Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Frage Ich hätt' da mal ne Frage...zur Zuchtordnung
TheLionKingSimba
30.11.2011, 17:02
Hallo zusammen,
ich habe da mal eine Frage, die mir vielleicht diejenigen unter Euch beantworten können, welche in Vereinen züchten.
Ich selbst kenne mich mit der "Vereinsmeierei" überhaupt nicht aus, es liegt mir deshalb auch fern darüber zu urteilen, jedoch habe ich auf der Homepage des RRCD beispielsweise gelesen, unter der Zuchtordnung, Punkt 2.3:
"Inzestzucht bedarf der vorherigen Zustimmung des Zuchtwartes"
Mir stellt sich nun die Frage nach der Sinnhaftigkeit dieses Vorgehens, Nachkommen zu erzeugen.
1.Wozu wird Inzest praktiziert, wenn sich diese doch durch die sorgsam ausgewählten und dadurch nachvollziehbaren Linien vermeiden lässt?
2.Ist das eine gängige Praxis?
Mir ist schon klar, dass sich Inzest bei nicht-Vereins-Züchtern auch nicht (bzw wahrscheinlich noch weniger!) ausschließen lässt jedoch frage ich mich wieso man das bewusst macht bzw. es offenbar eine Option darstellt.
Vielen lieben Dank schon mal für aufschlussreiche Antworten, ich bin gespannt.
Einen schönen Nachmittag wünscht Katharina
Bomaliya
30.11.2011, 17:23
Bewusst macht man es, um bestimmte Merkmale deutlicher herauszuzüchten.
Ich denke nicht, dass es beim RR heute noch notwendig wäre, Inzest zu betreiben, um bestimmte Merkmale noch deutlicher zu machen. Aber zB bei der Züchtung von Eurasiern wurden die Töchter nochmal vom Vater gedeckt, um dem gewünschten Typ näher zu kommen.
Zu viel Inzucht darf in einer Linie natürlich nicht vorkommen, weil dann auch die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sich Gendefekte nicht ausgleichen. Daher die Genehmigung durch den Zuchtwart, um das Ganze ein wenig einzudämmen.
Soweit meine laienhafte Annahme...
Inzucht "betreibt" man, wenn man gewünschte Eigenschaften noch stärker betonen will. Da werden schon mal lockerflockig Schwester mit Bruder, Vater mit Tochter etc. verpaart...
Da gibts doch eine Doku auf youtube, schau mal unter "Qualzucht".
Inzucht kann aber auch passieren, wenn die Rasse "zu klein" wird, siehe beim duck tolling retriever. Bei denen sind die Anzahl der noch vorhandenen Hunde so sehr geschrumpft über die letzten Jahre, dass nur noch wenige über sind. Hab mal gelesen, dass sich alle duck tolling retriever so ähnlich sind wie Geschwister (also 25% gleiche Gene haben). Man hat versucht, beim VDH eine Bestimmung durchzubringen, dass man andere Rassen (z.B. Australian Shepherd) miteinkreuzt um den Genpool wieder zu erweitern, doch der VDH hat sich meines Wissens nach quergestellt (undurchführbare Regelungen waren die Voraussetzung).
Es gibt auch einen Inzuchtkoeffizienten, der bei den meisten Züchtern angegeben wird und anzeigt, wie sehr die werdenden Eltern miteinander verwandt sind.
Ich denke, dass das eine Option ist, die so nicht verwirklicht wird.
Es bedarf ja der Genehmigung durch den Zuchtwart und es ist
ja nun nicht so, dass der die Genehmigung erteilen muss.....
Ich kann mich an keinen einzigen Fall erinnern, wo sie erteilt worden wäre...mag daran liegen,
dass auch noch keiner danach gefragt hat.
Nein Spaß beiseite, ich denke der Satz ist ein Relikt aus Zeiten,
als der Genpool deutlich kleiner war und die Streichung wurde vergessen.
Manchmal ist gar nichts dahinter *träller*.
