Den Punkt finde ich auch wichtig - ebenso die Frage, warum denn überhaupt von Menschenseite her ein Zweithund zum ersten soll. Da gibt es ja unterschiedlichste Motivationen...
Mein Rüde kam vor fast 10 Jahren zu einer damals knapp 12-jährigen Mischlingshündin dazu. Die Konstellation war damals zunächst so, dass er kein Zweithund im eigentlichen Sinne war, weil die Hündin zu dem Zeitpunkt viel mit meiner Tochter unterwegs war und die beiden damals meist aushäusig in einer WG wohnten. Eine Weile nach Bukis Einzug kamen beide Mädels wieder heim... Die Hunde konnten gut miteinander und wir denken, dass der junge Buki dem alten Mädel noch einmal viel Schwung mitgegeben hat - sie wurde 15 Jahre alt. Die Verantwortungen waren über die Zeit immer aufgeteilt: Die Hündin war Tochtis, Buki war meiner. Für uns Menschen blieb es in der Hinsicht beim Einzelhund.
Nach dem Tod der Hündin fand ich, dass es eine gute Idee wäre, wieder einen zweiten Hund - diesmal natürlich RR - dazuzunehmen. Tochti wollte zu dem Zeitpunkt keinen Hund mehr und so war klar, dass das dann wirklich meiner ist inclusive allem Aufwand, der dranhängt. Ich ging ein Jahr lang in mich und grübelte...
... und entschied mich für den Zweithund. Ich nahm Kontakt mit einer Züchterin auf, die ein halbes Jahr später einen Wurf haben sollte. Ein kleiner Rüde sollte es sein. Aus diesem Wurf. Über eine Hündin dachte ich erst gar nicht nach, weil Hündinnen eigentlich nicht so meins sind und Buki bei befreundeten Hündinnen beizeiten zum Überbeschützer mutierte. Zwar wahrgenommen, aber auch ausgeblendet habe ich über meinem eigenen Wunsch nach einem zweiten RR, dass Buki nach dem Tod unserer alten Hündin sichtlich aufblühte und das Einzeldasein richtiggehend genoss. Nein, wenn man Buki gefragt hätte, der hätte sicherlich keinen Zweithund gebraucht...
Das halbe Jahr bis zum Wurf habe ich dazu genutzt, die Zweihundesituation zu erproben. Ich hab mir Hunde von Bekannten zum Laufen "geborgt" und ich hatte drei Monate lang ein erwachsenes RR-Pärchen in Pflege. Die Spannungen zwischen den zwei Rüden und die Harmonie mit dem Mädchen machten aus meinem Zweitrüdenwunsch schnell eine Hündin. Buki war zu dem Zeitpunkt bereits kastriert, so dass das wichtigste aller Pärchenthemen bereits vom Tisch war (dachte ich zumindest ).
Und dann betrat Baby-Rose (auf ungeplanten Pfaden) die Bühne. Rose war ein Glückstreffer aus wirklich exorbitant guter Aufzucht. Sie war ein sehr selbstbewusster Welpe und später auch Junghund, der sich aber gerade im sozialen Bereich nie selbst überschätzte, sondern immer genau wusste, wo Grenzen sind. Ihr Charakter/Wesen war für Buki perfekt, weil sie eben selber so sicher war, dass er sich nicht bemüßigt fühlte, bei jeder Banalität den Robin Hood für Maid Marian zu geben. In "Notfällen" stand er ihr zur Seite, aber ansonsten ließ er sie einfach machen. Andererseits war sie aber auch immer so, dass sie in der Beziehung mit Buki niemals irgendetwas provozierte. Die beiden haben über die inzwischen fast 5 Jahre (jessas, wo geht die Zeit hin ) eine unglaublich harmonische Beziehung entwickelt. Justament gerade jetzt liegen sie zusammen im 3er-Ridgi Pad und schnarchen unter der Dachflächenfenstersonne kuschelnd vor sich hin.
Rose war wie gesagt ein Glückstreffer. Und ich bin mir seit einiger Zeit darüber bewusst, dass ich dem Buki mit einem Zweithund, der anders gestrickt wäre, auch die Hölle bereiten hätte können. Letztendlich hätte da gar nicht so sehr das Geschlecht den Ausschlag gegeben - das grundsätzliche Konfliktpotential bzw. die Möglichkeit von Konflikten wäre bei einem Rüden aber ungleich höher gewesen.
Was ich selbst in Bezug auf mich in der eigen- und alleinverantwortlichen Mehrhundehaltung komplett unterschätzt hatte: Der Aufwand, es allen gerecht zu machen, ist immens - vor allem, wenn die beiden Hunde unterschiedliche Baustellen haben (Bukis Thema waren immer andere Hunde und der generelle Ohrendurchzug, Rose ist die Jägerin vor dem Herrn). Inzwischen kommt bei uns dazu, dass der ältere und kranke Buki nicht mehr gut unterwegs ist, das Rosentier als Wüstenrennmaus aber Strecke braucht. Ganz fatal ist, dass beide zwar zusammen durchaus mal alleine bleiben können, Auftrennen aber so gar nicht oder für den Zurückgebliebenen nur mit Menschbetreuung geht. Die hab ich aber nicht immer.
Für mich ist Mehrhundehaltung etwas, dass sehr bereichernd sein kann, wenn die ganzen internen und externen Bedingungen stimmen. Wenn die nicht stimmen, dann leidet da auch schnell mal Mensch oder Hund oder beide bzw. alle drei. Deshalb finde ich es unglaublich wichtig, vorher wirklich genau und kritisch hinzugucken und sich auch selbst zu hinterfragen. Warum soll es ein Zweithund sein? Rosa Brille ist schon bei der Einzel-Erst-RR-Anschaffung nicht angebracht. Beim Schritt zum Zweit-RR erst recht nicht.
LG
Susanne
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