Hallo Anja,
wir haben ja auch eine Hündin aus dem Tierheim mit dem Unterschied, dass wir in ihr Land geflogen sind;-))))…Spaß beseite…zum „Einfliegen“ kann ich nichts sagen, aber zu Erfahrungen mit Tierheimhund an sich, in einem Land, in dem Hundehaltung oftmals auch anders verstanden wird, als in D.
Grundsätzlich finde ich, dass jeder Tierheim-/Nothund es verdient hat, ein gutes Zuhause zu bekommen, unabhängig davon, ob nun aus dem eigenen oder einem anderen Land.
Wie das organisatorisch ablaufen kann, wenn es wider Erwarten doch nicht klappen sollte mit dem „eingeflogenen“ Hund, weiß ich nicht, das müsstest Du (bzw. hast Du wahrscheinlich schon!) evtl. in Erfahrung bringen, aber ich denke, da werden auch die „Versender“ ihre Erfahrungen, wie damit umzugehen wäre, haben, wenn sie das nicht zum ersten Mal machen.
Wie Du, wollten wir einen mittelgroßen Zweithund aus dem Tierheim, Hündin/Rüde war erst mal egal. Wir hatten den Betreuern im Tierheim geschildert, was wir suchen und wie unser Inja so drauf ist und haben dem Urteil der Tierheimmitarbeiter bzgl. der Auswahl/Empfehlung eines geeigneten Hundes für uns vertraut. So kam unsere Jozi mit damals ca. 9,5 Monaten zu uns und sie kannte seit ihrer 5. Lebenswoche nur das Leben im Tierheim, also kein Leben im Haus, keine Kommandos (außer Sitz), kein Spaziergang an der Leine o. ä. Ob sie stubenrein wäre, konnte man uns nicht sagen, nur der Hinweis, die Hunde würden im Tierheim dazu angehalten, auf dem Gras ihr Geschäft zu verrichten.
Der Alltag mit ihr war eigentlich von Anfang an unproblematisch zunächst haben wir sie so wenig, wie möglich bedrängt und versucht, sie in unserem ganz normalen Tagesablauf mit unserem RR „mitlaufen“ zu lassen. Glücklicherweise hat sie sich von Anfang an stark an unserem Inja orientiert, allerdings ging wenig Initiative von ihr aus, es war ihr eben alles noch zu fremd und zu wenig vertraut. Sie schien zunächst wirklich ein Lamm, fast schon ein „Automat“ zu sein, es kamen fast keinerlei Reaktionen ihrerseits: keine Freude, keine Spiellust, keine Neugier, aber auch kein Jammern oder Fordern. Keinerlei Anzeichen für den neugierigen, lebhaften, spielfreudigen Hund, als der sie uns geschildert wurde…
Allerdings konnten wir zu unserer Freude beobachten, je länger sie bei uns war und je mehr sie anfing, sich zugehörig zu fühlen und uns zu vertrauen, desto mehr taute sie auf…irgendwann begrüßte sie uns freudig, wenn wir nach Hause kamen/morgens nach dem Aufstehen, erst zaghaft und unmerklich und heute überaus stürmisch…irgendwann fing sie an, mit Inja (und dann auch mit uns) zu spielen, erst zaghaft und heute ziemlich fordernd und stürmisch…irgendwann zeigte sie, wenn sie von sich aus etwas wollte - ergriff die Initiative oder brachte ihren Unmut zum Ausdruck….ihre Körpersprache wurde immer offener und selbstsicherer….
Baustellen waren, dass sie sich erst mal an alle möglichen Geräusche und Gegenstände eines Haushalts gewöhnen musste, da hat sie dann oft bei Unbekanntem gebellt. Uns gegenüber war sie – bis heute nicht! – kein einziges mal böse, aggressiv, hätte uns angebellt oder gebissen …Fremden gegenüber begegnete sie allerdings meist mit bellendem Lostürmen, vermehrt zu Hause, aber auch draußen – das hat sich zwischenzeitlich sehr sehr stark verbessert.
Außerdem liebt Jozi bis heute das Knibbeln, was ihr u. a. wohl bei der Stressverarbeitung hilft, worunter anfangs unsere Einrichtung teilweise stark gelitten hat. Mittlerweile knibbelt sie immer noch gerne (Stressabbau/Zuneigung zeigen), hat aber gelernt, dass sie dabei nichts kaputt machen darf – schon gar nicht Injas Hals
Autofahren hatte sie ja auch nie kennen gelernt und obwohl sie es bis heute nicht wirklich liebt, wie unser RR, der mit Freuden ins Auto springt, sind ihre Stresssymptome beim Autofahren komplett zurück gegangen und das Einladen lässt sie wohl oder übel über sich ergehen (das ließ sich auch bis heute – 9 Monate später - nicht „schönfüttern“), aber schließlich will sie ja mit zum Spazi….immerhin führte die Tatsache, dass sie gewohnt war, auf Gras zu pieseln, dazu, dass sie wirklich vom ersten Moment an stubenrein war und ihr Geschäft nur draußen verrichtete
Summa summarum würde ich sagen, manche Dinge kosten viel Zeit und Geduld, wie bei „normalen“ Hunden eben auch und man bekommt sie gut in den Griff und manche Eigenheiten werden wohl auch nie ganz verschwinden, welche das sein werden, keine Ahnung... z. B. wird unsere Jozi wohl immer sehr devot und beschwichtigend reagieren, wenn man ihr etwas verbietet, obwohl wir das in keiner Form gewaltsam machen…( und man bekommt bei ihrer sehr unverhältnismäßigen Reaktion oftmals selbst ein schlechtes Gewissen und hätte am Liebsten gar nichts gesagt oder ist gleich versucht, sie zu trösten…)
Andererseits hat sie sich zwischenzeitlich als eine sehr berechenbare, fröhliche, lernfähige, aufgeweckte, loyale, aber auch (trotz ihrer Zierlichkeit) zähe Hündin entpuppt (ganz wie von den Tierschützern anfangs beschrieben!!!) und Jozi ist die beste und schmusigste Kuschlerin der Welt!!!
Zu ihrer positiven Entwicklung hat sicherlich sehr unser RR-Rüde, an dem sie sich orientieren konnte, beigetragen – sowohl beim Erlernen (für sie) neuer Kommandos, da hat sie richtig gehend bei Inja abgeguckt, was gefordert war und nachgeahmt – als auch was die Hausregeln und den Umgang miteinander anbelangte. Für uns war Injas Anwesenheit insofern von Vorteil, dass wir nicht zu stark auf Jozi fixiert waren und genau wussten, was Inja kann bzw. wie er reagiert, so dass wir nicht versucht waren, sie zu früh zu stark zu (über-)fordern…und wenn Inja mal ein „Platz“ ausführen sollte und sie halt nur ein „Sitz“ konnte, dann gab’s halt ein „prima Sitz“ und trotzdem Leckerli für sie….
tbc...
Lesezeichen