Und um nun zu komplettieren:
derselbe Satz steht auch bei der DZRR und bei ELSA ist es grundsätzlich erlaubt, da nicht ausdrücklich
verboten oder genehmigungspflichtig....oder eben auch zu regeln vergessen worden, weil eh kein
Schwein auf die Idee kommt ( kommen sollte)
pete23021972
30.11.2011, 18:33
....nennt man das nicht bei hunden "linienzucht"?
sonst würde doch jeder merken, dass das, was dem menschen schadet, beim hund nicht gut sein kann.
ete
Ich denke, dass das eine Option ist, die so nicht verwirklicht wird.
Es bedarf ja der Genehmigung durch den Zuchtwart und es ist
ja nun nicht so, dass der die Genehmigung erteilen muss.....
Ich kann mich an keinen einzigen Fall erinnern, wo sie erteilt worden wäre...mag daran liegen,
dass auch noch keiner danach gefragt hat.
Nein Spaß beiseite, ich denke der Satz ist ein Relikt aus Zeiten,
als der Genpool deutlich kleiner war und die Streichung wurde vergessen.
Manchmal ist gar nichts dahinter *träller*.
Und um nun zu komplettieren:
derselbe Satz steht auch bei der DZRR und bei ELSA ist es grundsätzlich erlaubt, da nicht ausdrücklich
verboten oder genehmigungspflichtig....oder eben auch zu regeln vergessen worden, weil eh kein
Schwein auf die Idee kommt ( kommen sollte)
Das mit der Option, die nicht mehr verwirklicht wird würde ich gerne kommentieren. Wie es bei RR oder dem VDH ist, weiß ich nicht, ich hoffe, dass du da damit recht hast!
Allerdings kann ich mich erinnern, dass ich in der oben genannten Doku über Qualzucht bei Rassehunden gesehen habe, dass ein British Kennel Mitglied und Züchter ganz stolz berichtet hat, dass er Geschwister (oder Vater-Tochter uÄ) miteinander verpaart, weil die quasi "halt so toll sind". Ich kann mich leider nicht mehr genau erinnern, welche Rasse es war, cavalier king spaniel vielleicht? Ich müsste in der Doku nach der Szene suchen (und das ist mir ehrlich gesagt grad zu mühsam).
Also ganz überholt scheint diese Praxis leider doch noch nicht zu sein! :(
TheLionKingSimba
30.11.2011, 19:15
Vielen Dank für die Antworten schon mal, Ihr meint also diese Klausel steht da noch aus "alten Zeiten"?
Hm, das hört sich etwas schwammig an, oder...? Aber ich kenne eben keinen aus der Zucht der mir hierzu Erfahrungen schildern könnte.
Nun ja, nachdem ich auch die berühmte und wirklich interessante Doku "Pedigree dogs exposed" gesehen habe, musste ich auch erst mal nach Luft schnappen - während dem Film fiel mir sogar ein paar Mal auf, dass mein Mund sperrangelweit offen stand - vor entsetzen hatte ich vergessen, ihn wieder zu zu machen.
In fanatischen Zuchtkreisen (mir ist bewusst, dass nicht alle Vereine Zusammenschlüsse von Spinnern sind, wie im Film ja teilweise impliziert wird), aus welchen im Film auch Personen interviewt werden, scheint diese Praxis ja durchaus...naja sagen wir mal...es ist keine grundsätzliche Abneigung erkennbar.
Hätte mich interessiert, wie das hierzulande aussieht und wie die Befürworter argumentieren.
Nö, ich bin nicht naiv oder weltfremd und halte mich, in aller Bescheidenheit, für halbwegs aufgeklärt - was die Hunde(qual)zucht betrifft war ich fast ahnungslos, betrachtet man deren ganzes Ausmaß auf Anatomie und Gesundheit der Tiere. Um Himmels Willen, was will man da noch sagen, aber nun ja - irgendwie passt es ja ins Bild, so sind wir eben.
