Hallo liebes Forum,
wie ihr ja bestimmt wisst, waren wir auf der Suche nach einem RR in Not, der ein Rudel wie uns sucht. Wir bestehen nämlich aus 2 Katzen (Nicki und Joe) und 2 Dosenöffnern (Sylvia und Martin). Da wir leider auch arbeiten müssen, muss der Hund auch gelegentlich bis zu 6 Std. allein sein können. Da wir aus Zeitgründen keinen Welpen wollten, haben wir entschieden einen Nothund zu adoptieren und diesem ein besseres Leben zu geben.
Am Mittwoch habe ich dann von „Berta“ erfahren (jetzt TONKA). Als ich von Ihrem Schicksal erfuhr, stand fest: diese arme Maus kommt zu uns, vorrausgesetzt sie mag uns. Tonka kommt aus Ungarn und wurde dort schwer misshandelt. Da sie Ihre Leiden einem Mann zu „verdanken“ hat, ist sie Männern gegenüber sehr ängstlich. Jedoch nicht aggressiv. Ihre ganze Geschichte kenne ich leider oder glücklicherweise nicht. In diesem Punkt bin ich mir wirklich nicht sicher was für uns besser wäre.
Ich erzählte Martin von der „kleinen Maus“ (70 cm) und er sagte nur: Dann lass uns mal nach Giessen (ca. 500 km entfernt) fahren, vielleicht mag sie mich ja.
Am Freitag 26.07.02 ging es dann morgens um 6.00 h los. Wegen diverser „Pipipausen“, ich war aufgeregt wie ein 7-jähriges Kind vor Wheinachten, waren wir dann gegen 12.00 h im Tierheim angekommen. Endlich durften wir „Berta“ kennenlernen.
Einen traurigeren Hund hatte ich vorher glücklicherweise noch nie live gesehen. Ihr Schwanz war eingezogen, die Ohren hingen runter und die Augen waren ganz leer. Sie war / ist abgemagert so dass man wirklich jede Rippe, jeden Knochen sehen kann. In ihren Ohren sind noch die Spuren von Zigarettenkippen, die dort ausgedrückt wurden, zu sehen. Von weiteren Blessuren an ihrem Schwanz, Beinen und restlichen Körper mal abgesehen. Wir waren fassungslos darüber, dass Menschen so etwas machen. Trotz allem war/ist sie freundlich, unglaublich!
Martin kniete sich zu ihr und Berta steckte ihm ihre grosse, kalte Nase in sein Gesicht. Damit war eigentlich schon entschieden – UNSER HUND!!! Ab jetzt nannten wir Berta nur noch Tonka! Wir sind mit dieser traurigen Maus in die Feldmark gegangen und haben einen kleinen Spaziergang gemacht. Tonka wäre glaube ich mit jedem mitgegangen, denn sie hat sich damit abgefunden, dass sie den Menschen ausgeliefert ist. Wer die Leine nun letztendlich hält, war ihr egal.
Auf dem Rückweg kamen wir an einem grossen, dicken Mann, grossen und kleinen Hunden vorbei. An dem Mann wurde geschnüffelt und mit den Hunden hätte sie gerne gespielt. Nun noch der allerletzte Test: Das Katzenhaus! Auch hier keine Aggressionen nur Interesse..... Tonka kommt mit nach Hause!
Die Frage, wie bekommen wir Tonka ins Auto, war schnell beantwortet. Autotür auf – Hund drin. Ich habe mich zu ihr auf die Rückbank gesetzt und mit Dauerstreicheln begonnen. Nach ca. 2 Std. entspannte sie sich. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was mir für ein Stein vom Herzen gefallen ist. Bei unserer ersten Toilettenpause an einem viel zu überfüllten Rastplatz ging Tonka an meiner Seite durch Menschengruppen hindurch, als würden wir uns schon ewig kennen. Allerdings war sie nach jedem „Stop“ froh, wenn sie wieder ins Auto durfte. Auch getrunken und gefressen hat sie nur im Auto. Nach ca. 5 Stunden legte sie ihren Kopf auf mein Bein und machte sich lang. Ich vernahm das erste wohlige Grunzen von ihr J War das schön!
Da wir uns von einem Stau in den anderen gestellt haben, waren wir dann doch schon nach 7 Stunden zu Hause....Tonka hat nicht einmal gequängelt. Wir waren begeistert. Zu Hause angekommen, haben wir ihr ersteinmal ein Stück von „unserem“ Wald gezeigt und ihr noch mal die Möglichkeit gegeben eine Toilettenrunde zu machen. Denn Tonka hat seit Donnerstag (also schon im Tierheim) Durchfall. Nun war es so weit: Konfrontation mit unseren Katzen.
