Zitat Zitat von kilmachalmag Beitrag anzeigen
ich denke mal, die meisten Pferde, deren Besitzern es egal ist, was mit ihrem Tier passiert oder schlimmer, die mit "Ausschussware" Geld verdienen

landen doch sicher nicht in Deutschlands Fleisch- oder BARF-Theken?

(...) Ich hoffe, Du verstehst, was ich meine.
Anita, ganz ehrlich? Ich WEISS nicht, ob ich verstehe, was Du meinst.

Ich denke, Du willst sagen, dass deutsche Pferdebesitzer, ihres Gaules überdrüssig geworden, nichts Besseres zu tun haben, als das Viech auf einen Lebendtransport nach z.B. Spanien zu schicken. Richtig (wenn auch überspitzt)?

Hm, dazu ein paar Gedanken, die aber rein persönlich sind, gerne veri- bzw. falsifiziert werden dürfen.

1) Meines Erachtens sind zumindest deutsche Voll- und Warmblüter in der "Produktion" (Zucht- und Aufzuchtkosten) viel zu teuer, als dass hier (in D) für den Topf gezüchtet würde. Würde sich schlichtweg nicht rentieren.

2) Es KANN aber rentabler sein, ein Pferd, das qua Verletzung oder qua Mängeln nicht (bzw. nicht mehr) für den Sport geeignet ist und sich dementsprechend nicht in selbigen verkaufen lässt, "aus den Kosten zu nehmen". Rentabler, als es zwei oder drei Jahrzehnte durchzufüttern.

3) Nur ein TEIL der in D registrierten und (zwangsweise) mit Equidenpass versehenen Pferde sind überhaupt als Schlachtpferde eingetragen. Der (überwiegende?) Rest sind Nicht-Schlachtpferde, die daher auch bei Erkrankung/Verletzung ganz anders medikamentiert werden dürfen. Aber eben nicht geschlachtet, nur eingeschläfert.

4) Das, was ich beim Einschläfern meines alten Wallachs (Nicht-Schlachtpferd) erleben "durfte", lässt mich dauerhaft daran zweifeln, dass das Einschläfern für's Pferd "schöner" sei als die Schlachtung. Konkret: Wären die beiden anderen nicht ebenfalls (irreversibel) als NICHT-Schlachtpferde eingetragen, würde ich - wieder im Falle eines Falles! Nicht "einfach so"! - sehr ernsthaft über die Alternative Pferdemetzger nachdenken.

5) Einige (viele? alle?) Ross-Schlachtereien in D bieten dem Besitzer die Möglichkeit, bei der Tötung des Tieres anwesend zu sein oder sich zumindest direkt nach dem Ableben des Tieres davon zu überzeugen, dass es auch wirklich tot IST (und eben NICHT auf einem Transport gelandet). Und genau darauf würde auch ich achten.

6) Ich gehe davon aus, dass - falls überhaupt - nur ein äußerst geringer Anteil der in D zur Schlachtung anfallenden Pferde auch wirklich in einem solchen Transport landet. Wo nicht die Pferdebesitzer selbst sich dagegen verwahren (s. Punkt 5), dürften wieder wirtschaftliche Aspekte eine Rolle spielen. Ich gehe davon aus, dass die dem TSchG-Lage folgende Logistik eines solchen Transports den Lebend-Transport im Vergleich zum Frost- bzw. Kühltransport des fertigen Fleisches erneut unrentabel macht.

7) Das Pferd, das der Schlachter tötet, wandert in der Tat wohl nur zu einem kleinen Teil in den Metzger- und BARF-Theken. Der Rest geht in die Futtermittelindustrie, in die Seifenherstellung etc. pp. Oder in britische Hamburger ...

8) Und, nein, ich denke nicht, dass sich alle oben geschilderten Überlegungen auf andere Länder in Europa übertragen lassen. Aber ich habe glaube ich klar gemacht, dass ich mich auf die Verhältnisse in D beziehe, oder?

9) Ja, der Kuschelfaktor ...
Ich selbst würde - vor die Wahl gestellt - auch eher ungern eins meiner eigenen Pferde verzehren und wohl erst recht nicht an meinem Hund herumnagen. Aber diese "Wertigkeiten" sind letztlich nicht nur emotional, sie werden werden auch sozial, kulturell und historisch überformt. Vor 50 Jahren war es auch in D völlig normal, Pferd zu essen, vor 70 Jahren hat man Feste gefeiert, wenn man irgendwo ein Stück Klepper abbekommen hat (sonst gab es in D ja kaum was zu essen).
Und wenn wir so über unser Steak gebeugt darüber sinnieren, dass die Inder doch bekloppt sind mit ihrer Verehrung für die Rindviecher, die Chinesen aber verabscheuungswürdig sind, weil sie Hunde verzehren und überhaupt, wie böse doch auch hier die Jägers sind, dass sie das arme Bambi abknallen () ... tja, das kommt mir zuweilen ein wenig ... bigott vor.

So viel von mir dazu. HABE ich Dich richtig verstanden?

LG
Tina