Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Frage "Alpha-Hunde" - gibt es die?
Heute beim Spaziergang:
Wir treffen auf eine Dame, die ihre moppelige RR-Labbi-Hündin erst an die Leine nimmt, als unsere Enya schon gespannt wie ein Flitzebogen neben mir abseits des Weges sitzt und wartet.
Die Dame passiert uns mit ihrer gleichgültig vor sich hin trottenden Hündin. Alles gut. Die Distanz ist offenbar ausreichend.
Wir kommen ins Gespräch. Prima.
Bis die Dame gedankenverloren ihre Hündin ableint. Diese kommt (wie es aussieht absolut freundlich) auf uns zugetappt.
Und unser kleiner "Giftel" macht den dicken Maxe.
Findet die andere Hündin natürlich nicht toll und macht Anstalten zum "Gegenangriff".
Wir nehmen Enya zurück (mit einiger Mühe, unglaublich, wie stark 25 kg sein können :rolleyes:), die Dame schnappt sich ihre Hündin.
Alles gut, nix passiert.
Wir nehmen alle unsere alten Positionen wieder ein und wechseln noch ein paar nette und verbindliche Worte.
U.a. hören wir, als wir über Dalmis und deren Wesen sprechen (der 1.Hund der Dame war ein gefleckter gewesen):
"Na, hoffentlich haben sie da nicht die Alpha-Hündin erwischt!"
Hmhmm...:scept: Haben wir??
Ich weiß es nicht.
Ich kann nicht festmachen, ob Enya einfach eine wilde Hummel ist oder sonst etwas.
Gibt es diese "Alpha-Hunde"?
Oder sind sie "aus der Mode"? So wie die "dominanten" :confused:
Könnt ihr mir helfen?
PS: Wenn diese Frage in die Cafeteria muß - bitte verschieben. Sorry... Enya ist ja kein RR
Rosemarie Karsten
22.06.2017, 16:25
.....
U.a. hören wir, als wir über Dalmis und deren Wesen sprechen (der 1.Hund der Dame war ein gefleckter gewesen):
"Na, hoffentlich haben sie da nicht die Alpha-Hündin erwischt!"
Hmhmm...:scept: Haben wir??
Ich weiß es nicht.
Ich kann nicht festmachen, ob Enya einfach eine wilde Hummel ist oder sonst etwas.
Gibt es diese "Alpha-Hunde"?
Oder sind sie "aus der Mode"? So wie die "dominanten" :confused:
Könnt ihr mir helfen?
PS: Wenn diese Frage in die Cafeteria muß - bitte verschieben. Sorry... Enya ist ja kein RR
Hunde sind so lange keine "Alpha-Wölfe", so lange ihre Hundeführer keine Hammel sind :blink::joker::p
Asani Hekima
22.06.2017, 16:57
Kommt drauf an was man darunter versteht.
Es gibt so Hunde die fallen in der Gruppe durch ein absolut souveränes ruhiges Wesen auf, sie werden anstandslos respektiert, man (Hund) hält höflichen Abstand und die anderen Hunde reagieren auf die kleinsten Zeichen dieser unauffälligen Hunde.
Solche Hunde könnte man durchaus als Alpha bezeichnen, wenn man dem denn einen Namen geben wollte.
Oft stelle ich aber fest, dass die meisten mit Alpha genau so wie mit dominant fälschlicherweise eigentlich einen laut pöbelnden Hund meinen der alle anderen unterbuttert.
Hunde sind so lange keine "Alpha-Wölfe", so lange ihre Hundeführer keine Hammel sind :blink::joker::p
Also wenn schon, liebe Rosemarie, dann Schaf oder besser noch Lamm. :p
Das mal am Rande.
Haste vielleicht auch was Fachliches beizutragen??
ob einem das jetzt passt oder nicht:
es gibt sie schon, die sozial höherstehenden hunde, ob man sie nun alfahunde oder sonstwie nennen will, das ist egal. man erkennt sie nicht daran, dass sie ihr maul aufreissen, sondern viel eher daran, dass ihre bloße anwesenheit ausreichend ist, andere hunde zu beeinflussen und das hängt überhaupt nicht mit irgendewelchen hammeleigenschaften ihre halter/führer zusammen.
und es gibt sie auch, die sozial tiefer stehenden. ..
probleme enstehen immer dann, wenn mensch versucht, diese ordnung nach seinem gutdünken zu ändern.
