Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Suche Geschwister und Erkenntnisse
Mal ganz allgemein zum Thema Geschwistersuche:
Ich kann die Intention der Suchenden verstehen - sie wollen einfach die Geschwister ihres Hundes finden, um sich zu treffen und sich auszutauschen. Nachvollziehbar. Für die meisten von uns ist der Hund eine kleine Universumsschwungscheibe, über die man sich gerne austauscht. Genau darum tummeln wir uns ja auch hier im Forum. Und eigene "Hundefamilie" ist halt gleich noch mal was anderes...
Die Frage von Nichtfamilienmitgliedern, warum man seine Familie denn nicht kennt, gehört nicht gerade zu den beliebten Fragen. Auch die Frage, warum man ausgerechnet da einen Hund mitgenommen hat, stößt meist auf völliges Unverständnis oder sogar auf vehementes Rechtfertigen.
Ich kann die Suchenden irgendwie verstehen - schließlich wollen sie nur finden - und zwar ausschließlich Geschwister, und sonst bitte nichts. Das Unterforum heißt ja schließlich auch "Geschwistersuche", und nicht "Erkenntnissuche" oder "Kritikfähigkeitssuche". Wir Nichtfamilienmitglieder finden auch immer was: Die Antwort, dass die Suchenden auf jeden Fall den besten Hund der Welt haben - mit diesem schlagenden Argument ist alles gerechtfertigt.
Es ist wichtig, den besten Hund der Welt zu haben. Beste Hunde werden meist gut gehalten - und das ist sehr schön. Blöd ist nur, dass den besten Hund der Welt fast alle haben, das ist nichts besonderes. Und noch blöder ist, dass der, realistisch betrachtet, austauschbar ist. Wäre es nicht der Welpe gewesen, wäre es ein anderer gewesen - der ebenfalls das Prädikat "bester Hund der Welt" bekommen hätte. Wäre es ein anderer Welpe gewesen, hätte man da die Familie vielleicht gleich mitbekommen und müsste sie nicht erst suchen.
Für mich ist aber ein Welpe dann besser als "der sowieso Beste", wenn ich weiß, dass auch seine Eltern beste Hunde der Welt sind und entsprechend gehalten und geliebt werden. Wenn die Mutter nicht ausgebeutet wird und der Vater nicht verheizt wird. Wenn ich weiß, dass alle wichtigen Gesundheitsuntersuchungen gemacht wurden und die Verwandschaft meines Welpen gesund ist. Wenn die Züchter an ihren Welpen und deren Entwicklung interessiert sind. Wenn man beim Züchter fachlichen Rat und emotionale Unterstützung bekommt - und das auch dann noch, wenn der Welpe länger als 1 Stunde aus dem Haus ist.
Tja, und die immer wiederkehrende Sache mit den Papieren... Nein, beste Hunde der Welt brauchen keine Papiere. Das Beste definiert sich in diesem Fall nämlich über Emotionen. Für das Maß der Liebe, die man seinem Hund entgegenbringt, braucht man keine Papiere. Und sie sind ohne Papiere oder mit den falschen Papieren emotional nicht ein Minimolekül weniger wert als die mit Papieren.
Die Geschwistersuche ist wahrlich ein Spiegel... Da suchen die Besterhundderwelthalter in papierlosen achsoliebevollaufgezogenen Nachbarsrüde-über-Hündin-drüber-Würfen und auch einige in den Würfen von kaminfeueranheizpapierverteilenden Vermehrern. VDH-Geschwistersuchen sind da sehr selten zu finden. Mag es vielleicht daran liegen, dass beim VDH-Züchter die Welt doch bisserl anders ist? Man kann sicher nicht alle über einen Kamm scheren. Es gibt überall solche und solche und beileibe nicht jede Nicht-VDH-Familie muss erst gesucht werden - die Verteilung und die Häufungen sind aber doch nicht gänzlich uninteressant und das Verhältnis entspricht definitiv nicht dem generellen 1 VDH-Hund : 6 Nicht-VDH-Hunde.
