnis und Wissen fehlen.

Die meisten Hunde hätten niemals zubeißen müssen wenn die Leute sie etwas besser lesen könnten.

Weiteres Beispiel: Rüde, beißt Frauchen beim Leine anlegen in die Hand. Scheinbar ohne Vorzeichen. Auf Nachfrage, ob er jemals beim Anleinen Unwohlsein zeigte, nur Verwunderung. Bei genauerem Nachfragen, ob der Hund die Ohren anlegen würde, die Augen sich verändern würden oder ob er sich vielleicht immer wegneigt, wenn die Leine kommt, noch größere Verwunderung: "Ja, das zeigte er schon beim Vorbesitzer, seit 2 Jahren ist das so!" Aha, ohne Vorwarnung zugebissen also *ironieaus*. Es ist traurig und man kann den Leuten meist nicht einmal einen Vorwurf machen, denn viele meinen es wirklich gut.

Nicht jeder Hund, der geschnappt oder ggf. sogar gebissen hat wird dies wieder tun. Hunde beißen nicht aus Spaß, sondern weil ihnen keine Wahl gelassen wurde an einem gewissen Punkt. Hunde können beißen! Es ist unsere Verantwortung, dass sie es nicht müssen. Aber wer meint "mein Hund würde ja nieeeeeee" lebt für mich in einer sehr rosafarbenen Welt. Schöner wäre "mein Hund muss nie" :blink:.

LG Cathy

Marion18
13.02.2014, 11:14
Einem Züchter kann man nur dann etwas vorwerfen, wenn er den Leuten keinen reinen Wein einschenkt. Es hilft nicht, Dinge zu beschönigen. Ungeschminkte Wahrheit und Aufklärung über das Problempotential der jeweiligen Rasse ist angesagt. Wenn der Interessent dann abspringt, wäre er vermutlich auch nicht geeignet gewesen.

Ich habe bisher mit zwei Züchtern in meiner näheren Umgebung direkten Kontakt gehabt: Eine recht erfahrene, taffe Frau, die sehr, sehr klar gesagt hat, was an Aufwand kommen kann und was passieren kann, wenn man dieses oder jenes tut oder nicht.

Die Andere werden wir am Samstag besuchen. Mit ihr habe ich bisher nur telefoniert. Sie hat noch nicht viele Würfe gehabt und vieles beschönigt bzw. auch nett umschrieben. Wir werden sehen, was da beim Besuch noch an Aufklärung kommt.

Ob Züchter oder Tierschutz - wenn man nicht klar sagt, was Sache ist, bekommt man die Hunde zurück. So einfach ist das. Dann verursacht man Wanderpokale. Darauf müssen aber viele Vermittler erst kommen.

Gruß, Marion

Stefanie R.
13.02.2014, 13:00
Einem Züchter kann man nur dann etwas vorwerfen, wenn er den Leuten keinen reinen Wein einschenkt. Es hilft nicht, Dinge zu beschönigen. Ungeschminkte Wahrheit und Aufklärung über das Problempotential der jeweiligen Rasse ist angesagt. Wenn der Interessent dann abspringt, wäre er vermutlich auch nicht geeignet gewesen.

Das haben wir bei unseren Züchterbesuchen auch so erlebt. Meine Vorstellungen damals (:o):

Ich kriege den RR zum Apportieren (und zwar richtig, wie meinen Labrador Retriever!) und nach ungefähr einem Jahr nehmen wir den zweiten RR-Rüden dazu, damit wir wieder jeder einen Hund haben.

Von beiden Vorstellungen verabschiedeten wir uns bereits nach den ersten Züchterbesuchen. Allerdings, und hier kommt halt ein weiterer Punkt, wir waren auch selbstkritisch und bereit, das uns von erfahrenen Züchtern mit auf den Weg gegebene ernst- und anzunehmen. Das heißt, ich war auch bereit, was anderes mit dem Hund zu arbeiten und mich auf das Abenteuer RR einzulassen und mein Freund war bereit, länger auf seinen Hund zu warten, als wir das eigentlich vorgehabt hätten.

