(1/2)
Weil mir gerade so ein bisschen wehmütig ums Herz ist und weil Karins El Manchado mich mit seinen 30 Jahren drauf bringt ... bisl was von meinem "alten" Wallach, der ja auch 30 wurde (vielleicht auch nur 29, so genau weiß ich das nicht, die Papiere sind nie mit in meinen Besitz gelangt) und der nun schon fast vier Jahre auf ewig grünen Weiden herumkachelt wie nur er kacheln konnte.
Und obwohl das jetzt lang wird (so lang, dass ich auf zwei Posts verteilen muss), ist es doch nur ein winziger Ausschnitt aus 20 gemeinsamen Jahren.
Pat von Palisander
Kennengelernt hab ich den Kerl, als ich etwa 25 und er etwa 10 war und mich nach fünf Jahren Pause wieder die Lust am Reiten gepackt hatte. Einen Vereinskollegen (Springreiter) habe ich gefragt, ob er nicht was für mich zum Reiten im Stall hätte. Jo, komm morgen mal vorbei, da hab ich vielleicht was für dich.
Und da stand ich nun, vor einem ~1,74 großen, krachend kraftstrotzenden Westfalen, der im "richtigen Leben" S-Springen ging. Ich, die ich zuletzt jahrelang Araberchen hatte, ich, die ich nun so gar keine Aktien im Springen hatte (und immer noch nicht habe). Aber half ja nix. Half mir auch nix und niemand auf das Riesenvieh drauf (die Weicheier-Treppchen kamen erst später in Mode).
Was soll ich sagen? Wir haben uns zusammengerauft.
ICH hab gelernt, ihn im Gelände zu halten (das war bis er mit etwa 25 in Rente ging nie ganz einfach). ER hat gelernt, dass es im Gelände auch andere mögliche Gangarten als Jagdgalopp gibt. Ich hab gelernt, ihn auch mal angesichts (in meinen Augen nicht allzu hoher) Stangen und querliegender Äste einfach machen zu lassen, ER hat gelernt, dass man nicht unbedingt und immer ALLES anziehen muss, was nicht höher als 2 m ist und auch nur grob in der richtigen Richtung liegt.
Unvergessen bis heute die zwei Kavalletti, die aufeinandergelegt (niedrigste Stapelmöglichkeit) samt Trabstange davor in der Halle bei X lagen und über die ich ihn "mal locker drübertraben" wollte, die er aber als 1,50 x 1,80 Oxer ansah, auch genau so anzog und übersprang. Nach dem Sprung eher unsanft wieder im Sattel landend wähnte ich uns schon geradeaus auf der kurzen Seite durch die Mauer der Halle brechen und eine reiterstandbildgroße Silhouette in selbiger zu hinterlassen. Aber nein, Herr Pat hatte alles im Griff. (Ich ja eher nicht, saß wohl etwas weiß um die Nase im Sattel.) Elegante Kurve, ausnahmsweise mal nicht in einem Satz auf der Hinterhand (er wollte mich ja nicht verlieren ...), Abwenden auf die lange Seite, gemütlich auszockeln, abschnauben: "Hey, Alte! DAS hat mal wieder Spaß gemacht!"
Unvergessen AUCH der Besuch auf dem Turnier im Nachbarkaff und meine geniale Idee, doch hoch zu Ross dem Springen zuzusehen - so von wegen des besseren Überblicks. Und das weit weniger geniale Gefühl als ich merkte, wie des Dicken Ar**** gaaaanz laaaangsam runterging, und mir plötzlich klar wurde, dass wir gleich auch im Parcours mitmischen, wenn ich nicht GANZ SCHNELL gucke, dass ich ihn davon abbringe, aus dem Stand über die Umzäunung und mitten hinein ins Geschehen zu springen. (Habe ich noch geschafft, aber viel gefehlt hat nicht.)
Horst Stern schrieb in den 70ern, Pferde würden nicht freiwillig springen. Hätte er den guten Pat kennengelernt, hätte er diese seine Meinung gründlich revidiert.
Lesezeichen