Mal ganz unabhängig von Papieren: Wenn ein Welpeninteressent keinen Bock auf Kontakt hat, ist es eine Sache. Wenn ein Züchter kein Interesse an seiner Nachzucht und einem Informationsaustausch seiner Welpenleute hat, dann ist es eine ganz andere Sache... Der Vermehrer definiert sich nicht allein über die Masse an Welpen, die er in die Welt setzt.
Auch die besten Hunde der Welt, deren Geschwister erst gefunden werden müssen, sind wertvoll. Aber sie sollten ihren suchenden Haltern keine Scheuklappen aufsetzen. Sie sind nicht weniger wertvoll und verdienen die Liebe nicht weniger, nur weil man - im Nachhinein - kritisch hinguckt, wo der Hund eigentlich herkommt. Es geht uns ewig Nörgelnden nicht darum, Hunde madig zu machen. Es geht darum, dass bitte alle hingucken. Nur wenn alle hingucken, kann Vermehrerei (die zu oft zu Lasten der Hunde geht) auch eingedämmt werden.
LG
Susanne
P.S.: Ich habe beim ersten RR fast alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Mit meinem papierlosen weltbesten Hund und seinen Zieheltern (mit denen der Kontakt auch nach 7 Jahren noch gut ist) hatte ich dermaßen Dusel, dass der Spruch "die Dummen haben das Glück" richtig Bedeutung bekommt. Aber Glück ist nicht verlässlich und dumm sterben will ich nicht, und um das zu vermeiden, hab ich die Scheuklappen abgesetzt und mich in Eigenkritik geübt. Damit liebe ich meinen Buki nicht ein Fietzelchen weniger, habe meine Rose aber wesentlich bewusster ausgesucht.
Sehr schön geschrieben - Danke dafür :)))
LG Katrin und Becks (weltbester Hund mit Kontakt zum Rudel...)
Dafaitisten wie ich (aber wohl nur diese) könnten sich die Frage stellen, ob man die Zeit, die man JETZT in die Suche nach Wurfgeschwistern und deren kleinen und großen Problemen (und DEREN Ursachen) investiert, nicht VORHER in die Suche nach einem ordentlichen Züchter hätte stecken können.
LG
Tina
galathee
31.01.2012, 13:02
Suse, Du hast mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen und das in Deiner unnachahmlichen Schreibe
auch noch unterhaltsam rübergebracht. Danke Dir dafür.
LG Karin
Genau so ist es liebe Suse. Besser lässt sich dieses Feld nicht beschreiben. Auch ich musste lernen...
Michael mit dem weltbesten Kheelo (ohne Papiere)
Danke Suse für deine Worte.
Ich hatte / habe ja nun auch zwei grasse Unterschiede. Der erste Hund war noch nicht mal vom Vermehrer, diese Hündin habe ich kurzerhand bei einer Spanienreise aufgesammelt. Ein Kind der Straße. Sie war mein weltbester Hund! Danach wollte ich es einmal anders wissen, quasi also das grasse Gegenteil: ein Hundebaby vom verantwortungsvollen Züchter. Ein unbeschriebenes Blatt mit glücklicher Welpenzeit, ohne schlechte Vorerfahrungen, dafür mit guter Abstammung etc. Tja und nun? Habe ich mit meiner Bahari schon wieder den weltbesten Hund! Ich würde beides jederezeit wieder machen. Was ich nicht tun werde: Menschen Geld für ein Tier zu geben, die nur dieses Geld im Sinn haben. Dann lieber wieder von der Strasse (Synonym: Tierheim, Notorga, etc). Vom guten Züchter sowieso.
HG
Christl
das Nelchen
31.01.2012, 14:23
Ich habe auch einen weltbesten Hund.
Einen mit Papieren - die, wie ich heute weiß, nicht allzu wertvoll sind. :blink:
Wir haben unsere Erfahrungen gemacht; vieles würde ich heute ganz anders machen. Die Züchtersuche gehört dazu. Von Vermehrern wusste ich damals schon und war mir sicher - so einen Hund willst du nicht haben. Also haben wir einen Welpen von einer Züchterin geholt.
HEUTE weiß ich, dass zwischen den jeweiligen Vereinen große Unterschiede liegen. Damals wusste ich das nicht.