ob einem das jetzt passt oder nicht:
es gibt sie schon, die sozial höherstehenden hunde, ob man sie nun alfahunde oder sonstwie nennen will, das ist egal. man erkennt sie nicht daran, dass sie ihr maul aufreissen, sondern viel eher daran, dass ihre bloße anwesenheit ausreichend ist, andere hunde zu beeinflussen und das hängt überhaupt nicht mit irgendewelchen hammeleigenschaften ihre halter/führer zusammen.
und es gibt sie auch, die sozial tiefer stehenden. ..
probleme enstehen immer dann, wenn mensch versucht, diese ordnung nach seinem gutdünken zu ändern.
Mit deiner Definition kann ich Alpha Hund für Enya getrost ausschliessen, fürchte ich :o
So eine Hündin hatten wir mal, unsere DSH Jolly. Mann, damals haben wir das gar nicht so richtig zu schätzen gewusst!
Aber sagst du bitte noch etwas zu den "sozial tiefer stehenden"?
Solche Hunde könnte man durchaus als Alpha bezeichnen, wenn man dem denn einen Namen geben wollte.
Oft stelle ich aber fest, dass die meisten mit Alpha genau so wie mit dominant fälschlicherweise eigentlich einen laut pöbelnden Hund meinen der alle anderen unterbuttert.
Angelehnt an Dany's Post könnte man auch sagen, echte "Alphas", und damit meine ich explizit die souveränen Exemplare, haben es nicht nötig, herumzubrüllen.
Weder an der Leine noch sonst.
Hunde, die an der Leine pöbeln, sind häufig im Grunde sehr unsicher und von Alpha weit entfernt.
Hat auch mit "wild" nix zu tun.
LG, Suse
Ist "Alpha-Hund" denn wirklich noch so (als in sich ruhende, natürliche Autorität) in der aktuellen Hunde Literatur
verankert oder - so wie "der dominante Hund" - als widerlegter Terminus anzusehen?
Wisst ihr da etwas zu berichten?
Für mich wäre durchaus denkbar, dass ein sozial niedrig stehender Hund (@heins) sich je nach Situation in
einen Alpha Hund "verwandelt" bei einem sozial"schwächeren" Gegenüber oder aber im Umkehrschluss ein "Alpha Hund" in einen "sozial niedrig stehenden Hund", wenn er auf einen anderen "Alpha Hund" trifft, den er als überlegen einschätzt.
Ich weiß, das liest sich jetzt konstruiert.... aber die Dominanz wird doch aktuell auch situativ definiert.
ein sozial niedrig stehender hund, wenn er sauber ist im kopf, unterwirft sich. wenn er nicht sauber tickt, dann kühlt möglicherweise sein mütchen an noch tiefer stehenden oder schwächeren.
Hach.... schon wieder mal doppelt gepostet.
Mit dem Handy posten erhöht die Fehlerquote immens.
Sorry!
Beitrag folgt.....
Es kommt darauf an, wie niedrig stehend der Hund ist.
Ein Hund, der an zweiter Stelle der Rangfolge in einer sich kennenden Gruppe von Hunden steht, ist durchaus in der Lage die "Alpharolle" einzunehmen, wenn der Ranghöchste mal abwesend ist.
Ein Hund am Ende der Rangfolge wird das eher nicht tun, weil er wohl nicht von den Anderen, Höherstehenden in dieser Position akzeptiert werden würde und weil er mit Sicherheit mit dieser "Führungsrolle" hoffnungslos überfordert wäre.
Es ist halt wie beim Menschen:
Es gibt eben die mit Charisma, Empathie und Ahnung vom jeweiligen Arbeitsgebiet in Führungspositionen, die uneingeschränkt von den Teammitgliedern als solche respektiert und geachtet werden und es gibt die ohne Charisma, mit wenig inhaltlicher Ahnung und Sozialkompetenz, die nur zur rechten Zeit mit den richtigen Papieren am richtigen Ort waren, geschätzt und geachtet werden sie von den Mitarbeitern aber eher weniger.