Liebe Grüße
Katharina
Webmaster
30.11.2011, 20:01
[ ... ] bei ELSA ist es grundsätzlich erlaubt, da nicht ausdrücklich
verboten oder genehmigungspflichtig....oder eben auch zu regeln vergessen worden, weil eh kein
Schwein auf die Idee kommt ( kommen sollte)
ist sogar ausdrücklich verboten :blink:
§ 4.2
[ ... ]
"Paarungen von Verwandten ersten Grades und von Halbgeschwistern sind nicht gestattet."
[ ... ]
Pfffft hast du beim ersten Mal aber auch nicht gefunden.
Ok so ists recht.
Das mit der Option, die nicht mehr verwirklicht wird würde ich gerne kommentieren. Wie es bei RR oder dem VDH ist, weiß ich nicht, ich hoffe, dass du da damit recht hast!
Allerdings kann ich mich erinnern, dass ich in der oben genannten Doku über Qualzucht bei Rassehunden gesehen habe, dass ein British Kennel Mitglied und Züchter ganz stolz berichtet hat, dass er Geschwister (oder Vater-Tochter uÄ) miteinander verpaart, weil die quasi "halt so toll sind". Ich kann mich leider nicht mehr genau erinnern, welche Rasse es war, cavalier king spaniel vielleicht? Ich müsste in der Doku nach der Szene suchen (und das ist mir ehrlich gesagt grad zu mühsam).
Also ganz überholt scheint diese Praxis leider doch noch nicht zu sein! :(
Na ich rede hier nur über RR, weil ich bei anderen Rassen mich a) nicht auskenne und b) durchaus weiß, dass da so einiges sehr im argen liegt.....
....nennt man das nicht bei hunden "linienzucht"?
sonst würde doch jeder merken, dass das, was dem menschen schadet, beim hund nicht gut sein kann.
ete
nein Pete da ist schon ein Unterschied.
Linienzucht ist die Rückkreuzung in die Ahnenlinie aber nun nicht soooo eng!
nein Pete da ist schon ein Unterschied.
Linienzucht ist die Rückkreuzung in die Ahnenlinie aber nun nicht soooo eng!
Kannst du mir vielleicht "Rückkreuzung in die Ahnenlinie" erklären? Kann mir darunter irgendwie nichts vorstellen.. Danke schonmal!
pete23021972
30.11.2011, 21:08
feli, es ist mir fast unangenehm, dich zu fragen, da ich finde, irgendwie müffelt es in diesem fred aber es interessiert mich wirklich. magst du mir das erklären? gerne auch per pn oder linkversendung.
danke, pete
Na schaumal ich habe z.B. beim letzten Wurf einen Rüden mit meiner Hündin verpaart, der dieselbe Urgroßmutter hat.
Diese Linie hat eine sehr gute Kopfform und meine Kleine hat einen etwas kurzen Fang. Auch ihre etwas kompakte Form
habe ich so ausgeglichen, genau die Farbe bekommen, die ich wollte und wusste genau, dass Langlebigkeit, Gesundheit und
das Clownwesen so potenziert werden können, da ich die Linie sehr gut kenne.
Dazu kam noch, dass ich ganz gerne Newcomer Rüden nehme, die nicht schon hunderte Nachkommen haben und dass der Bursche auch Gnade vor den Augen der Hündin findet, da ich nix davon halte, meine Kleine zu etwas zu zwingen, das sie ablehnt ( In manchen ZOen sind Zwangsverpaarungen verboten....schade, dass so etwas extra erwähnt werden muss)
und bei den beiden hier hatte es schon im Jahr vorher mächtig geschnackelt und als es soweit war gab es kein Halten....
wobei der Rüde auch eher wählerisch ist.
Ergebnis der Hundehochzeit sind tolle Nachkommen und ich habe meine "Designerhündin" behalten die exakt so aussieht, wie ich es mir erträumte und der Känguruhclown ist, der sie sein soll.
TheLionKingSimba
30.11.2011, 21:58
feli, es ist mir fast unangenehm, dich zu fragen, da ich finde, irgendwie müffelt es in diesem fred...
Pete, was meinst du denn damit? Ich steh wohl auf der Leitung, sorry! Ich inde das Thema interessant und es bewegt mich persönlich da es eine Ethik betrifft welche offenbar ziemlich abweicht von der mancher, welche...hm...den "Rassestandard" bewahren möchten und deshalb Inzest dulden, bewusst wählen, what ever.