HEUTE weiß ich, dass einem neben den Eltern der Welpen auch die Züchterin gefallen (zumindest sympathisch sein) sollte. Damals wusste ich das nicht.
Die Züchterin von Lola ist eine Dissi-Züchterin, die sich wohl gut um ihre kleine "Brut" gekümmert hat, allerdings weiß ich HEUTE, dass sie von Vererbungslehre nicht viel, eher gar keine Ahnung hat. Damals wusste ich das nicht. Bisher sind wir Gottseidank von schwerwiegenden Krankheiten und anderen Auffälligkeiten bei Lola verschont geblieben, möge es so bleiben.
Ich habe auch im Geschwistersuche-Pfad Geschwister von Lola gesucht. Die Züchterin hatte einfach nichts mit Internet am Hut. Sie hat keine Homepage gehabt über ihre Hündin und über die Zucht, und sie wollte natürlich von ihren Welpenbewerbern keine Emailadressen oder ähnliches haben. Ich weiß, dass sie die Welpeneltern auch nach bestem Wissen und Gewissen ausgesucht hat, und ich weiß auch, dass es Leute gab, die trotz noch vorhandener Welpen ohne solche wieder nach Hause fahren mussten.
Ich bin mir sicher, dass auch wir mit unserem damaligen Wissensstand bei einem VDH-Züchter wahrscheinlich keinen Welpen bekommen hätten...
Mein Fazit: In Zukunft entweder Notnase oder VDH-Zucht mit sympatischen Züchtern.
Man lernt halt dazu. :o
Chapeau, Suse!
Dem gibt es nichts hinzuzufügen!
Außer vielleicht, daß der Kauf beim Vermehrer fast ausschließlich damit begründet wird, daß man keinen Wert auf Papiere legt.
:hae:
Papiere brauche ich auch nicht für meine Hunde. Ich bin Grafiker, die Papiere, die ich herstellen könnte, sähen sowieso viel echter aus als echte Echte :blink:.
Aber gibts da nicht noch ein paar Argumente ...? Die Denkanstöße können gar nicht genug sein, umso mehr: Danke für Dein Post!
Liebe Grüße
Heike
Hallo Susanne,
ist schon irgendwie lustig, dass ausgerechnet Du das Thema ansprichst, wo ich doch letztes Jahr fast dachte im Buki einen Bruder von Elliot gefunden zu haben. Ist er aber nicht, die beiden sind ein paar Tage auseinander.:D
Und was würde sich ändern, wenn ich Geschwister von Elliot finden würde? Vermutlich gar nichts, wäre halt nett soetwas zu wissen, mehr auch nicht. So ganz kann ich die akribische Ahnenforscherei nicht nachvollziehen.
Es wäre für mich ein Leichtes gewesen, durch die paar Informationen vom Tierheim, den ehemaligen Besitzer von Elliot herauszufinden und so vielleicht zu erfahren, wo Elliot herstammt.
Wollte ich aber nicht. Elliot zeigte ein paar Verhaltensweisen, die auch eine unvoreingenommene und emotionsfreie Kontoktaufnahme zum Vorbesitzer nicht möglich gemacht hätten. Was soll das Ganze auch, was gewesen ist, ist Vergangenheit.
Elliot lebt jetzt sein gut sechs Jahren bei mir und ist natürlich der weltbeste Hund überhaupt.
Ich kann doch nicht die ein oder andere Macke von ihm mit dem falschem Stammbaum entschuldigen, entweder ich lebe mit seinen Macken oder ich tue etwas dagegen, so einfach ist das. Und wenn es in seiner Hundefamilie eine schwere Erbkrankheit geben sollte, wollte ich das auch nicht wissen.
Elliot ist ein gesunder und toller Hund und wird auch so behandelt.
Viele Grüße
Kathrin (die nicht immer alles wissen will)
zweiaufeinenstreich
31.01.2012, 16:07
Ich danke dir, dass du dir die Zeit genommen hast, hier ausführlich das zu schreiben, was für mich eine für alle verständliche Erklärung ist.
Und weil ich weder Kläger noch Richter bin, werde ich weiterhin jedem Halter versuchen zu helfen, wenn es nötig ist. Auch mit Aufklärung ohne Anzuklagen. Aber in erster Linie bei dessen momentanen Problemen.