Einen "Alphahund" erkennt man wirklich recht schnell, seine pure Präsenz ist ausreichend. Da ist selbst mein Brüllaffe sofort ein Lamm, ganz ohne mein zutun. Da knurrt er nicht mal, meidet den anfänglichen Kontakt und nimmt nur ganz langsam und vorsichtig Kontakt auf, der Schleimer! :D
Ich denke eher nicht, dass ein wilder, ungestümer, spielfreudiger Hund die oberste Rangfolge inne haben kann, ein solches Verhalten schickt sich nicht! Stattdessen steht er steht über den Dingen. Wenn mal ein Spielansatz eines "Alphahundes" erfolgt, dann sehr selten und meist unter "erzieherischen" Aspekten, z.B. als Beschwichtigungssignal nach vorausgegangener Zurechtweisung.
Und ob ein Hund mal das Zeug hat, eine "Führungsposition" einzunehmen, erkennt man relativ schnell nach Beendigung der Pubertätsphase.
Ich glaube auch nicht unbedingt, dass 2 fremde Hunde, die sonst nicht diese "Führungsqualitäten" besitzen, sich nur kurz begegnen, sich sofort und als Allererstes darum kümmern, wer von beiden nun die " Alphafunktion" übernimmt. Es gibt durchaus auch Hunde, die sich ebenbürtig begegnen und wo sich dann erst im Laufe der Zeit eine "Vertrautheit" entwickelt. Als Alpha würde ich das aber nicht bezeichnen. 2 fremde Hunde verhalten sich meist autarker.
Ich kenne im Ganzen (und mir begegnen im Berliner Hundeauslauf täglich viele bekannte und unbekannte Hunde) 3 wirkliche "Alphas" (2 Rüden, 1 Hündin), die ich durch ihr Auftreten, ihre Erscheinung und Präsenz auch so bezeichnen würde. 2 davon sind die jeweiligen Chefs in den Rudel von zwei Dogwalkern mit bis zu 10 Hunden (wo sich selbst mein Monthy immer mal wieder hervorragend ohne Gebrüll und Getöse unterordnet, trotz immer mal wieder wechselnder Hundeschaft), der andere ist ein alter Huskyrüde.
P.S.
Ich persönlich mag den Begriff "Alpha nicht so sonderlich. Zu schnell wird er von HH verwendet, um seinen Hund und bestimmte Verhaltensweisen "schönzureden."
Andererseits wird er auf einen Hund verwendet, der durch seine Erscheinung und Präsenz Struktur in eine große Hundegruppe bringt, dann trägt er diesen Namen zu Recht, denn diesen Status hat er sich hart erarbeitet.
Rosemarie Karsten
22.06.2017, 20:08
Der Begriff ALPHA impliziert die TOP-POSITION in einer HIERARCHIE.
Und genau dort fängt es bereits an, falsch zu werden. Denn der überwiegende Teil sozialer Individuen leben in einer vertikalen Sozialstruktur.
Wölfe ( freilebend) leben in einem Sozialverbund, welcher vergleichbar ist einer menschlichen Familiensozialstruktur.
Hinzu kommt, dass Forschungen und Erkenntnisse an freilebenden Wölfen nicht einfach direkt übertragbar sind auf Haushunde. Trotz gemeinsamen Erbes haben sich Hunde zu einer unterschiedlichen Gruppe entwickelt ( Canis lupus familiaris) und nicht Canis lupus. Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Soziabilität.
Man kann Erkenntnisse, die durch Forschungen an freilebenden Wölfen gewonnen wurden, nicht auf Wölfe in Gefangenschaft übertragen und ebenso nicht auf Haushunde.
Ich persönlich mag es nicht, diese unausgegorenen Begriffe wie Alpha Status und /oder Dominanz zu verwenden. Letzteres sehe ich immer auch im Situations- und Beziehungszusammenhang.
Meine Auffassung deckt sich teils mit hiesigen Aussagen, dass ein gut sozialisiertes und in sich ruhendes „Hundetier“ (fast) jeder Situation gewachsen ist und viele Situationen ohne Pöbeln meistern kann.
Ein souveränes Tier besticht durch sein entspanntes Selbstbewusstsein und durch eine gelassene Ruhe, wobei dieses nicht zwingend Maßregelungen anderer Hunde ausschließen muss.
Ein erfahrener und gut sozialisierter Hund nimmt sich in gewissen Situationen sogar eher zurück, um Konflikte zu vermeiden.
Dieses ganze „Begriffsgedöns“ um alpha, Rudelrangordnung und „hassenichgesehen:blink:“ hat vielfach zu unmöglichen Verständnisweisen unserer Hunde geführt und auch zu falschem, gewaltbereitem Handling.
