Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der Zug, das englische Vollblut und ich (oben drauf)
Hallo meine lieben Pferde-Kenner
Ich bin seit über 20 Jahren passionierte Reiterin. Vor 4 Jahren habe ich mein Hobby Ari zu liebe aufgegeben. Die Zeit liess einfach nicht beides zu. Und da ich nie ein eigenes Pferd besaß und nur die fremder Leute ritt, war es auch nur halb so schlimm. Jetzt ist Ari "groß", ich habe einen Freund der mich mit Ari unterstützt und einen Job bei dem es zeitlich wieder besser passt. Also habe ich vor 3 Wochen wieder die Zügel in die Hand genommen.
Nicht irgendwelche, sondern die einer 6 jährigen, englischen Vollbluttstute namens Tacoona Matata. Ehemaliges Rennpferd und beste in ihrem Jahrgang. So weit so gut. Die Stute wird Western geritten. Nach einer Sehnenverletzung ist ein Rennbahn-Comeback ausgeschlossen und ihr Besitzer hält sie zusammen mit Mutter und Tante im "Garten". Also hinter dem Haus.
Letzte Woche war ich in Begleitung der anderen Reitbeteilung mit Tacoona ausreiten (Die andere Dame ritt Tacoonas Mutter). Wir ritten im gemütlichen Schritt unterhalb vom Bahndamm entlang auf einem Spazierweg. Links der Bahndamm, rechts Wiesen. Da sagte die Dame zu mir: "Ach so, wenn gleich der Zug von hinten kommt, dann rennt Tacoona im Derby-Galopp los und will den Zug ein- und überholen. Aber zieh nicht am Zügel dann steigt sie. Einfach rennen lassen und warten bis sie von allein bremmst."
Da hab ich ja schon zweimal leer schlucken müssen. Ich drehte mich um und da kam er auch schon, der 5 ab 16.00 Uhr Zug. Pferd ab wie die Post. Ach was, schneller als der Baumgartner von seiner Kapsel zur Erde runter gerast ist.
Ich hab wenig Probleme damit oben zu bleiben und bekomme auch keine Panik wenn ich auf einem Galopper sitze der grade einen psychotischen Anfall hat. ABER womit ich Probleme habe: Was ist wenn da mal Fussgänger, Radfahrer, Hunde, Kinder etc. sind und die nicht ausweichen können?
Natürlich habe ich gefragt was man gegen diese "Unart" schon getan hat. Als Antwort bekam ich zu hören, dass die anderen nie diesen Weg reiten... Toll....
Meine Frage nun an die Leute, die mit sowas oder so etwas ähnlichem Erfahrung haben: Was könnte man tun um dem Pferd beizubringen dass der Zug nicht das Startsignals eines Rennens ist? Da ich immer nur relativ liebe Pferde in Beritt hatte und mit Vollblütern mal so gar keine Erfahrung habe, bin ich momentan echt ratlos.
Ich denke dass das mal ziemlich gefährlich werden kann, zumal dort im Sommer sicher viele Spaziergänger sind und der Weg irgendwann in eine asphaltierte Strasse übergeht. Und ein erst 6jähriges Pferd kann sicherlich noch lernen dass es nicht unkontrolliert losrasen darf.
Dieses los rasen bezieht sich auch nur auf den Zug.
Oder meint ihr, dass ich die Strecke auch meiden soll?
Schon mal danke für eure Tipps.
zweiaufeinenstreich
24.03.2013, 20:18
Hallo,
auch ich hatte über zehn Jahre eine engl. Vollblutstute mit Rennvergangenheit.
Unsere Wippola gen. Nicola kam mit 10 Jahren zu mir, war damals seit 6 Jahren aus dem Sport. Ich hatte das Glück, dass Nicola von einem ihrer Vorbesitzer auch dressurmäßig bis A ausgebildet wurde.
Auch sie hatte den Drang, wenn wir in der Gruppe ausritten, im Galopp immer die erste sein zu wollen und wenn man nicht aufpasste, ja, dann zog sie ab, durchparieren nicht mehr möglich.
Als ich wusste wie Nicola tickte, hab ich sie bevor wir galoppieren wollten immer gut an den Zügel geritten, dann wusste sie, jetzt ist nicht Renngalopp angesagt, sondern schön versammelter Arbeitsgalopp.
Ich würde dir/der Besitzerin raten, die Stute in Dressur soweit auszubilden, dass sie am Zügel gehend auch ruhigen Arbeitsgalopp gehen kann. Die Route entlang der Bahnlinie würde ich meiden, zu schnell kommt sie mit dem Huf in eine Unebenheit und ein Pferdebein bricht da schnell.....
Pferde die so reagieren wie du schreibst, werden selten im Gelände im Arbeitsgalopp geritten.....die meisten kennen dann im Galopp nur, los und fetzen. Eine Einwirkung ist dann kaum oder gar nicht mehr möglich....das ist wie ein Rausch für das Pferd, vorallem bei denen mit Bahnerfahrung....