LG
Heike
Schön geschrieben Susannchen!
Ich muss nicht auf Geschwistersuche gehen, und meine Welpeneltern allesamt auch nicht - die kennen sich alle untereinander, und der ein oder andere sieht sich sogar sehr häufig.
Wenn dann würde ich nach Halbgeschwistern von Caneesha + Namu suchen - von denen habe ich nicht alle Adressen :blink:
Würde ich aber sicher auch rausbekommen...wir sind halt "ne große Familie" :D
Esther mit der weltbesten Knitschel und dem weltbesten Namu :kiss:
Zuckermaus
31.01.2012, 16:36
Ich denke mal mit der Hundehaltung ist es wie bei vielen anderen Bereichen auch im Leben - man macht erst einmal viele, viele Fehler. Wichtig ist, daraus zu lernen.
Wenn ich daran denke, den ersten Hund, den wir zuhause hatten in meiner Kindheit (ein Cocker Spaniel) - welch eine Katastrophe !! Obwohl vom Züchter geholt, meine Eltern hatten keinen Plan von Hundeerziehung ... der Kerl genoss Narrenfreiheit :D
Genauso hab ich mit meinem ersten Kind sicher vieles verkehrt gemacht - trotzdem ist was aus ihm geworden.
Meine Absichten waren die allerbesten.
Ich unterstelle mal, wir alle handhaben es mit unseren Hunden genauso.
Wir haben das Beste fürs Tier im SInn ... trotzdem machen wir so manches falsch.
Hauptsache wir lernen dazu.
Fehler machen (ob nun bei der Anschaffung, Erziehung, Ernährung .... egal) ist völlig in Ordnung.
Nur draus lernen .... das ist wichtig.
Und nicht den selben Fehler nochmal.
Gibt doch sooo viele :D
Ich denke mal mit der Hundehaltung ist es wie bei vielen anderen Bereichen auch im Leben - man macht erst einmal viele, viele Fehler. Wichtig ist, daraus zu lernen.
mhm, ich weiß nicht... natürlich machen wir alle Fehler, aber manche Fehler muss man heute nun wirklich nicht mehr machen. Ähnliches hab ich glaub ich schon mal in einem anderen Thread geschrieben: heute ist es sooooooooooooo einfach sich Informationen zu beschaffen! Gute, fundierte Informationen sind dank der modernen Informationswege nur einen Klick und/oder ein Telefongespräch entfernt. Man muss nur wollen. Und manche Fehler finde ich, muss man deshalb heute wirklich nicht mehr machen. Das sah ganz bestimmt noch anders aus, als meine Eltern vor über 30 Jahren ihren ersten Hund vom "Züchter" geholte haben und selbst vor ~10 Jahren war es noch deutlich schwieriger.
Wenn ich mir anschaue, dass es für viele(?)/manche(?) bei der Anschaffung eines LEBEWESENS schon zu viel verlangt ist mal in der Stadtbücherei ein paar Hundebücher quer zu lesen und/oder das Gespräch mit Haltern, Züchtern, Trainern on- oder offline zu suchen - dann finde ich nicht, dass man alle Fehler machen darf und sich mit "Fehler passieren halt 'rausreden darf". Vorher das Hirn einschalten wäre schon nett und wenn das Kind in den Brunen gefallen ist, dann wenigstens voll zu dem Mist stehen, den man gebaut hat und nicht noch versuchen irgendwas schön zu reden.
Auch das heißt natürlich wieder nicht, dass die Hunde nicht beste Hunde sein können, aber so ein lapidares "ach, Fehler passieren halt, lernt man halt 'draus" ist mir zu wenig.
Hallo Susanne,
ist schon irgendwie lustig, dass ausgerechnet Du das Thema ansprichst, wo ich doch letztes Jahr fast dachte im Buki einen Bruder von Elliot gefunden zu haben. Ist er aber nicht, die beiden sind ein paar Tage auseinander.:D
Und was würde sich ändern, wenn ich Geschwister von Elliot finden würde? Vermutlich gar nichts, wäre halt nett soetwas zu wissen, mehr auch nicht. So ganz kann ich die akribische Ahnenforscherei nicht nachvollziehen.
