Zitat Zitat von Elliot Beitrag anzeigen
Hallo Susanne,
ist schon irgendwie lustig, dass ausgerechnet Du das Thema ansprichst, wo ich doch letztes Jahr fast dachte im Buki einen Bruder von Elliot gefunden zu haben. Ist er aber nicht, die beiden sind ein paar Tage auseinander.

Und was würde sich ändern, wenn ich Geschwister von Elliot finden würde? Vermutlich gar nichts, wäre halt nett soetwas zu wissen, mehr auch nicht. So ganz kann ich die akribische Ahnenforscherei nicht nachvollziehen.
Es wäre für mich ein Leichtes gewesen, durch die paar Informationen vom Tierheim, den ehemaligen Besitzer von Elliot herauszufinden und so vielleicht zu erfahren, wo Elliot herstammt.
Wollte ich aber nicht. Elliot zeigte ein paar Verhaltensweisen, die auch eine unvoreingenommene und emotionsfreie Kontoktaufnahme zum Vorbesitzer nicht möglich gemacht hätten. Was soll das Ganze auch, was gewesen ist, ist Vergangenheit.

Elliot lebt jetzt sein gut sechs Jahren bei mir und ist natürlich der weltbeste Hund überhaupt.
Ich kann doch nicht die ein oder andere Macke von ihm mit dem falschem Stammbaum entschuldigen, entweder ich lebe mit seinen Macken oder ich tue etwas dagegen, so einfach ist das. Und wenn es in seiner Hundefamilie eine schwere Erbkrankheit geben sollte, wollte ich das auch nicht wissen.
Elliot ist ein gesunder und toller Hund und wird auch so behandelt.

Viele Grüße
Kathrin (die nicht immer alles wissen will)
Hallo, Kathrin!

Dein Post veranlasst mich jetzt, nochmal bisserl auszuholen - du bist also schuld an dem langen Text.

Ich kann dein "lieber nicht wissen wollen" komplett nachvollziehen. Im Buch hab ich das ja ausführlich beschrieben, wie der Erkenntnisweg für mich war. Ich wollte wissen, aber kurz vor der heißersehnten Offenbarung des Wissens wollte ich eigentlich am liebsten gar nichts mehr wissen.

Buki war eine Internet-Annoncenliebe auf den ersten Blick. Mir war die Ridge- und Papierlosigkeit so etwas von egal... DZRR hätte ich für den deutschen richtungsweisenden rechtshändigen Zaubererverein gehalten und ELSA für eine Milchkuh. Soviel zum Thema "vorinformierter Welpenkäufer"...

Buki mit seinen 18 Wochen war es einfach. Das war mein Hund - und das ist er jetzt, 7 Jahre später, immer noch. Die Geschwister kannten wir, die mussten wir nicht suchen (wir hatten ein wunderschönes Welpentreffen) und mit den Zieheltern bestand auch Kontakt. Ich nenne sie bewusst Zieheltern, weil sie sich selbst nicht als Züchter sehen - sie sind die Halter von Bukis Eltern und das Halten eines intakten Pärchens ging irgendwann dann doch schief. Es blieb bei dem einen Wurf, die Hunde wurden beide im Anschluß kastriert.

Aber abgesehen davon, dass ich von der Welpenzeit nur Fotos hatte, hatte ich auch keinen Schimmer, was seine Zieheltern eigentlich mit "Papieren" meinten. Bukis Eltern hatten nämlich durchaus welche. Die ersten vier Jahre verschwendete ich nicht einen Gedanken an Abstammung. Buki war gesund, seine Eltern waren gesund und seine Geschwister soweit auch (da gab es übrigens auch ein paar dieser Ausklink-Welpeneltern, was Zieheltern sehr schmerzen kann) - also warum rumkramen? Ein Sturm- und Drang-Bukinator lies mir gar keine Puste, um mal besinnlich zu reflektieren... Aber er wurde reifer und klüger - und ich auch.

Am Telefon sagte mir Ziehmama dann noch, dass sie umziehen werden. Nach ein ganzes Stück weiter westlich. "Susanne, mach dir keine Gedanken, ich schick dir die neuen Daten mit der Post, dann hast du alles auf einmal." Ja. Super. Es kam ein sehr netter Brief mit akribisch aufgelisteten neuen Kontaktdaten. Weil Susanne aber in einer Ewigkeitsbaustelle lebte, auf der immer wieder von einer Ecke in die nächste geräumt wurde, ging der Brief verloren. Daten weg. Mailadresse total veraltet und ersetzt - weil wir aber immer telefoniert haben und (damals) nicht gemailt haben, hab ich das ewig nicht gemerkt. Telefonnummer von Bukis Bruder ging mit dem Brief verloren...

