Rezenzion zum Buch aus:Amazon.de: Kundenrezensionen: Jagdhund ohne Jagdschein?: Der Weg zum glücklichen und gehorsamen Begleiter

Von
Kleintierpraxis Regine Gebhardt

"Rezension bezieht sich auf: Jagdhund ohne Jagdschein?: Der Weg zum glücklichen und gehorsamen Begleiter (Gebundene Ausgabe)
Dieses Buch kann einen ernsthaft nach Information und Hilfe suchenden Jagdhundehalter entweder nur hilflos zurücklassen oder (falls er schon einiges an fundiertem und aktuellem Wissen besitzt) nur wütend machen! Die märchenhaft wirkenden Passagen über die eigenen Hunde sind schon schwer zu ertragen, insbesondere wenn man sich vorstellt, dass die über Stunden sich selbst überlassenen Vierbeiner wohl kaum mit den aufgescheuchten Hasen, Rehen und Füchsen nur Monopoly gespielt haben (die örtlichen Jagdpächter und Förster wirds freuen; mag allerdings sein, dass das in Norditalien nicht so eng gesehen wird). Über die rassespezifischen Eigenschaften der einzelnen Jagdhundgruppen kann man sich an anderer Stelle besser und ohne glorifizierendes Schwadronieren informieren. Bis über die Hälfte des Buches erfährt man dann, das der Jagdhund Anweisungen wie Sitz, Platz und anderes Basiswissen zu lernen hat. Abgesehen davon, dass es der Autorin an jeglicher vernünftiger Systematik hinsichtlich Lernverhalten zu mangeln scheint, sind das Trainingsinhalte, die selbst jede noch so schlechte Hundeschule verständlich machen kann. Die Beschreibung der einzelnen Lernwege (z. B. den Welpen an der Leine führend, in geduckter Haltung am Waldrand entlang schleichend und dabei verzückt "Fuuuuß, Fuß, Fuß! flüsternd) sind überwiegend so grotesk, dass ich mich geradezu schäme, selbst einen Jagdhund zu besitzen. Abschließend ist zu erfahren, dass der Jagdhund in Nichtjägerhand nur glücklich zu machen ist, wenn er jagdliche Arbeit (Schleppentraining, Kunstschweißfährte und ähnliches) erledigen darf. Das ist nicht neu und leider fehlerhaft, da der Hund so im wahrsten Sinne des Wortes mit der Nase auf das gestoßen wird, was er im Alltag des zufriedenen Nichtjägers eben nicht tun darf. Falls das nun alles nicht klappen sollte und man es durch die empfohlenen Maßnahmen nicht schafft, sich zum Gott seines Hundes zu erheben (er also durchbrennt und hetzt), nun, dann muss man ihn eben an Jäger abgeben. Glückwunsch zu dieser Empfehlung!
Selbstverständlich kann ein Jagdhund auch in Nichtjägerhand ein zufriedenes und ausgefülltes Leben führen. Ich erlebe das seit sechzehn Jahren an unseren Deutsch Drahthaar Rüden (alle vier aus jagdlicher Leistungszucht), die in vielfältiger Weise jeden Tag Bewegung, Nasenarbeit und Denksportaufgaben erhalten. Es gehört allerdings deutlich mehr als dieses Buch dazu: aktuelles Wissen über Lernverhalten, die Charakteristika der einzelnen Jagdhundgruppen, die Bedeutung des jagdprägenden Alters in der Junghundphase und vor allem das gewissenhafte Training einer für den Hund lohnenswerten Alternativhandlung für den Fall des Wildkontaktes. Nur so kann man sich in unseren Breiten entspannt auch ohne Leine mit seinem Jagdhund bewegen, ohne gleichzeitig ein Dauerärgernis für den örtlichen Jagdpächter zu sein!
Eine Empfehlung an den Kynos-Verlag: Bücher, die in solcher und ähnlicher Art und Weise "Philosophien" über Hundehaltung und -training vermitteln, gibt es bereits zu Hauf. Es wäre schön, wenn zukünftig entsprechende Manuskripte kritischer beurteilt würden."

Ich schließe mich der Reszension fast vollständig an.
Das Buch war eine Enttäuschung.