Es wäre für mich ein Leichtes gewesen, durch die paar Informationen vom Tierheim, den ehemaligen Besitzer von Elliot herauszufinden und so vielleicht zu erfahren, wo Elliot herstammt.
Wollte ich aber nicht. Elliot zeigte ein paar Verhaltensweisen, die auch eine unvoreingenommene und emotionsfreie Kontoktaufnahme zum Vorbesitzer nicht möglich gemacht hätten. Was soll das Ganze auch, was gewesen ist, ist Vergangenheit.
Elliot lebt jetzt sein gut sechs Jahren bei mir und ist natürlich der weltbeste Hund überhaupt.
Ich kann doch nicht die ein oder andere Macke von ihm mit dem falschem Stammbaum entschuldigen, entweder ich lebe mit seinen Macken oder ich tue etwas dagegen, so einfach ist das. Und wenn es in seiner Hundefamilie eine schwere Erbkrankheit geben sollte, wollte ich das auch nicht wissen.
Elliot ist ein gesunder und toller Hund und wird auch so behandelt.
Viele Grüße
Kathrin (die nicht immer alles wissen will)
Hallo, Kathrin!
Dein Post veranlasst mich jetzt, nochmal bisserl auszuholen - du bist also schuld an dem langen Text.:blink:
Ich kann dein "lieber nicht wissen wollen" komplett nachvollziehen. Im Buch hab ich das ja ausführlich beschrieben, wie der Erkenntnisweg für mich war. Ich wollte wissen, aber kurz vor der heißersehnten Offenbarung des Wissens wollte ich eigentlich am liebsten gar nichts mehr wissen.
Buki war eine Internet-Annoncenliebe auf den ersten Blick. Mir war die Ridge- und Papierlosigkeit so etwas von egal... DZRR hätte ich für den deutschen richtungsweisenden rechtshändigen Zaubererverein gehalten und ELSA für eine Milchkuh. Soviel zum Thema "vorinformierter Welpenkäufer"... :rolleyes:
Buki mit seinen 18 Wochen war es einfach. Das war mein Hund - und das ist er jetzt, 7 Jahre später, immer noch. Die Geschwister kannten wir, die mussten wir nicht suchen (wir hatten ein wunderschönes Welpentreffen) und mit den Zieheltern bestand auch Kontakt. Ich nenne sie bewusst Zieheltern, weil sie sich selbst nicht als Züchter sehen - sie sind die Halter von Bukis Eltern und das Halten eines intakten Pärchens ging irgendwann dann doch schief. Es blieb bei dem einen Wurf, die Hunde wurden beide im Anschluß kastriert.
Aber abgesehen davon, dass ich von der Welpenzeit nur Fotos hatte, hatte ich auch keinen Schimmer, was seine Zieheltern eigentlich mit "Papieren" meinten. Bukis Eltern hatten nämlich durchaus welche. Die ersten vier Jahre verschwendete ich nicht einen Gedanken an Abstammung. Buki war gesund, seine Eltern waren gesund und seine Geschwister soweit auch (da gab es übrigens auch ein paar dieser Ausklink-Welpeneltern, was Zieheltern sehr schmerzen kann) - also warum rumkramen? Ein Sturm- und Drang-Bukinator lies mir gar keine Puste, um mal besinnlich zu reflektieren... Aber er wurde reifer und klüger - und ich auch.
Am Telefon sagte mir Ziehmama dann noch, dass sie umziehen werden. Nach ein ganzes Stück weiter westlich. "Susanne, mach dir keine Gedanken, ich schick dir die neuen Daten mit der Post, dann hast du alles auf einmal." Ja. Super. Es kam ein sehr netter Brief mit akribisch aufgelisteten neuen Kontaktdaten. Weil Susanne aber in einer Ewigkeitsbaustelle lebte, auf der immer wieder von einer Ecke in die nächste geräumt wurde, ging der Brief verloren. Daten weg. Mailadresse total veraltet und ersetzt - weil wir aber immer telefoniert haben und (damals) nicht gemailt haben, hab ich das ewig nicht gemerkt. Telefonnummer von Bukis Bruder ging mit dem Brief verloren...
