Hallo,
ich sehe das nicht so bzw. habe es selbst sehr lange direkt vor Augen gehabt. Was vielen nicht bewußt ist, dass es offensichtlich eine genetische Disposition dafür gibt. Zumindest habe ich das über einige Generationen (bei RR) hinweg beobachten können. Sicher ist der Auslöser dafür sehr individuell und wird bei jedem Hund eine andere Intensität haben müssen, um sie zu Tage zu bringen. Bei manchen kommt das sehr früh und bei einigen tritt es gar nicht auf.
Bis Anfang des Jahres lebte Aika, unsere kleine gepunktete Prinzessin, bei uns. Sie kam als Welpe mit 8 Wochen zu uns und war einfach immer nur ein Sonnenschein. Fröhlich, lieb zu jedem, völlig angstfrei und voller Power. Die ersten drei Jahre waren einfach nur traumhaft schön, sie hat sich so toll entwickelt und mit Begeisterung alles angenommen, was ich mit ihr gemacht habe. Mit 18 Monaten hat sie die Begleithundeprüfung abgelegt und dann haben wir angefangen THS zu machen. Der Übungsplatz war direkt neben dem Schützenhaus und jeden Samstag wenn wir geübt haben, haben auch die Schützen nebenan geübt. Sie war an viele laute Geräusche gewöhnt und hat nie Angst gezeigt.
Und dann kam der Mai 2003 und ein heftiges Gewitter hat sich über unserem kleinen Ort am Hang eines Berges entladen. Der Katastropenalarm wurde schnell ausgerufen, 10 Wehren aus der Umgebung haben sich mit über 100 Leuten darum bemüht, unser Haus zu retten. Eine Schlammlawine mit Unmengen an Wasser ergoss sich über unser Grundstück, Flutlichter wurden überall aufgestellt, Sandsäcke gefüllt, Gräben gegraben ...........
Ganz ehrlich: ich hatte keine Sekunde Zeit, mich um meinen Hund zu kümmern. Sie lag aber die ganze Zeit im Glaserker unserer Küche auf ihrer Decke, schaute zu und hat sich ab und an auch ganz auf die Seite gelegt. Immer wenn ich draußen vorbei gehastet bin, dachte ich: das steckt die Maus aber gut weg.
Auch am Tag drauf, hat man ihr nichts angemerkt. Aber vier Wochen später, ich war gerade bei einem Trainerseminar, kam ein heftiges Gewitter und mein Mann hat sie gesucht, im ganzen Haus und hat sie dann im Keller gefunden. Im letzten, dunkelsten Eck lag sie: ein zitterndes Bündel Angst.
Diese Angst hat sie für den Rest ihres Lebens begleitet, die Furcht vor Gewittern, Silvesterböllerei, Schüssen und lauten Geräuschen, die sie nicht zuordnen konnte. Es wurde immer schlimmer im Laufe der Jahre, genauso wie die Verhaltensbiologin es im Angstseminar beschrieben hat, welches ich mit Aika besucht habe. "Geholfen" hat es uns in der Form, dass ich die Möglichkeiten kennenlernen konnte, wie ich Aika in ihrer Angst helfen konnte bzw. sie etwas lindern konnte. "Geheilt" hat es sie nicht.
10 Jahre lang, hockte ich mit der kleinen Maus im Kellerbad, wenn es gewittert hat. Oft in der Nacht, stundenlang ....
Was es ihr etwas leichter gemacht hat, war auf jeden Fall das Thundershirt und auch Khethani hat, zumindest an Silvester, tatkräftig mitgeholfen und ihre "große Schwester" ganz zart das Gesicht abgeleckt und sich ganz fest an sie gedrückt. Das hat ihr immer sehr gut getan und sie beruhigt. Leichte Massagen haben sie beruhigt, die Oxytocin-Ausschüttung hat dann ihre Wirkung getan.
In ihren letzten zwei Lebensjahren (sie ist knapp 15 Jahre alt geworden) war sie sehr schwerhörig, das hat ihr nochmal viel erspart und sie hat die beiden Jahreswechsel verpennt und auch die Gewitter nicht mehr richtig wahrgenommen.
Khethani hat in all diesen Jahren nie ängstlich auf solche Geräusche reagiert, soviel zum Thema "Abschauen".
Wenige Wochen nach Aiks`s Tod gab es in der Nacht ein heftiges Gewitter und ein lauter Donnerschlag hatte mich geweckt. Mein erster Gedanke war: GsD muss das Aika nicht mehr mitmachen und so konnte ich nach 10 Jahren das erste Mal wieder einem Gewitter zuschauen, denn: ich mag Gewitter ........
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