Ich möchte bei Gott keine Grundsatzdiskussion starten, ich mag diese zwar durchaus sehr, jedoch lieber in geselliger Runde, persönlich also, mit einem Gläschen Wein...(oder zwei)
:blink:
Ist allerdings wohl auch fast nicht zu vermeiden bei diesem Thema.
Was mich nun interessiert @Feli:
1.Was unterscheidet die Inzucht unter Hunden Deiner Meinung nach von der bei Menschen - hat sie keine negative Auswirkungen auf den tierischen Organismus? Wenn nein - wer garantiert Dir das und spricht der gesunde Verstand (und die Medizin) nicht dagegen?
2.Um wie viele Ecken dürfen dMn Hunde miteinander verwandt sein, um "ohne Bedenken" gesunde Nachkommen zeugen zu können?
3.Züchtest du denn im Verein, also musstest Du diese Verpaarung in irgend einer Form genehmigen lassen?
Fragen über Fragen!
Bin gespannt und wünsche eine gute Nacht,
Katharina
StefanieDH
30.11.2011, 23:21
Hallo Katharina,
ich hoffe, dass Du den Dortmunder Appell für eine Wende in der Hundezucht kennst. In diesem Beitrag (http://petwatch.blogspot.com/2011/09/inzucht-und-lebenserwartung-beim.html) geht es zwar um die Leonberger, aber vielleicht hilft Dir dieser Beitrag weiter.
Außerdem ein interessanter Beitrag zum Thema Inzucht (http://sommerfeld-stur.at/population/inzucht1)
Die letzte Frage wird Dir Feli beantworten.
Ich fange mal von hinten an:
Ja ich züchte im VDH/FCI Verein und nein, dieser Wurf war nicht genehmigungspflichtig, da keine Engverpaarung.
Bruder/Schwester, Vater/Tochter, Mutter/Sohn wäre zu eng, wobei die erste genetisch am engsten wäre, da identische
Ahnen und die Wahrscheinlichkeit homozygoter Allele am größten.
Und damit sind wir beim Unterschied zum Menschen: Genetik gilt für beide gleich!
Allerdings werden Zuchttiere auf die verschiedensten möglichen Defekte und heritablen Probleme untersucht, denn es geht ja rein um die Qualität der Nachkommenschaft. Erklär das mal menschlichen z.B. Cousins/Cousinen, die sich emotional gebunden haben......denen kannst du ja allenfalls von der Zeugung von Kindern abraten. Aber auch hier wächst das Risiko von Erbdefekten natürlich mit den tatsächlich bei den Ahnen vorhandenen.
Inwieweit das Risiko für spontane negative Mutationen und Chromosomenschädigungen wächst, weiß ich nicht, da musst du wohl einen Fachmann fragen.
Ein gewisses Maß an Inzucht ist wohl bei allen Rassen gegeben, manche Rüden findest du nahezu in jeder Ahnentafel ---mal mehr mal weniger weit hinten. Die ATs enthalten ja meist nur 4 Generationen. So taucht z.B.
in der AT unserer Jüngsten den gemeinsame Ahn nicht mehr auf. Und es kann durchaus sein, dass weiter hinten noch mehr Ahnendopplungen vorliegen. DAS allerdings habe ich geprüft und bis auf die bekannte Linie, die ich bewusst gedoppelt habe, nichts gefunden.
TheLionKingSimba
01.12.2011, 18:05
Hallo Katharina,
ich hoffe, dass Du den Dortmunder Appell für eine Wende in der Hundezucht kennst. In diesem Beitrag (http://petwatch.blogspot.com/2011/09/inzucht-und-lebenserwartung-beim.html) geht es zwar um die Leonberger, aber vielleicht hilft Dir dieser Beitrag weiter.
Außerdem ein interessanter Beitrag zum Thema Inzucht (http://sommerfeld-stur.at/population/inzucht1)
Die letzte Frage wird Dir Feli beantworten.
Interessante Artikel, danke schön!
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