Und dann wollte ich aber wissen, weil ich inzwischen gelernt hatte, dass ELSA eben doch keine Milchkuh ist. Ich wollte wissen, von was für Papieren da geredet worden war. Ich wollte Ahnen erfahren und die Linien. Ich wollte wissen, um meinen denkenden Jagdbomber zu verstehen - ich hatte noch im Kopf, dass die Eltern aus Kennels kommen, in denen die Hunde jagdlich geführt werden und auf die jagdliche Eignung Wert gelegt wird. Ich wollte soooo gerne wissen... Aber ich konnte nicht mehr fragen, weil ich die neuen Kontaktdaten irgendwo in 600 qm zugerümpeltem Altbau verlegt hatte. Ich ging auf die Suche. Und je länger die dauerte, um so mehr habe ich gelernt. Nicht nur über Linien, sondern auch generell über Zucht und den oft damit verbundenen Missbrauch.
Die Suche nach Bukis Vorfahren (und seinen Zieheltern) war unbeschreiblich. Ich hab über ein Jahr lang alle nur annähernd namensähnlichen Menschen im Umkreis von 100 km um Stuttgart antelefoniert und mit der Frage nach dem ridgeless Ridgeback-Wurf in totale Verwirrung gestürzt. Parallel dazu probierten es übrigens Bukis Zieheltern bei mir - meine Telefonnummer war ja gleich geblieben. Sie riefen aber immer dann an, wenn keiner zuhause war (AB hatte ich nicht, aber einen lauffreudigen RR, ergo war Festnetz schlecht :o) und kamen nach einigen fruchtlosen Versuchen zu dem Schluß, dass ich auch so eine Ausklinkende bin und gaben resigniert auf.
Dann stand der Zweithund fest und eines war mir so klar wie das Amen in der Kirche: Ich will für den Zweithund eine Abstammung, ich will eine Welpenzeit und ich will eine Familie. Durch die unermüdliche Suche nach Bukis Zieheltern, mit der ich die halbe RR-Welt zu Tode nervte, lernte ich übrigens Roses Züchterin nachhaltig näher kennen. :blink:
Tja, Rosi wohnte schon welpettenmäßig bei uns, als ich Bukis Ziehmama dank Internet und völlig ab von RR-Themen endlich doch wieder fand... Das Wiederfinden war unbeschreiblich. Und am Ende des sehr emotionalen Zwei-Stunden-Telefonates kam meine Frage. Die Frage, die ich so lange nicht fragen konnte und die mich gequält hatte: "Sag mal, ihr habt doch gesagt, Bukis Eltern haben Papiere... Kann ich die Pedigrees haben?" Und in dem Moment, in dem ich die Frage stellte, wollte ich eigentlich lieber gar nix mehr wissen. Mein Wissen um RR-Zucht war inzwischen ausreichend groß geworden, um zu wissen, dass ich da jetzt nicht alle Antworten gut wegstecke. Da gab es Linien, die ich so gar nicht haben wollte...
Ich bin froh, dass ich gefragt habe. Das Lesen der zugeschickten Ahnentafel war das Finden der großen Familie. ELSA ist keine Milchkuh, sondern das hütende Auge über Bukis Mama. Und Bukis wunderbarer Papa kam vom DZRR und nicht von irgendwelchen Zauberern, auch wenn man das fast meinen könnte. Ich habe auf das Buch hin, in dem Bukis Elternabstammung mit Kennelnennung hervorgeht, ganz liebe und teilweise sehr bewegende Post selbst aus den etwas verzweigteren Familienästen bekommen - von Menschen, die ich vorher nicht kannte. Ich habe endlich mitbekommen, dass Buki bereits Vorreiter meiner Leidenschaft war - die Erforschung des Zusammenhangs von Ridgeless und DS. Sein Blut ging schon in die Forschung, als ich ihn noch gar nicht kannte... Meine Leidenschaft war entfacht, bevor ich das Wissen um meinen Hund hatte... Mein Hund - gesucht und gefunden.