Hat man jetzt Leute, die die Hinweise und Warnungen nicht ernst nehmen, wird der Besitzer vielleicht enttäuscht vom Verhalten des RR sein bzw. den zweiten RR trotzdem anschaffen (wobei man dann bei dem Züchter den zweiten Rüden wohl kaum bekommen hätte). Und sich damit möglicherweise Probleme einhandeln, die man ganz leicht hätte vermeiden können. Schlecht ist es natürlich auch, wenn jemand mit träumerischen Wunschvorstellungen an jemanden gerät, der den RR per se als idealen, unkomplizierten Familienhund verkauft, ohne darauf hinzuweisen, was notwendig ist, um ihn dazu zu machen.

Viele reden sich die Anschaffung noch dazu schön und schlagen Warnungen in den Wind. Das funktioniert, so lange der Hund noch nicht angeschafft ist. Ist er dann da, sind die Probleme plötzlich sehr real. Mit Schönreden ist es dann nicht mehr getan.

Viele Grüße,
Stefanie mit BamBam & Hellboy

Marion18
13.02.2014, 13:20
... Ich fände es toll, wenn Du und andere, die selbst einen "auffällig gewordenen" Hund aufgenommen haben, aus der praktischen Erfahrung heraus, und aus den Geschichten, die Ihr begleitet habt, etwas zur Prognose beitragen könntet - wie kann sich nach einem oder mehreren solcher Beissvorfälle die Sache entwickeln, wenn Mensch bereit ist, mit seinem (Not)Hund zu arbeiten?

Helfen Dir auch Erfahrungen mit anderen Rassen? (Vorsicht, Roman! Wen es nicht interessiert, muß mal überspringen. :D)

Camilla, 4 Jahre, Volpino-Mix:
Unser erster Pflegehund war gleich zum Abgewöhnen. Wurde angekündigt als "lieb und verträglich mit allem und jedem". Man sah schon auf dem ersten Bild, daß dem nicht so war. Aber wir waren ja noch total unerfahren und haben uns auf den Tierschutzverein verlassen. Sie war vermutlich in ihrem Leben immer mit ihrem Dickkopf durchgekommen und wußte auch mit den Zähnen nachzuhelfen, wenn es nicht in ihrem Sinn lief. :mad:

Bis aufs Blut gebissen hat sie mich, als ich ihr unterwegs im Reflex ein großes Fruchtgummi abnehmen wollte. Wäre zu vermeiden gewesen, hab halt nicht nachgedacht.
Sie hat auch in die Füße gezwackt, wenn es zum Spazierengehen losging. Zwar aus Freude, aber so fest, daß wir keine Sandalen mehr getragen haben.
Das Tauschen haben wir sehr langsam aufgebaut, alles war ihrs und sie konnte blitzschnell zuhacken.

Fremde gingen gar nicht, bei Besuch mußten wir sie aus Sicherheitsgründen an der Leine in der Wohnung führen.

Dem Kater hat sie aus Eifersucht den Schwanz geschlitzt. (Sie wollte auf meinen Schoß, hat ihn vertrieben und im Wegdrehen nochmal nachgehakt. Das ging so schnell, daß ich nicht reagieren konnte. :()

Wir hatten sie sechs Wochen lang, die wir nach den ersten Vorkomnissen sehr vorausschauend verbracht haben. Man sah an ihrem Blick, daß wenn man jetzt weitermacht, man sich eine fängt. Lange vorgewarnt hat die nicht. Dann mußte Plan B her. Den mußte man immer im Kopf haben.

Die Vermittlung habe ich damals nicht sehr beeinflussen können. Ich hatte zwar ein Mitspracherecht und mir wäre es lieber gewesen, sie nicht an eine Familie mit Kindern zu vermitteln. Das habe ich auch so gesagt.

Sie ging dann an eine Familie mit zwei Kindern (5 und 7 Jahre). Zugegeben, die Frau war die erste Fremde, die Camilla anfassen konnte. Ich habe nach zwei Wochen Bilder bekommen, auf denen die Kinder ihr ein Schweineohr abnahmen, obwohl ich deutlich gegen solche Aktionen geraten hatte. Monate später wollten sie sie zurückgeben, weil sie ein Kind massiv ins Gesicht gebissen hatte. Es hatte sie im Auto zurückgezogen, als sie zu Frauchen nach vorne wollte. :(

Ich schäme mich, daß ich damals nicht strikter dagegen war. Die Vermittlung ist eigentlich nur wegen meiner Unerfahrenheit und Unsicherheit zustande gekommen. :(

(Mit dem Verein habe ich dann nicht mehr so lange zusammengearbeitet, weil auch andere Dinge nicht so gut paßten.)