Viel Hundeleid konnte dadurch entstehen, dass einfach die Hierarchiestrukturen von Hühnern kritik- und forschungslos auf Hunde übertragen wurden.
Rosemarie Karsten
22.06.2017, 20:21
Anbei mal ein paar interessante Links zum Stöbern und Lesen:
https://chwolf.org/assets/documents/woelfe-kennenlernen/Int-Publikationen/Begriff-Alpha_DMech-2008_de.pdf
Alphastatus und Dominanz (http://www.animal-learn.de/index.php/gedichte-a-geschichten/127-schwarze-katze.html)
Nur mal so ins Blaue gefragt:
Können denn junge Hunde Alpha-Hunde sein? Einfach so, per genetischer Disposition?
Oder - was mir persönlich plausibler erscheint: Gehört zu diesem Alpha-Tier Charisma nicht auch Erfahrung, ein bisschen "Lebensweisheit"?
So, wie bei uns Menschen halt auch. So ein forscher "Frischling" wird selten so richtig ernst genommen.
Kommt mir jetzt nicht mit Macron! :blink::D Sooo jung ist der ja auch nicht mehr...
Wenn ich an unsere DSH Jolly, die Unerschütterliche und ruhig Ordnende, denke, dann erinnere ich mich daran, dass sie in ihren jungen Jahren auch gerne an der Leine die Sau 'rausließ. Und sich "die Hörner abstiess".
Erst viel später entwickelte sie sich zu dieser weisen Hündin, die einfach durch ihre bloße Anwesenheit "wirkte".
Es sind tatsächlich in den von mir benannten Fällen ältere Hunde, die die Aufgabe übernommen und auch durch ihren Menschen übertragen bekommen haben, in der großen Hundegruppe mitzuhelfen, für Ordnung zu sorgen.
George war 6, als er der Oberste seiner Gruppe wurde und bei der anderen Gruppe übernahm Yuma den Posten mit 8 Jahren, nachdem ihre Mutter Bärbel verstarb, die ihrer Tochter alles zeigte, was dafür erforderlich ist.
Beide wurden aber auch durch den Menschen in diese Rolle getragen, nachdem sie zeigten, dass dieses Potential in ihnen steckt.
Ähnlich wie der Jagdhund, der für die Jagd ausgebildet wird und auch der muss das Potential dafür haben. Bring ja nix, wenn der Jagdhund beim ersten Schuss das große Zittern anfängt und ängstlich davon rennt.
Ich war mitunter täglich mit einem der Dogwalker unterwegs und den damals sehr jungen rüpelnden Monthy z.B. hat er für diesen Job für gänzlich ungeeignet erklärt überhaupt auch nur ansatzweise eine höhere Position einzunehmen. Zu unsicher, zu emotional, zu unentspannt, zu schnell überfordert. Er hatte Recht, Luna ist heute die, an der sich Monthy orientiert.
Ich denke, es ist eine Mischung aus Charaktereigenschaft, tägliches Sammeln von (Lebens-)Erfahrung in einer großen Hundemeute oder mit vielen, vielen Hundekontakten, das Erlernen der innerartlichen Kommunikation über alle Rassen hinweg und eine gute Anleitung durch den Hundeführer und den aktuell amtierenden Ranghöchsten. Und natürlich muss der Hund es auch selbst wollen.
Ja, schon wie bei uns Menschen, Chef zu sein muss man Lernen, aber nicht jeder kann das auch, wenn er nicht das nötige charakterliche Etwas dafür mitbringt.
Ein "Alpha" wird nicht geboren und ist ein "Alpha", er wächst mit Hilfe und eigener gesammelter Lebenserfahrung dazu heran, sofern die dafür erforderlichen charakterlichen Eigenschaften, u.U. auch genetisch bedingt, vorhanden sind.
So sehe ich das zumindest.
Rosemarie Karsten
23.06.2017, 07:46
Elternschaft statt Alphatier
.. ein toller und lesenswerter Artikel:
Auszug aus dem verlinkten Text:
"Und was bedeutet das alles nun für das Zusammenleben mit unseren Hunden?
Ganz abgesehen davon, dass es höchst umstritten und unwahrscheinlich ist, dass Hunde uns Menschen überhaupt in irgendeine Art von Rangordnung einbeziehen (wir sind schließlich Menschen und keine Caniden!), sollten wir folgendes im Hinterkopf behalten, wenn wir an das Zusammenleben mit unseren Hunden denken:
Es gibt im Rudel keine heftigst verteidigte und ständig umkämpfte Rangordnung, sondern eine Familienstruktur!