Wir kamen in die Wohnung und Nicki verdreifachte sein Körpervolumen als er Tonka sah, Joe zog sich ersteinmal zurück. Tonka hat sich so über Nicki gefreut, dass sie vor Begeisterung 3x bellte mit dem Schwanz wedelte und ihre Ohren nach vorne nahm. Sie wollte so gerne mit ihm spielen. Nicki hat sie angeguckt als ob sie bescheuert ist, aber wirklich beeindruckt war er von ihrem bellen nicht. Ganz im Gegensatz zu uns, denn wir würden bei uns jetzt nicht mehr einbrechen. Um etwas Ruhe in diese ganze Aufregung zu bekommen, haben wir Tonkas Decke neben unser Sofa gelegt und dort legte sie sich sofort hin. Immer wenn sie eine Katze genauer betrachten wollte, fauchte diese einmal und Tonka ging sofort zurück auf Ihre Decke. Das wird schon. Die Nacht sollte sie ursprünglich bei uns im Schlafzimmer verbringen, doch sie ist freiwillig (wahrscheinl. Wegen der Katzen) ausgewandert und hat im Wohnzimmer geschlafen.
Samstag:
6.15h bin ich von selbst aufgewacht (immer noch aufgeregt). Als ich ins Wohnzimmer kam, konnte ich ansatzweise Schwanzwedeln feststellen. Ich glaube sie hat sich ein bisschen gefreut. Wir sind dann ersteinmal in den Wald gegangen (immer noch Durchfall) und haben diesen erkundet. Dabei kreuzte ein Reh unseren Weg und ich hatte wirklich Mühe Tonka festzuhalten, trotz ihres Untergewichts! Sie hatte sich dann aber schnell wieder beruhigt, so dass wir entspannt weitergehen konnten. Irgendwann fing Tonka, aus dem Nichts an zu würgen, hat sich aber nicht übergeben und hörte dann auch wieder auf. Gegen 8.00h waren wir wieder zu Hause und es gab Frühstück. Zum Nachtisch bekam sie eine Schweineohr, drüber hat sie sich so gefreut, dass sie bestimmt 2 Min. mit dem Schwanz gewedelt hat. ***grins*** Gegen 11.00 bin ich einkaufen gefahren und Martin ist mit Ihr spazieren gegangen. DANN IST ES PASSIERT: Ein Hase kreuzte ihren Weg, Tonka schmiss sich zurück und Martin hatte das Halsband an der Leine, nur der Hund dazu, der war weg.... Tonka jagte einen Hasen und hat überhaupt nicht daran gedacht diese Jagd abzubrechen. Er konnte sie noch eine ganze Zeit verfolgen, aber dann war sie weg.
Er rief mich an und ich fuhr sofort nach Hause. Wir waren beide so durch den Wind und hatten Panik um UNSERE TONKA, denn schliesslich laufen hier genügend Jäger rum und ein abgemagerter Hund ohne Halsband sieht nicht wirklich nach einem Besitzer aus. Nachdem ich endlich zu Hause angekommen bin und mir nach 15 Min. Dauerrufen und–pfeifen die Tränen in die Augen stiegen, kam eine „kleine“ viel zu dünne Ridgeback-Hündin um die Kurve. Sie schmiss sich sofort auf den Rücken und hatte ernsthaft Angst. Wir haben Tonka geknuddelt und gedrückt und waren heilfroh sie wieder zu haben. Aber zu diesem blöden Halsband hatten wir kein Vertrauen mehr.
Birgit Linnerth von RR in Not, bei der wir uns an dieser Stelle, herzlich bedanken möchten, denn sie hat wirklich geduldig all unsere Fragen zu den unmöglichsten Tageszeiten beantwortet und uns Mut zu einem RR in Not gemacht, hat auch hier wieder sofort geholfen. Wir durften vorbeikommen und sie hat uns ein Brustgeschirr zur Verfügung gestellt. Also nochmals: VIELEN DANK BIRGIT!!!
Der Schock des Tages hing uns bis zum späten Abend noch in den Knochen. Diese Nacht hat Tonka neben unserem Bett geschlafen.
Sonntag 28.07.02 GROSSE SORGEN UM TONKA:
Wir wurden heute morgen wach und Tonka würgte wieder, übergab sich aber nicht. Nach 5 Min. hörte sie immer noch nicht auf. Es hört sich an als ob sie dringend etwas loswerden muss. In Ihrem Rachen können wir aber nichts sehen. Sie hat auch keine Knochen oder ähnliches bekommen. Wir sind mit Ihr zur Toilettenrunde gegangen (starker Durchfall) und immer wieder würgen ohne dass sie sich übergiebt. Sie hat dann etwas gefressen, aber nicht ihre ganze Portion. Auch jetzt wo sie eigentlich schläft (ist wohl auch noch völlig fertig) würgt sie immer wieder. Eine Wurmkur hat sie im Tierheim bekommen. WAS KANN DAS SEIN? Sollte ich zum Tierarzt gehen?
BIN MAL WIEDER FÜR JEDE HILFE DANKBAR, AUCH IN BEZUG AUF JAGDTRIEB VERLAGERN.
Viele Grüsse
Sylvia, Martin, Tonka
P.S. ich möchte allen Mut machen, die überlegen einem RR in Not eine neue Chance zu geben. Man bekommt wirklich ganz viel Unterstützung!
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