Wie oft hab ich hier wegen dem jagdgeilen Rosentier rumgejammert? Irgendwie ist auch mal an der Zeit, die Kehrseite der Medaille anzugucken...

Rose darf "ersatzen" - sprich: unter meiner Anleitung und unter der Prämisse der Ansprechbarkeit eben auch ihren Präferenzen nachgehen. Da wird gemeinsam geguckt und vor allem auch geschnuffelt.

Nö, das ist jetzt überhaupt nicht spektakulär. Das macht ja jeder irgendwie, sonst gäbe es keine Reizangelfreds und keine Mantrailinkurse und keine Fährten und und und...

Rose und ich haben ein ganz unspektakuläres Miteinander und eine Art Ritual eingeführt. Auf Spaziergängen beschäftige ich sie zu ungefähr 80% selber, den Rest darf sie sinnesmäßig aus der Umwelt raussaugen. Die Anteile variieren bisserl und hängen von unserer Tagesform ab. An manchen Tagen mach ich zu 100% den interessanten Kasper - auf den sie inzwischen echt gut anspringt, denn Kasper und Roses lernen ja dazu. An manchen Tagen muss ich gar nicht kaspern und kann sie rennen lassen, weil sie auch 200 m weiter voll bei mir ist. Ich weiß, wann was geht und wir sind auch mit unserem "Problem" sehr zusammengewachsen. Eigentlich sind wir schon fast langweilig.

Was ich aber einfach nicht langweilig finde, ist Roses Dranbleiben... Für den Larifari-Frauchen-Entspannungs-Spaziergang ist das natürlich doof. Für das Miteinander ist es der Himmel. Sie fordert mich immer wieder heraus, mir Neues und Anhaltenderes auszudenken und sie zieht das auch mit einer unglaublichen Ausdauer durch, bis sie die Aufgabe gelöst hat. Und da ist sie auch wirklich bei mir. Und sie hat einfach eine Ausdauer, dass es selbst mir als sturem Widder schwindlig wird.

Warum ich das ausgerechnet heute schreibe? Weil Rose heute unbeschreiblich viel ernsthafte Ausdauer beim Suchen bewies und die Aufgabe trotzdem nicht lösen konnte - Rose gab auf (was wirklich was heißen will), kam zu mir, klappte die Ohren an und hatte motivationsmäßig das Handtuch geschmissen. Ich knuddelte sie kurz, sagte im normalen Ton: "Du kannst das!" und legte unser scharf gesprochenes "Such weiter!" nach. Buki hätte mir in dem Moment einen Vogel gezeigt (such deinen Mist selber). Rose ging ab, als ob es der erste Anlauf wäre, war keineswegs frustriert - und fand dann doch. Wir haben gemeinsam gefeiert. So richtig.

So sehr Rose auch manchmal anstrengend sein mag - es öffnet auch Türen, die mir wirklich Respekt vor den Fähigkeiten meines Hundes einflößen. Und die Ausdauer macht mich platt. Im positiven wie auch noch manchmal im negativen Sinne.

Warum ich das schreibe? Ich schreib das für all diejenigen, die manchmal fast verzweifeln könnten. In jedem Schlechten liegt (mindestens) genauso viel Gutes. Man muss es nur sehen.

Ich liebe diesen Hund. Hab ich das schon mal erwähnt?

LG

Susanne