Die Rudelführer sind Eltern und zeichnen sich durch große Toleranz, Freundlichkeit und Fürsorglichkeit gegenüber ihren Schützlingen aus.
Ihr Hauptanliegen ist es, ihnen Schutz zu bieten und dafür zu sorgen, dass es ihnen gut geht.
Ranghohe Tiere sind absolut souverän. Niemals gehen von ihnen unberechenbare Gewaltaktionen aus. Sie bedrohen keine Rudelmitglieder.
Nur im absoluten Ausnahmefall kommt es zu körperlichen Auseinandersetzungen. Wenn ein Wolf einen anderen angreift, geht es meist um Leben und Tod.
Übrigens werden deshalb auch der so genannte „Alphawurf“ oder das „Nackenschütteln“ als Disziplinierungsmaßnahme in der Hundeerziehung vom Hund als ernsthafte Angriffe auf Leib und Leben, ja sogar Tötungsabsichten, interpretiert … mit dem Risiko entsprechender Gegenwehr – ganz abgesehen von dem Vertrauensverlust in den anscheinend unberechenbaren Menschen.
Unterwerfungsgesten werden im alltäglichen Umgang miteinander immer freiwillig gezeigt und niemals erzwungen.
„Gehorsam“ spielt in einem Wolfsrudel keine Rolle."
Elternschaft statt Alphatier: die Sache mit dem Wolfsrudel | SPASS-MIT-HUND (http://www.spass-mit-hund.de/mehr-wissen/die-sache-mit-der-dominanz/wolfsrudel/)
.. und folgender Artikel ist ebenso lesenswert:
http://www.spass-mit-hund.de/mehr-wissen/die-sache-mit-der-dominanz/die-ahnen-unserer-hunde/
Auszug hieraus:
"Hunde sind also anders – aber wie?
Einer der wesentlichen Unterschiede zwischen Hunden und Wölfen: Die Vorfahren unserer Haushunde lebten nicht in Rudelstrukturen – sie waren zwar soziale, jedoch halbsolitäre Tiere!
Die Coppingers haben eine Hundepopulation auf der ostafrikanischen Insel Pemba beobachtet: Die Hunde, die dort leben, gehören niemandem und werden nicht besonders geschätzt. Sie sind einfach da. Die Coppingers gehen davon aus, dass diese Hunde nicht etwa die verwilderten Mischlinge von Rassehunden sind, die es auf Pemba ohnehin nie gegeben hat, sondern direkte Abkömmlinge der ursprünglichen Hunde – der Vorfahren unserer Haushunde.
Die Hunde auf Pemba sind, so wie „Dorfhunde“ in vielen Ländern der Welt, im Grunde keine Haustiere. Sie leben zwar den Häusern zugeordnet, haben jedoch keine Namen, lassen sich nicht rufen oder streicheln, weichen den Menschen eher aus und werden nicht gefüttert. Sie ernähren sich von den Abfällen und Resten der menschlichen Behausungen. Lebendfutter verspeisen sie in der Regel nicht. Sie verschwenden keine Energie darauf, Dinge zu verfolgen und zu jagen. Futter finden heißt für sie, sich dort zu platzieren, wo das Futter anfällt, und das ist vorzugsweise auf „Müllkippen“ und in Latrinen! Mit dem „Raubtier Wolf“ haben sie nicht mehr viel gemeinsam.
Während Wölfe quasi als Überlebensstrategie ein Rudel bilden müssen, um gemeinsam und arbeitsteilig jagen und Welpen groß ziehen zu können, ist das für die Dorfhunde gar nicht nötig. Als soziale Lebewesen sind sie zwar fähig, gemeinsam mit anderen Individuen zusammen zu leben, sie brauchen jedoch keine soziale Organisation, um Abfälle zu finden. Vielmehr sind andere Hunde sogar Konkurrenten, wenn es um das Fressen geht. Es bringt den Dorfhunden keine Vorteile, mit anderen Hunden zu kooperieren. Sie suchen nach und warten auf Futter – allein! Nur eine Mutter mit ihrem Nachwuchs wird man als Kleingruppe von meist nicht mehr als drei Tieren auf ein und derselben „Müllkippe“ zusammen leben sehen. Ihre Aufmerksamkeit ist ganz auf menschliche Aktivitäten gerichtet – so, wie das bei unseren Hunden ist."
