Gesundheit und Wesen

Wichtiger als Farbe und Schönheit sind allerdings Wesen und Gesundheit. Für beides ist die sorgfältige Auswahl genetisch zusammenpassender Elterntiere Voraussetzung. Im 1980 gegründeten Rhodesian Ridgeback Club Schweiz (RRCS) darf nur züchten, wer regelmässig kynologische Weiterbildungskurse besucht. Zur Ankörung werden ausschliesslich Hunde mit gesunden Hüft-, Schulter und Ellbogengelenken zugelassen, d. h. solche, die von Ellbogendysplasie (ED) und Osteochonrose (OCD), einer Knochen-Knorpel-Erkrankung beim Junghund, frei sind. Die Hüften müssen bezüglich Hüftgelenksdysplasie (HD) geröntgt werden. Es dürfen nur HD-freie Tiere miteinander verpaart werden oder ein HD-freies (HD A) mit einem, bei dem allenfalls Verdacht auf HD besteht (HD B). Zuchtausschliessend sind genetische Defekte wie z.B. Ruten- oder Kieferfehler oder Dermoid Sinus, eine Art Hautzyste, die beim Rhodesian Ridgeback auftreten kann.
An der Körung (Zuchtzulassung) werden die Hunde von einem auf diese Rasse spezialisierten Richter in Bezug auf ihr Exterieur und von zwei Wesensrichtern auf ihr Wesen geprüft – in die Zucht darf nur, wer frei ist von Ängstlichkeit und Aggression. Welpen werden vor der Abgabe vom Tierarzt untersucht, mehrmals entwurmt, geimpft und gechippt und erhalten ein offizielles Abnahmeprotokoll. Jede Zuchtstätte wird vom Zuchtwart kontrolliert. Zwischen Würfen mit mehr als acht Welpen liegt für jede Hündin eine „Babypause“ von mindestens einem Jahr. Die Welpen wachsen in der Familie auf und werden vom verantwortungsbewussten Rasseclub-Züchter sorgfältig geprägt und sozialisiert, d.h. sie lernen, mit Menschen, andern Tieren, Artgenossen und allen nur denkbaren Umweltreizen umzugehen.
https://www.ridgebacks-makololo.ch/w...15-350x233.jpgZwei Wochen alter RR-Welpe. Schon in diesem zarten Alter ist die richtige Prägung – hier auf Kinder – wichtig. (Copyright Annemarie Schmidt-Pfister)

Welpen nur in beste Hände

Seit Jahren besteht eine starke Nachfrage nach Ridgeback-Welpen, und es wäre ein Leichtes, sie ohne grosses Federlesen zu platzieren. Genau dies wird der seriöse Züchter aber nicht tun; das „Federlesen“ ist er seinen Welpen und der Rasse schuldig. Mit seiner eigenständigen Art ist der Ridgeback nämlich eines ganz sicher nicht: ein Hund für jedermann. Was soll ein verantwortungsbewusster Züchter denken, wenn Welpenkäufer nicht bereit sind, sich auf eine Warteliste setzen zu lassen? Und diese Wartezeit zu nutzen, indem sie sich – Vater, Mutter und Kinder, die nicht mehr im Babyalter sein sollten – mit den Bedürfnissen des künftigen Familienmitglieds und auch mit „ihrem“ Züchter vertraut zu machen? Immerhin wird dieser Ridgeback zehn bis dreizehn Jahre lang den Alltag mit der Familie teilen. Da bleibt definitiv kein Platz für doppelte Berufstätigkeit und schon gar nicht für jede Menge anderer Freizeitvergnügen neben dem Hund. Und was anderes als „Nein!“ soll der Züchter der Familie sagen, die schon im Voraus ankündigt, dass sie den Welpen zwei Tage pro Woche bei den 80-jährigen Grosseltern in Obhut geben und fünf Wochen Ferien in der Karibik verbringen will? Der Hund sei so lange „gut versorgt“ in der (teuren!) Tierpension, denn schliesslich „könne man es sich finanziell leisten“…
Heute, in einer Zeit, da der Hund in unserer Gesellschaft vielerorts zum Feindbild geworden ist und auch der Rhodesian Ridgeback schneller auf der schwarzen Liste landet, als man denken kann – z.B. in den Kantonen Wallis und Freiburg sowie seit dem 1. Januar im Kanton Glarus – , muss ein seriöser Züchter seine Interessenten auf Herz und Nieren prüfen, ehe er ihnen einen Welpen anvertraut. Und er muss ihnen auch klar machen, dass es kein Ausweg ist, stattdessen einen Rhodesian Ridgeback als günstiges Schnäppchen per Inserat, Internet oder vom dubiosen Dissidenz-Händler zu erwerben. Solche Welpen werden nämlich eins-zwei-drei aus der „Vermehrungsanstalt“ beschafft und haben fast immer gesundheitliche und psychische Probleme, weil sie ihrer Mutter viel zu früh weggenommen und – anders als beim verantwortungsbwussten Rasseclub-Züchter – nicht sozialisiert wurden. Sie mögen im Moment halb so viel kosten wie ein SKG/FCI-Welpe, auf lange Sicht werden sie aber ihren Besitzer teuer zu stehen kommen. Und meist auch den Rasseclub, der dann später in der Not zu Hilfe gerufen wird.