Nun sind wir zwei nur exemplarisch, aber sicher nicht die Regel. Wir hegen den wiedergefundenen Kontakt zu Ziehelterns wie einen kostbaren Schatz und ich bin so unbeschreiblich froh um die Zieheltern meines Bukis, für die er bis ins Seniorenalter ihr Baby ist, an dem ihnen so viel liegt. Wenn mir etwas passiert, geht er zu ihnen und ich könnte mir keinen besseren Platz vorstellen.
Das ist das, was ich meine, wenn ich schreibe, ich habe mit meiner anfänglichen Blödheit wahnsinniges Glück gehabt. Das hatte ich einfach - anders als mit Glück ist das nicht zu erklären. Da hat der Deckel einfach den Topf gefunden.
Sorry für das Ausschweifende. Aber es musste mal raus...
Nein, auch wenn das jetzt so wirken mag: Roses Züchterin wird hier nicht vergessen. Rose und ihre Züchterin waren nur nicht so kompliziert. Die waren schlichtweg perfekt und unkompliziert - mitsamt dem verzweigten Familienanhang:kiss:.
Ich müsste noch so viel erklären, was ich wie meine, um verstanden zu werden - aber Überlänge bringt es auch nicht... Wer verstehen will, versteht. Und wen ich mit dem Eingangspost ganz sicher nicht kritisieren will, sind die Menschen mit den Not- oder Übernahmehunden. Die haben alles Gute verdient, aber sicherlich keine Kritik.
In diesem Sinne mit lieben Grüßen
Susanne mit Buki und Rose - Buki grüßt den Fast-Bruder Elliot ganz herzlich!
Suse hat mal wieder sehr schön und trefflich geschrieben was viele von uns denken, fühlen und erfahren haben.
bleibt mir nur noch zu sagen
mein Bub is natürlich DER weltbeste Hund und unsere kleine Notnase ja sowieso :blink:
(beide mit wenn auch nicht-VDH Papieren und trotzdem so unterschiedlichen Erkenntnissen)
Simba0809
01.02.2012, 01:22
Auch das heißt natürlich wieder nicht, dass die Hunde nicht beste Hunde sein können, aber so ein lapidares "ach, Fehler passieren halt, lernt man halt 'draus" ist mir zu wenig.
Natürlich ist es mit einem lapidaren "Fehler passieren halt" nicht getan.
Aber mir ist der Fehler passiert und ich zahle jedes Mal, bei den kleinsten Anzeichen einer Krankheit dafür, mit den Sorgen, die ich mir mache.
Und ich kann nach 2,5 Jahren schon sagen, dass mich das und einiges mehr verändert hat und ich meine Blauäugigkeit von damals nicht nachvollziehen kann.
Ja, ich habe aus dem Fehler gelernt und würde sogar sagen, das ich eine 180° Wende gemacht habe.
Ich denke ich kann auch behaupten bei den RRs in Not, die es gibt (auch mit Papieren), dass mein papierloser RR es gut mit mir erwischt hat.
Denn das ist es doch , wozu uns die Hunde bringen - zum Wachsen und dazu Lernen, um ein besserer Mensch zu sein.
Deshalb finde ich es unfair zu behaupten, dass man in diesem Fall nicht sagen kann, aus Fehlern kann man lernen.
Schlimm wäre es doch - auch nachdem man naiv gehandelt hat zu sagen, dass würde ich wieder tun.
Ich finde man darf dazu lernen und muss sich nicht ein Leben lang schlecht fühlen, wenn man eben diesen Fehler gemacht hat und ich denke, dass ist auch das was Susanne sagen möchte :rolleyes:
Für mich würde auch nur noch ein VDH-Hund oder ein Nothund in Frage kommen, aber da würden mit Sicherheit auch einige VDH-Züchter aus dem Raster fallen, denn dort ist auch nicht alles Eitel-Sonnenschein.
(Nur um das hinzuzufügen, weil sich VDH immer so nach Freifahrtsschein anhört)
Davon mal abgesehen habe ich natürlich einen weltbesten Hund und den besten ersten RR, den ich mir hätte wünschen können :blink:.
LG
Nuket mit Simba
Hallo Susanne,
sehr schön geschrieben.
LG Annette
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