Rosemarie Karsten
23.06.2017, 08:09
.. auch interessant und lesenswert:
Der Mythos vom Rudelführer - Lumpi4 (http://www.lumpi4.de/der-mythos-vom-rudelfuehrer/)
Auszug:
"Woher die Rudel-Theorie stammt
Das mittlerweile gefährlich missverstandene Konzept der Dominanz und der Rudeltheorie in der Hundewelt stammt aus gesammelten Beobachtungen an nicht verwandten Wölfen in Gefangenschaft in den 1970er Jahren. Die Ergebnisse dieser frühen Studien suggerierten, dass es eine strenge Hierarchie in Wolfsrudeln gäbe, in denen die „Alphas“ (die Anführer) privilegierte Anrechte auf Nahrung, Schlafplätze und weitere Rechte hätten. Die Gruppen-Struktur würde durch massives Drohverhalten oder offenen Aggressionen gewährleistet. Weil man bis zu diesem Zeitpunkt davon ausging, dass Hunde direkt vom Wolf abstammen, wurde ihnen ähnliche Gruppen- und Sozialstrukturen unterstellt. Daraus ergab sich, dass die gewalttätige „Rudel-Dynamik“, die man bei diesen Wölfen beobachtet hatte, auch bei Haushunden bestehen müsste. Und nicht nur das: Man gelangte zu der Überzeugung, dass Hunde-Rudel sich so formierten, dass bestimmte Hunde von dem Wunsch angetrieben waren, an der Spitze der Hierarchie zu stehen und dafür auch ihre Zähne einsetzen würden. Eine Hierarchie innerhalb einer Hundegruppe war laut Volksglaube das Ergebnis von massivem Konkurrenzdenken.
Diese Theorie wurde so populär, dass das gesamte Sozialkonzept nicht nur von Hunden untereinander, sondern auch zwischen Mensch und Hund und wie man Hunde erziehen müsse davon abgeleitet wurde – ganz unabhängig von der (sehr bedeutsamen) Tatsache, dass Hund und Wolf seit über Hunderttausend Jahren voneinander getrennt sind, sich evolutionär vollkommen anders entwickelt und einander nicht einmal organisch noch übereinstimmen."
@ Rosemarie
deine Recherchen sind schon sehr theoretisch und für mich z.T. auch widersprüchlich.
Demnach ist ein Hund eine eigene Spezies, mit dem Wolf nicht vergleichbar, weder vom Verhalten, noch mittlerweile auch vom Körperbau oder organisch. Man stellt dies fest, um dann - einige Absätze später - bestimmte Verhaltensweisen des Hundes dann doch wieder mit denen des Wolfes zu vergleichen.
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Der Begriff ALPHA impliziert die TOP-POSITION in einer HIERARCHIE.
Und genau dort fängt es bereits an, falsch zu werden. Denn der überwiegende Teil sozialer Individuen leben in einer vertikalen Sozialstruktur.
Wölfe ( freilebend) leben in einem Sozialverbund, welcher vergleichbar ist einer menschlichen Familiensozialstruktur.
Was verstehst du unter einer "vertikalen Sozialstruktur"? Eine Hierarchie?
Für mich gehört eine gewisse "Hierarchie" einfach dazu, damit ein organisiertes, geregeltes und vor allem friedliches Leben innerhalb einer größeren Gesellschaft/Gruppe/Rudel funktioniert, egal ob im Rahmen einer Familiensozialstruktur, wo auch die beiden Elternteile die hierarchisch obere Rangfolge gegenüber den Kindern - für mich - darstellen (sollten), auch wenn wir unseren (Klein-)kindern schon im gerade mal lauffähigen Alter suggerieren, dass sie "selbstbestimmende Persönlichkeiten" sind. Letztendlich entscheiden die Eltern darüber, ob Kind ins Kino geht, obwohl es seine schulischen Aufgaben vernachlässigt.
Je mehr Einzelne sich zu einer Gruppe formieren, um so nötiger wird es, Ordnung durch die Bildung von Hierarchie-Ebenen in diese Gruppe zu bringen.
Selbst im alltäglichen Arbeits- und Berufsleben würde es ohne Hierarchie nicht gehen.