Kara, 2 Jahre, Maremmano-Labrador-Mix:
Eine ehemalige Kettenhündin. Kam aus der Vermittlung zurück, weil sie angeblich ein Besuchskind am Arm gepackt und vom Stuhl gezogen haben sollte.
Sie hat bei uns im Haus nie Auffälligkeiten gezeigt, wobei ich natürlich auch höllisch aufmerksam war. Sie hat aber nie auch nur komisch geschaut.
Unterwegs und in typischen Herdenschutzsituationen hat sie fremde Menschen verbellt und wäre auch auf sie losgegangen. Inwieweit sie verletzt hätte, kann ich nicht sagen. Dazu haben wir es nie kommen lassen.

Ich habe sie viel hinter mir geführt, mich zwischen sie und die Passanten gebracht und immer darauf geachtet, daß ich zuerst etwas Neues gesehen habe. Sie war eher wenig dankbar für die Führung und hat mir auch sonst in der Erziehung immer erstmal den Stinkefinger gezeigt. Ich war aber dickköpfiger. :D

Dusty, 1,5 Jahre, Münsterländer Mix:
Kam wegen Hyperaktivität aus der Vermittlung zurück, weil er den Kindern der Familie rücksichtslos die Brote aus der Hand riß und ihnen im Spiel die Hosen zerfetzte. Er war hochintelligent und einfach nur sehr unterfordert. Ist immer schlecht, wenn der Hund schlauer als die Besitzer sind. :rolleyes:

Er war bei uns nie auffällig, mußte nur aus seinen eigenen Spielregeln geholt und umgelenkt werden. Er brauchte sehr viel Bewegung und Kopfbeschäftigung, dann war er einfach nur toll. :)

Timmi, 5 Jahre, Epagneul Picardie Bleu-Mix:
Kam nach 5 Tagen aus der Vermittlung zurück, weil er unverträglich mit anderen Hunden und seinen neuen Besitzer in den Arm gebissen haben sollte. Er kam zu meiner Freundin, die ihn schon auf der Fahrt kurz kennengelernt hatte und die Aussagen nicht verstand.

War bei uns nie auffällig, weder mit Menschen noch mit Hunden. Er war unsicher und ging dabei rückwärts. Einmal hat er mir im Spiel weh getan. Ich habe ihn stark hochgeheizt und mit ihm gerangelt, worauf er mir in den Arm faßte. Bei meinem Aufschrei ließ er sofort los. Es hat blaue Flecken gegeben, aber ich bekomme die eh sehr schnell. Auch wieder: Selbst schuld, so arg darf man einen Hund nicht aufdrehen.

Beim Ohrenputzen habe ich mir mal einen Schnapper gefangen. Ich mußte kurz festhalten und die Hündin hatte Angst. Blaue Flecken. Blutige Wunden an den Fingern während eines Transports. Selbst schuld, wenn man keine langen Leckerli mitnimmt. Die Hündin war einfach nur sehr hungrig und wollte schnell sein. :rolleyes:

Allgemein gesagt, würde ich einen solchen Hund sehr, sehr vorausschauend und aufmerksam behandeln. Ich würde immer vorher überlegen, was an Reaktionen kommen kann und wie ich die Unerwünschten vermeide. (Vorsicht ist besser als Nachsicht)

Gut beobachten und schon kleinste Anspannungen bemerken. Strategien entwickeln, wie ich etwas trotzdem erreiche, ohne einzuengen oder Druck zu machen. Eile und Hektik vermeiden, denn oft geschieht etwas in solchen Situationen.

Mehr fällt mir grad nicht ein. Die meisten Hunde hatten zwar ihre Macken, aber verletzt wurden wir in über 5 Jahren Tierschutz äußerst selten. :)

Gruß, Marion

Thomas R
13.02.2014, 15:56
In Post 6 wurden RR Rasseeigenschaften beschrieben die die Vorfälle begünstigen sollen.

Gruß Andreas

Oh, das bin ich :blink:.