LG
Heike
Chappyxxs
24.03.2013, 20:47
OMG - mal ehrlich, wer das seiner Reitbeteiligung zumutet, hat schon etwas die Ruhe weg... Ich bete, das Ross ist nicht nur edel sondern auch gut haftpflichtversichert und auch die Reitbeteiligung bzw. etwaige Schäden an allem Möglichen UND der Reitbeteiligung sind gedeckt...
Und ich hoffe, dass Du eine gute Unfallversicherung hast bzw. abschließt vor dem nächsten Ritt ;-)
Das ist ja echt der absolute Hammer...
Ich denke, dass nicht nur der Ehrgeiz hier das Rennen macht, sondern vielleicht auch die Panik vor dem unglaublichen Lärm, den ein Zug so mitbringt.
Mir wären bei der Korrekturein ff. Dinge wichtig:
ein gutes und gefestigtes Vertrauensverhältnis
eine solide dressurmäßige Grundlage, mindestens bis A-Niveau
dabei ein gefestigter Handgalopp
ein gymnastiziertes und wirklich gut an den Hilfen stehendes Pferd, bevor ich den nächsten Zug treffe.
und gleichzeitig Ohrenschützer für die Stute
eventuell vor dem Zug angaloppieren, damit man nicht den Durchstart sondern nur das Tempo korrigieren muss.
und evtl. würde ich einfach so lange am Gleis arbeiten, bis ein Gewöhnungseffekt eintritt, denn ich kenne Pferde, die leben und arbeiten direkt neben Gleisen, die hören so einen Zug gar nicht mehr.
Geht sie auch durch, wenn man sie an der Hand hat und der Zug kommt?
Gruß
Ilonka
Also ob sie an der Hand auch durchgeht (es ist nur die jüngere Stute) hab ich gefragt und es hieß dass man das nie ausprobiert hat. Das gute ist, wir bekommen jetzt einen neuen reitplatz und dort kann man sicher mit ihr an der Versammlung arbeiten. Ansonsten läuft sie im Gelände einen ruhigen Galopp, nicht zu vergleichen mit dem "Zug-Gallop". Es ist auch keine Panik dabei, der Zug der dort herfährt ist eine S-Bahn die sehr leise ist. Ich glaube die hat irgendwie nen Rennbahn-Flashback. Und versucht wirklich ihn einzuholen und nicht davor weg zu laufen. Keine Ahnung warum nur beim Zug.
Die Dressur-Ausbildung ist bei ihr total versaut worden. Ein ganz "toller" Reiter hat ihr ein paar mal zu oft ne Rollkur verpasst :( deswegen steigt sie auch wenn man versucht mit Zügelhilfe durch zu parieren.
Ich denke auch, dass es am besten ist den weg zu meiden. Ich werde mit ihr auf dem Platz an der Versammlung und vor allem Vertrauen arbeiten. Und zum ausreiten erstmal den Weg im Wald wählen.
Eigentlich schade um ein so junges Pferd.
Versichert sind sowohl Pferd als auch ich, aber trotzdem will ich nicht dass was passiert. Bis jetzt bin ich ohne große Reitunfälle durchs leben gekommen und das soll auch so bleiben.
Ich hab mal ein paar Jahre in einem Traber Stall geholfen. Aber die sind im Gegensatz zu den Galoppern ja wahre Lämmchen.
harmony1
24.03.2013, 21:14
Hui.....das hört sich nach einer gefährlichen Unart an, für alle Beteiligten und eventuelle Unbeteiligten, wie Fussgänger etc.
Ist die Stute gar nicht mehr regulierbar?
Absteigen wäre eine Option, wenn sie dann händelbar bleiben würde oder statt vor dem Zug wegzurennen, umdrehen und darauf zu reiten, wenn denn möglich.
Gute Dressurarbeit, Galopptraining nur in ruhigem Tempo, eventuell als Handpferd mit einem ruhigen, sicheren Pferd, Bodenarbeit, Dominanztraining...... und vielleicht vorerst andere Strecken reiten, bis das Vertrauen und die Kommunikation sicher stimmt.
Vielen Dank erstmal für die Ratschläge. Ich werde das mal mit dem Besitzer besprechen, evtl muss da auch mal jemand kommen der sehr viel Ahnung von der Materie ehemaliges Rennpferd als Reitpferd hat.
Die Idee mit absteigen und/oder auf den Zug drauf los ist mir auch gekommen. Denn wenn der Zug von vorne kommt, macht sie nichts. Ich hab allerdings Angst dass ich sie evtl nicht halten kann und sie dann ohne mich davon rennt. Wäre auch nicht gut. Vielleicht wäre es gut wenn wir da zu zweit wären und sie an Zügel/Longe halten.