Die Frage ist doch, ob ich die Einhaltung und Akzeptanz dieser Hierarchien in der Gesellschaft/Gruppe/Rudel auf eine (demokratische,) soziale und überlebenswichtige oder aber auf eine diktatorische Art durchsetze.
Die meisten Individuen, die in freier Natur Gruppen bilden oder - wie domestizierte (Haus-)Tiere - in eine Gruppe gezwungen werden, werden die erstere, soziale und verträgliche Variante wählen, weil sie das eigene Überleben sichert.
Die diktatorische Variante ist mir nur und ausschließlich vom Menschen bekannt. :scept:
Somit wäre der "Alpha"-Begriff wohl innerhalb eines jeden Gruppenverbandes mit bestehenden Hierarchien, ob Schaf, Mensch, Hund.... die Beschreibung für: der Oberste/Ranghöchste/Chef....
Leider ist dieser Begriff nun mal dadurch
Dieses ganze „Begriffsgedöns“ um alpha, Rudelrangordnung und „hassenichgesehen:blink:“ hat vielfach zu unmöglichen Verständnisweisen unserer Hunde geführt und auch zu falschem, gewaltbereitem Handling.
Viel Hundeleid konnte dadurch entstehen, dass einfach die Hierarchiestrukturen von Hühnern kritik- und forschungslos auf Hunde übertragen wurden.
Ganz abgesehen davon, dass es höchst umstritten und unwahrscheinlich ist, dass Hunde uns Menschen überhaupt in irgendeine Art von Rangordnung einbeziehen (wir sind schließlich Menschen und keine Caniden!),
in Verruf geraten, daran trägt jedoch niemand anderer die Schuld als wir Menschen!
Fakt, ist doch aber, dass es so etwas gibt, egal welchen Namen wir dem "Kind" auch geben.
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Elternschaft statt Alphatier
Auszug aus dem verlinkten Text:
"Und was bedeutet das alles nun für das Zusammenleben mit unseren Hunden?
Die Rudelführer sind Eltern und zeichnen sich durch große Toleranz, Freundlichkeit und Fürsorglichkeit gegenüber ihren Schützlingen aus.
Und das ist Quatsch! Wenn es dafür einen wissenschaftlichen Beleg gibt, dann lasse ich mich gerne von dem Wahrheitsgehalt dieser Behauptung überzeugen.
Meine Vermutung ist aber eher die:
Habe 10 Hunde, alle kastriert, es wird sich eine hierarchische Form innerhalb dieser Hundegruppe entwickeln, ganz ohne Elternschaft!
LG
Sabine,
die dieses Thema außerhalb der Theorie, in der tatsächlichen Praxis, echt spannend findet.
Rosemarie Karsten
23.06.2017, 15:46
Ich bin echt bescheuert und sollte bei so großer Hitze wie gestern nicht schreiben...:cool:
Natürlich meine ich HORIZONTALE Sozialstrukturen... verdorry noch mal.. HORIZONTAL!!!
Tut mir echt leid für diesen dummen Fehler.... :o:blink:
Mir ging es darum, klar zu machen, dass die Strukturen eher an ein flexibles Rollenspiel als an eine starre, hierarchisch gegliederte Rangordnung erinnern. Zum Beispiel gibt es einen Spezialisten für die Welpenaufzucht, die Pflege der Jungen, dann einen Spezialisten für das Beuteschlagen, ... also weg vom aggressiven Dominieren. Stattdessen Beispiele für die List und ausgereifte Strategie älterer Tiere, ihre Kameraden vor Bedrohungen zu retten, in der Wüste Wasser finden zu lassen, etc...
Die Hackordnung, die bei Hühnern festgestellt wurde, lässt sich keinesfalls auf das komplexe Familiensystem von freilebenden Wölfen übertragen. Eher kann man von Unterwerfungshierarchien sprechen als von oben nach unten durchstrukturierte Dominanz. Es geht eher um Aufmerksamkeitsverhalten und um Respektverhalten gegenüber den älteren Tieren, was aus EiGENEM Antrieb der Jüngeren geschieht und nicht aufgrund von Aufforderung durch die älteren Tiere. Somit zeigen die jüngeren Tiere durch ihr Unterwerfungsverhalten, wer das Sagen hat in bestimmten Situationen und Zusammenhängen hat.
Die Untergebenen verwenden Zeit und Energie darauf zu beschwichtigen - nicht umgekehrt/ es findet keine Unterdrückung der Untergebenen statt.