Rasseeigenschaften begünstigen natürlich keine Beißunfälle, hört sich irgendwie unglücklich an.

Mir ging es darum das ein RR mit unter aus der "Hystorie" herraus recht selbstständig entscheidet und eher wenig zurück weicht sondern notfalls die Angelegenheit klärt.

Desweiteren werden RR (so mein Eindruck) nicht ausreichend bewegt und der Wohnraum ist auch nicht immer optimal (ich bin der Meinung das viele RR ein Leben in zu engem Raum nicht mögen. RR sind auch durchaus Stressempfindlich, vor allem im Bereich der vielen Reize im Alltag.

Wie immer nicht alle, nicht überall aber eben durchaus zu bedenken.

LG

Thomas

dissens
13.02.2014, 16:51
Nun frage ich mich natürlich, wo die Ursachen liegen.

Ich glaube, ein Aspekt wurde noch nicht genannt. Der ist zwar per se nicht rassespezifisch und auch nicht sauber von bereits genannten zu trennen, aber ich möchte ihn trotzdem anführen und mit "Size DOES matter!" umschreiben.

RR-Interessenten möchten einen großem, kraftvollen, eleganten (...) Hund. Schön. Dadurch fällt der ... Deutsche Pinscher (z.B.) aus dem Raster. Es muss ein RR sein.
Dieser Hund zeigt dann irgendwann ein vielleicht nicht so erwünschtes Verhalten. Und je nach Veranlagung tritt der Halter diesem weniger erwünschten Verhalten so oder so oder eben gar nicht entgegen. Ich behaupte, es SPIELT dabei eine Rolle, ob das vierbeinige Ende der Leine, lass sagen, ein Sheltie ist oder ein RR (wahlweise Dobermann, Weimi etc.).
Man stößt bei einem großen, kräftigen Hund einfach eher an physische UND psychische Grenzen (im Grenzen setzen, umlenken etc.) als bei einem kleine(re)n, weniger kräftigen, weniger massigen. Ein Teckel oder auch ein Kleiner Münsterländer, der "blank zieht" löst einfach weniger Unbehagen aus als ein RR. Dementsprechend kann Otto- bzw. Otitlie-Normal-Halter beim kleinen Hund auch (selbst-)sicherer und weniger von Unsicherheit gehemmt reagieren als der/die Halter(in) eines RR. (Vergleiche "Ich mach ihn los! Kann ihn eh nicht halten" Würde man von einem Zwergpudelhalter nicht hören, oder?)
Ich habe das mal live erlebt (kleines vs. großes Pferd) und gestehe: Ja, es MACHT einen Unterschied!:rolleyes:

My 2 cent
Tina

HeikeCR
13.02.2014, 17:35
Seh' ich genauso, Tina!
Das erklaert auch, warum so viele Mini-Hunde ueberhaupt nicht erzogen werden und auch in Hundeschulen selten auftauchen. Die Verhaltensmuster, die diese Hunde zeigen, sind zwar identisch, aber das Potenzial, ernsthaft Gefahr dazustellen, ist wesentlich kleiner als bei einem grossen Hund.
Aber mit 'nem Zwergpudel macht man ja keinen Eindruck :blink:

Vorname Nachname
16.02.2014, 17:58
Nicht nur die Einstellung der Menschen gegenüber Hunden hat sich geändert (übrigens nicht überall, in Italien fand ich es sehr entspannt), sondern auch die generelle Einstellung zu eigenem "Leid". War es einem früher noch peinlich, sich in die Hose zu machen weil man nen Hund gesehen hat, ruft heute jeder nach Ordnungsamt und Bundeswehr sobald ihn ein Hund anbellt. Denunziantentum und Haßpredigten gegen Radfahrer, Hundehalter, Jäger, Kletterer usw sind zum emanzipatorischen Befreiungsakt veredelt worden, und Selbstmitleid oder schnödes Eigeninteresse wird zur Verteidigung von Menschenrechten gegen fremde Bedrohung stilisiert.
Und die Ämter sind schnell geworden - hier in der Gemeinde ist man ratzfatz beim zehnfachen Hundesteuersatz, unabhängig von der Rasse, wenn irgendetwas vorgefallen ist. Gefühlte Bedrohung reicht angeblich.