Ansonsten ist sie nämlich ein sehr umgängliches Pferd mit guten Manieren. Sie abreitet auf dem Platz am Boden gut mit und auch longieren klappt ohne größere Probleme.
Ich werde weiter berichten wie es läuft.
Vergessen: regulierbar ist sie nicht mehr. Wie gesagt, Zügel annehmen geht nicht weil sie steigt. Ich hab mich schwer gemacht und sie versucht per stimme zu beruhigen. Ich glaube das hat nicht viel gebracht. Sie wurde erst langsamer als der asphaltierte weg in Sicht kam.
phantasolos
24.03.2013, 21:55
Hallo Christine!
Mit deinem Problem kann ich dir leider nicht helfen, von Pferden hab ich nicht viel Ahnung.
Wollte dir aber sagen dass ich mich für dich freue, dass du jetzt wieder zum reiten kommst und dass es anscheinend super läuft bei dir.
Du wirst das bestimmt hinkriegen mit dem Pferdchen, hast ja schon anderen "Pferdchens" so einiges beigebracht.
Liebe Grüsse, Lea
Huhu
Ja, den Rennbahn-Flash-Back kenn ich auch....:cool: Nicht immer lustig....:eek:
Geht sie auch durch, wenn das ruhige Pferd VOR ihr läuft? Was für eine Trense/Zaum trägt das Pferdchen? Vielleicht kann man da noch etwas machen? Ich mein, dass sie gleich hochgeht wenn man durchparieren oder auch nur abbremsen will - Schmerz?
Ansonsten bin ich auch für dressurmässigen Aufbau, einstweilen diese Strecke meiden und dann langsam dranheran arbeiten.
Viel Glück! Und - auch ehemalige Rennpferde können sich zu ganz tollen Freizeitpferden entwickeln. Hab ich mehrmals erlebt und es hat immer ganz viel Freude gemacht!
LG
Monique
galathee
25.03.2013, 23:53
Uiiiiiiiiii........ das ist gefährlich.
Meide erstmal diese Begegnungen, bis das Mädchen rittig genug ist. Ich will der Stute ja nicht den Spaß verderben, aber das ist wirklich gefährlich und kann so nicht weiter gehen.
Ausbildungs Ratschläge kann ich keine geben, da ich weder das Pferd, noch Dich noch die Situation kenne.
Es gibt Neuigkeiten. Wir haben uns nun dazu entschieden besagte Strecke nicht mehr zu reiten und die Stute nun auf gebisslose Zäumung umzustellen. Erstmal nur bei der Arbeit auf dem Reitplatz und später auch im Gelände. Ich denke dass das für sie eine Erleichterung bringt. Das Gebiss ist für sie mit zu vielen traumatischen Erfahrungen verbunden (erst Rennbahn und dann die Rollkur :( ) ich werde weiter berichten wie es läuft.
harmony1
02.04.2013, 23:19
Prima, ja, halte uns auf dem Laufenden. Mich interessiert es auf alle Fälle, wie es bei euch weitergeht.
Viel Erfolg!
galathee
03.04.2013, 18:17
Es gibt Neuigkeiten. Wir haben uns nun dazu entschieden besagte Strecke nicht mehr zu reiten und die Stute nun auf gebisslose Zäumung umzustellen. Erstmal nur bei der Arbeit auf dem Reitplatz und später auch im Gelände. Ich denke dass das für sie eine Erleichterung bringt. Das Gebiss ist für sie mit zu vielen traumatischen Erfahrungen verbunden (erst Rennbahn und dann die Rollkur :( ) ich werde weiter berichten wie es läuft.
Gerade heute morgen habe ich an Euch gedacht und wie es mit dem Zugrennen wohl steht.
Gute Idee, auf gebisslos umzustellen; ich habe das damals mit meinem Hengst auch probiert und es klappte sehr gut. Wir haben dann das Hackamore fürs Gelände und für leichtere Arbeit benutzt. Erzähle gelegentlich mal von Euren Fortschritten.
Hallöchen,
der eingeschlagenen Weg scheint ok. zu sein. Aber ich würde trotzdem den Weg nicht meiden.
Wenn sie den entgegenkommenden Zug gelassen hinnimmt, würde ich die Strecke vorerst nur verkehrt
herum reiten. Somit hast du zumindest schon mal einen kleinen Gwöhnungseffekt.
Weiterhin gutes Gelingen bei der Arbeit.
P.S. : Die Arbeit an der Hand mit der Doppellonge kann bei Maulproblemen helfen. Damit kannst du, ohne selbst in
Gefahr (z.B. durch Steigen) zu kommen, wieder das Vertrauen an die Zügelhilfe erarbeiten. Du solltest das aber nur
mit fachmännischer Hilfe machen, da durch den langen Zügel die Paraden auch härter ankommen können. Hier ist sehr viel Feingefühl gefragt.
LG Bianca:)
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