Der erste RR (Rüde) war richtig, RICHTIG schlimm. Das ganze zweite Lebensjahr war eine ziemliche Katastrophe. Wir hatten das volle Programm: Ohren komplett auf Durchzug, heftige Leinenaggression gegenüber anderen Hunden mit teilweise auch rückwärts gerichteter Aggression gegen mich, erwachter Jagdtrieb, zerstörte Wohnungseinrichtung, allerlei Blessuren an mir selbst... Ich war psychisch und auch physisch an meinen Grenzen mit dem Kerl, mein gesamtes Umfeld drängte auf Eingestehen des Scheiterns - und auf Abgabe.
Aufgeben ist aber so gar nicht meins. Wichtig war damals zu erkennen, warum Buki so war. Zum einen war ich zwar hundeerfahren, aber RR-unerfahren. Das Potential eines RRs hatte ich von Anfang an komplett unterschätzt. Dazu kam, dass ich bei den - im Nachhinein dann endlich auch erkannt - grottigsten Hundeschulen war, die man erwischen kann (besser keine als eine schlechte!). Grottig deshalb, weil halbseiden aversiv mit sporadischem Leckerwurf gearbeitet wurde und der Leckerwurf scheinbar das Prädikat "positive Erziehung" im Anwerbungssalmon rechtfertigte. Das ging bei Buki völlig in die Hosen... Er ist eine extrem selbständige Persönlichkeit, die durchaus auch im Team arbeitet und sich an Führung orientiert (und die auch dringend braucht), aber zur Führung braucht es bei ihm wesentlich mehr als nur "du musst dich halt mal richtig durchsetzen" oder einen sporadischen Leckerwurf. Die Führung muss man sich bei ihm regelrecht verdienen - aus der eigenen Persönlichkeit heraus. In dem hormonellen Umbruchsalter war unter dem Bruchstrich nix da, was ihn hätte auffangen können... Mit 4 Jahren war Buki nach viel grundlegend geänderter Arbeit, vielem Lernen meinerseits und ein wenig toleranter Abstriche gegenüber seiner Persönlichkeit doch noch mein gesellschaftstauglicher Traumhund. Er ist inzwischen 12 Jahre alt, war sicherlich immer insgesamt eher die etwas anstrengendere RR-Variante, aber auch immer eine Persönlichkeit, die mein Leben sehr reich gemacht hat.
Mein zweiter RR (Hündin) war mit 17/18 Monaten genauso wie mit 7 Monaten oder wie mit 4 oder jetzt 7 Jahren. Ich hab keine Ahnung, ob das Geschlecht da auch mit reinspielt, aber Rose hat die pubertäre Phase mit Ohrendurchzug, Grundregelnvergessens und ähnlichem komplett ausgelassen. Mit ihr habe ich allerdings - nach meinen einschneidenden Erfahrungen mit Buki - von Anfang an ganz anders "gearbeitet". Sie ist durchaus auch eine sehr eigene Persönlichkeit, aber mit ihr habe ich von Welpenbeinen an sehr spielerisch und positiv die elementaren Grundlagen (und damit ist nicht "Platz!" und "Fuß!" gemeint) eingefangen und verstärkt. Ebenfalls aus den Erfahrungen mit Buki war mir bewusst, dass man manches besser im allerersten Keim erstickt, bevor man sich dann später auf einer Großbaustelle verirrt. Ich war selbst inzwischen einfach viel klarer in meinen Wertigkeiten und Prioritäten und auch bezüglich der Art, wie ich diese vermitteln will. Klarheit ist für mich ein wichtiges Führungskriterium. In jedem Hundealter.
Ich weiß nicht, warum du nach den Erfahrungen anderer fragst. Entweder ist dein Leben mit eineinhalbjährigem RR gerade sehr anstrengend - oder du wunderst dich, warum da keine pubertäre Phase kommt. Ich vermute mal ersteres...
Liebe Grüße
Susanne mit Buki und Rose
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