Als Buki damals vor gut 10 Jahren zu mir kam, hatten wir den Lendenschurz schon gegen Jeans ausgetauscht und die Post wurde auch nicht mehr mit der Kutsche durch die Gegend gefahren - es gab tatsächlich sogar schon Internet . Das Internet habe ich damals im Vorfeld auch bemüht, um mehr über meinen dringlichen Wunsch "Ridgeback" zu erfahren. Aber niemals wäre ich auf die Idee gekommen, wildfremde Menschen im virtuellen Raum danach zu fragen, ob ein RR denn zu mir passen könnte. Als Rose vor gut 5 Jahren als Zweit-RR zu Buki dazukam, war ich inzwischen sehr RR-forumsaffin, dennoch hatte ich (trotz der Eigenschaft des Gerneschreibens) keine Sekunde lang das Bedürfnis, meine Entscheidung für Rose im weltweiten Netz von Menschen hinterfragen zu lassen, von denen ich ausser ihrem Nicknamen gar nichts wusste - und die wiederum auch nichts von mir. Rose wurde erst vorgestellt, als sie schon mit Sack und Pack eingezogen war.
Es war eben MEINE Entscheidung. Beide Male wohldurchdacht und auch in dem Bewusstsein, dass ich selbst alle Konsequenzen aus dieser Entscheidung zu tragen habe. Und weil ich jemand bin, der findet, dass die Hunde niemals unter Konsequenzen leiden sollten, galt nachfolgend bei Abwägungen immer "in dubio pro canis".
Manchmal lese ich dieses "Passt ein RR zu uns?" und dann folgt eine ellenlange detaillierte Auflistung über Gartengröße, Wohnlage, eigene sportliche Aktivitäten, Kinderzahl mitsamt dem Alter, etc. pp. - und dann sozusagen als Kleingedrucktes im Nachgang: "Ach ja, und übrigens... Der Hund müsste untertags 8 Stunden alleine im Garten bleiben, weil wir ja schließlich für all das arbeiten müssen."
SCHLUCK!
Nein, auf die Couch oder ins Bett soll er natürlich auch nicht. Und schließlich haben ja nicht nur Arbeitslose ein Recht auf Hundehaltung...
SCHLUCK - und tief durchatmen!
Nicht falsch verstehen: Meine Hunde dürfen zwar auf die Couch und ins Bett und sie sind - so gut es Bukis Gesundheitszustand für den Aussendienst zulässt - nahezu immer bei mir, selbst wenn ich arbeite. Aber ich habe auch glückliche Hunde erlebt, die nicht auf die Couch durften. Ich habe auch Hunde erlebt, die ohne Probleme die vormittäglichen Stunden alleine zu Hause verpennen und das sogar dem Mitgenommenwerden vorziehen (wobei diese 8-Stunden-Alleinlass-Schiene für mich bei einem ausgeprägten Rudeltier gaaaar nicht geht!) und verdamme ein paar Stunden nicht grundsätzlich in die Hölle. Ich bin da nicht fundamentalistisch unterwegs... Aber ich kann den Hund doch nicht auf ein Objekt reduzieren, dass ich nur nach persönlichem Gusto zum Joggen oder zum neiderregenden Vorzeigen auf Grillpartys aus der Besenkammer raushole. Mal ganz abgesehen davon, dass sich Besenkammer-RRs selten neiderregend auf Grillpartys präsentieren...
Ob ein RR (oder jedwede andere Hunderasse!) passt oder nicht, hängt für mich nicht von der Gartengröße, der Wohnlage oder dem Beruf ab. Für mich passt ein RR (oder jedwede andere Hunderasse!) dann, wenn man bereit ist, ihn wirklich wahrzunehmen und sich mitsamt seiner Persönlichkeit und seinen Bedürfnissen auf ihn eineinzulassen. Für mich passt ein RR (oder jedwede andere Hunderasse!) dann, wenn sein Halter ausreichend Persönlichkeit und Intellekt besitzt, um selber zu entscheiden, ob er den Bedürfnissen seines zukünftigen Familienmitgliedes/Freundes/Partners gerecht werden kann. Und diese Bedürfnisse vor allem auch wahrnimmt - zu denen sicher nicht 5 Tage die Woche 8 Stunden lang alleine gelassen werden gehört.
Ich hab in den 10 Jahren mit Buki einiges erlebt. In den ersten drei Jahren gab es fette Gewitterwolken mit dem sehr eigenständigen Revoluzzer. Totalverzweiflung (wir waren auch mal an einem Punkt, an dem alle nur noch dringlichst zur Abgabe rieten). Tränen - nicht zu knapp. So ganz einfach ist er auch im Alter nicht, weil er sich inzwischen statt auf Heranwachsen auf Altersstarrsinn beruft, aber trotzdem ist er mein Traumhund, der nicht gefragt hat, ob ich passe. Er hat mich einfach passend gemacht. Es war MEINE Entscheidung, zu der ich gestanden habe, die ich keine einzige Sekunde lang bereut habe und es galt immer "in guten wie in schlechten Zeiten" und "in dubio pro Buki". Er ist ein wichtiger Teil meines Lebens - und er hat mein Leben unglaublich reich gemacht.
Ich frag mich oft, warum Menschen dazu neigen, eine derartig wichtige und ganz persönliche Eigeneinschätzung auf wildfremde Menschen zu übertragen...
LG
Susanne
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