Rosemarie Karsten
23.06.2017, 16:02
.............
Und das ist Quatsch! Wenn es dafür einen wissenschaftlichen Beleg gibt, dann lasse ich mich gerne von dem Wahrheitsgehalt dieser Behauptung überzeugen.
........
LG
Sabine,
die dieses Thema außerhalb der Theorie, in der tatsächlichen Praxis, echt spannend findet.
Der Biologe Adolph Murie beschreibt zum Beispiel in "The wolves of Mount McKinley" liebevolle Beziehungen im Wolfsrudel sowie geringfügige Differenzen und konnte keine feste Rangordnung feststellen.
Die Quellen anderer Wolfsforscher muss ich raussuchen.
Eure tiefschürfenden und interessanten Gedankengänge in Ehren....
Könnte man denn grob vereinfachend sagen:
Zum Alpha Tier wird man gemacht (von allen möglichen Einflüssen), aber nicht zwangsläufig geboren?
(Wobei schon anzunehmen ist, dass nicht jedes Tier das Zeug zum Alpha Tier mitbringt.)
Rosemarie Karsten
23.06.2017, 16:20
Dominanz ist ein Merkmal einer Beziehung und keine Eigenschaft eines Individuums. Die genetische Vererbung schließt nicht zwingend einen Einfluss auf Zweierbeziehungen aus. Es gibt Forschungen, die besagen, dass die Genetik Einfluss auf die Vererbbarkeit von Eigenschaften hat, die zu "Dominanzbeziehungen" beitragen.
Asani Hekima
23.06.2017, 17:30
Könnte man denn grob vereinfachend sagen:
Zum Alpha Tier wird man gemacht (von allen möglichen Einflüssen), aber nicht zwangsläufig geboren?
(Wobei schon anzunehmen ist, dass nicht jedes Tier das Zeug zum Alpha Tier mitbringt.)
Ich würde sagen ja! Ein Alpha ist die Summe von Genetik, Prägung, Charakter und Erfahrung.
Ich denke, dass die Wenigsten das Zeug zum Alpha haben.
Trollmama
26.06.2017, 17:51
Hallo!
Es gibt sie, diese geborenen Alpha-Tiere. Ich habe eines davon zu Hause.
Es handelt sich um Nala, meine ältere Hündin. Sie hat eine unglaubliche natürliche Autorität. Sie braucht nicht viel zu machen. Sie kommt, schaut einmal kurz und egal wie aufmüpfig andere Hunde sind, dann ist Ruhe i Karton. Sehr selten muß sie mal kurz aufbellen.
Vor kurzem war ein Whippet bei uns, um mit Kianga zu spielen und ist im Eifer des Gefechts durch die Terrassentür ins Wohnzimmer gestürmt, direkt an Nala vorbei. Dann erst hat die Kleine gemerkt, daß da noch ein Hund ist. Nala hat nur in ihrem Korb gesessen, ganz ruhig und sie angesehen. Der Whippet hat sich hinter dem Wohnzimmertisch verkrochen, doch hatte nun das Problem, daß sie an Nala vorbei mußte, um wieder rauszukommen. Die Kleine hat sich nicht getraut. Nala saß weiterhin ganz ruhig da und hat das Ganze beobachtet. Zum Schluß habe ich die Kleine dann an Nala vorbeigelotst.
So ähnlich lief es auch mit der Hündin von unserem Nachbarn ab: Mit Kianga gespielt, die Hündin durch die Terrassentür rein ins Wohnzimmer, mein Nachbar Panik. Ich nur: "Warte mal ab, die kommt gleich wieder raus." Und so war es auch. Es gab kein Gekläffe, kein Getöse, aber nach ein paar Sekunden kam da die Hündin ganz vorsichtig mit eingezogenem Schwanz aus der Tür geschlichen. Nala hat sie ganz galant zur Tür hinausbegleitet und gut war.
Beide Hunde sind danach nie wieder bei uns ins Wohnzimmer gestürmt.
Und das immer noch mit fast 13 Jahren.
Ich denke nicht, daß Kianga ebenfalls ein Alpha-Hund werden könnte, dazu sind sie zu unterschiedlich. Doch wenn ich an die extrem anstrengenden ersten Jahre mit Nala denke, dann ist das auch gut so. :blink:
Viele Grüße
Trollmama
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