Und dann wollte ich aber wissen, weil ich inzwischen gelernt hatte, dass ELSA eben doch keine Milchkuh ist. Ich wollte wissen, von was für Papieren da geredet worden war. Ich wollte Ahnen erfahren und die Linien. Ich wollte wissen, um meinen denkenden Jagdbomber zu verstehen - ich hatte noch im Kopf, dass die Eltern aus Kennels kommen, in denen die Hunde jagdlich geführt werden und auf die jagdliche Eignung Wert gelegt wird. Ich wollte soooo gerne wissen... Aber ich konnte nicht mehr fragen, weil ich die neuen Kontaktdaten irgendwo in 600 qm zugerümpeltem Altbau verlegt hatte. Ich ging auf die Suche. Und je länger die dauerte, um so mehr habe ich gelernt. Nicht nur über Linien, sondern auch generell über Zucht und den oft damit verbundenen Missbrauch.

Die Suche nach Bukis Vorfahren (und seinen Zieheltern) war unbeschreiblich. Ich hab über ein Jahr lang alle nur annähernd namensähnlichen Menschen im Umkreis von 100 km um Stuttgart antelefoniert und mit der Frage nach dem ridgeless Ridgeback-Wurf in totale Verwirrung gestürzt. Parallel dazu probierten es übrigens Bukis Zieheltern bei mir - meine Telefonnummer war ja gleich geblieben. Sie riefen aber immer dann an, wenn keiner zuhause war (AB hatte ich nicht, aber einen lauffreudigen RR, ergo war Festnetz schlecht ) und kamen nach einigen fruchtlosen Versuchen zu dem Schluß, dass ich auch so eine Ausklinkende bin und gaben resigniert auf.

Dann stand der Zweithund fest und eines war mir so klar wie das Amen in der Kirche: Ich will für den Zweithund eine Abstammung, ich will eine Welpenzeit und ich will eine Familie. Durch die unermüdliche Suche nach Bukis Zieheltern, mit der ich die halbe RR-Welt zu Tode nervte, lernte ich übrigens Roses Züchterin nachhaltig näher kennen.

Tja, Rosi wohnte schon welpettenmäßig bei uns, als ich Bukis Ziehmama dank Internet und völlig ab von RR-Themen endlich doch wieder fand... Das Wiederfinden war unbeschreiblich. Und am Ende des sehr emotionalen Zwei-Stunden-Telefonates kam meine Frage. Die Frage, die ich so lange nicht fragen konnte und die mich gequält hatte: "Sag mal, ihr habt doch gesagt, Bukis Eltern haben Papiere... Kann ich die Pedigrees haben?" Und in dem Moment, in dem ich die Frage stellte, wollte ich eigentlich lieber gar nix mehr wissen. Mein Wissen um RR-Zucht war inzwischen ausreichend groß geworden, um zu wissen, dass ich da jetzt nicht alle Antworten gut wegstecke. Da gab es Linien, die ich so gar nicht haben wollte...

Ich bin froh, dass ich gefragt habe. Das Lesen der zugeschickten Ahnentafel war das Finden der großen Familie. ELSA ist keine Milchkuh, sondern das hütende Auge über Bukis Mama. Und Bukis wunderbarer Papa kam vom DZRR und nicht von irgendwelchen Zauberern, auch wenn man das fast meinen könnte. Ich habe auf das Buch hin, in dem Bukis Elternabstammung mit Kennelnennung hervorgeht, ganz liebe und teilweise sehr bewegende Post selbst aus den etwas verzweigteren Familienästen bekommen - von Menschen, die ich vorher nicht kannte. Ich habe endlich mitbekommen, dass Buki bereits Vorreiter meiner Leidenschaft war - die Erforschung des Zusammenhangs von Ridgeless und DS. Sein Blut ging schon in die Forschung, als ich ihn noch gar nicht kannte... Meine Leidenschaft war entfacht, bevor ich das Wissen um meinen Hund hatte... Mein Hund - gesucht und gefunden.

Nun sind wir zwei nur exemplarisch, aber sicher nicht die Regel. Wir hegen den wiedergefundenen Kontakt zu Ziehelterns wie einen kostbaren Schatz und ich bin so unbeschreiblich froh um die Zieheltern meines Bukis, für die er bis ins Seniorenalter ihr Baby ist, an dem ihnen so viel liegt. Wenn mir etwas passiert, geht er zu ihnen und ich könnte mir keinen besseren Platz vorstellen.

Das ist das, was ich meine, wenn ich schreibe, ich habe mit meiner anfänglichen Blödheit wahnsinniges Glück gehabt. Das hatte ich einfach - anders als mit Glück ist das nicht zu erklären. Da hat der Deckel einfach den Topf gefunden.

Sorry für das Ausschweifende. Aber es musste mal raus...

Nein, auch wenn das jetzt so wirken mag: Roses Züchterin wird hier nicht vergessen. Rose und ihre Züchterin waren nur nicht so kompliziert. Die waren schlichtweg perfekt und unkompliziert - mitsamt dem verzweigten Familienanhang.

Ich müsste noch so viel erklären, was ich wie meine, um verstanden zu werden - aber Überlänge bringt es auch nicht... Wer verstehen will, versteht. Und wen ich mit dem Eingangspost ganz sicher nicht kritisieren will, sind die Menschen mit den Not- oder Übernahmehunden. Die haben alles Gute verdient, aber sicherlich keine Kritik.

In diesem Sinne mit lieben Grüßen

Susanne mit Buki und Rose - Buki grüßt den Fast-Bruder Elliot ganz herzlich!